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Paloma

Paloma

Titel: Paloma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Dannenmann
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interessieren“, mischte sich jetzt Salvador ein. „Wenn sie fünfhundert Leute hier unterbringen, frage ich mich, wie wollen sie die alle satt kriegen? Das ganze Zeug muss doch mit Schiffen vom Festland rüber geschafft werden. Alles, einfach alles. Gemüse, Salat, Fleisch. Und wer zahlt das denn?“
    „Die Touristen. Die Leute, die hier Urlaub machen. Ihr könntet bestimmt ein schönes Stück Geld machen, wenn du und deine Nachbarn, Bauern von der Insel eben, die Hotels mit Gemüse und Salat beliefern würdet.“
    „Siehst du. Daran erkennt man, dass du kein Campesino bist.“
    „Wieso?“
    „Überleg doch mal, Gemüse und Salat für fünfhundert Leute. Und Paloma und ich tun uns schon schwer, genug für zwei Leute anzubauen. Wenn wir mehr Brunnen hätten ... ja dann vielleicht.“
    Gemeinsam verließen sie die Baustelle und gingen unten am Strand weiter. Mit seinem im Sonnenlicht so grellweißen Sand, dass Philipp die Augen zusammen kniff. Da es kaum Dünung gab, gingen sie dicht am Wasser. Philipp spürte, dass Salvador an irgendetwas zu kauen hatte, er sah es an der Art wie er mit den Füßen den Sand trat.
    „Ich bin einfach zu alt“, sagte er schließlich. „Wenn ich zehn oder zwanzig Jahre jünger wäre ...“
    „Ach was, du bist noch nicht alt, Salvador. Du arbeitest doch jeden Tag so viel wie ich oder die beiden Engländer.“
    Salvador zuckte nur schweigend mit den Schultern. Schließlich sagte Paloma: „Da oben haben sie ihn nicht haben wollen.“ Sie deutete auf die Baustelle hinter ihnen. „Er sei zu alt, haben sie gesagt.“
    „Du hast da oben auf der Baustelle nach Arbeit gefragt?“, erkundigte sich Philipp.
    „Da oben nicht. Sie haben ein Büro in San Lorenzo. Aber du hast ja gehört, sie wollten mich nicht. Es ist ein Elend. Ein Leben lang hab ich auf ein Wunder gewartet. Einmal muss irgendwas kommen, hab ich mir immer gesagt und jetzt, wo das Wunder da ist, geht es an mir vorbei.“
    „Meinst du, das da oben ist wirklich ein Wunder? Stell dir mal vor, sie bauen noch zwanzig oder fünfzig oder sogar hundert von solchen Hotelanlagen, dann platzt die Insel im Sommer aus allen Nähten und überall wimmelt es nur so von Menschen.“
    „Ist mir doch egal“, brummte Salvador.
    Philipp lachte. „Ach was, du bist nur sauer, weil sie dich nicht genommen haben und jetzt, wo du da oben warst, fällt dir das wieder ein. Was hältst du davon, wenn wir in einer Kneipe in San Ferran was trinken? Ich bin schon ganz ausgetrocknet von der Hitze und dem Staub auf der Baustelle.“
    „Später. Erst will ich noch dort rüber.“
    Salvador zeigte auf einige windschiefe Hütten am Ende der Bucht, roh gezimmerte Unterstände für Fischerboote, an denen einige ältere Männer standen.
    Philipp und Paloma trennten sich von ihm und stiegen die Klippen hinauf und gingen oben auf den zerklüfteten Felsen weiter. Philipp kannte sich hier gut aus. Während seines ersten Aufenthaltes auf Magali war er einige Male dort gewesen. Er erinnerte sich noch daran, dass ein Stück weiter bereits die nächste Bucht lag. Kleiner zwar und nicht so ganz einfach zu erreichen.
    Und so suchte Philipp den Einstieg, den er früher immer genommen hatte, fand ihn aber nicht mehr. Die Felsen hier waren teilweise bröselig wie Kreide, eine Menge Gestein war in der Zwischenzeit in die Bucht gestürzt. Nach kurzer Überlegung nahm er deshalb Palomas Hand. Zwar wunderte er sich, dass er darüber erst nachdenken musste, aber er war sich nicht ganz klar darüber, wieso er gerade Paloma gegenüber zurückhaltender war als bei diversen Flirts vergangener Jahre. Aber wenigstens hatte sie ihm ihre Hand nicht entzogen, worin er immerhin einen Fortschritt sah.
    Und so stiegen sie gemeinsam vorsichtig die Felsklippe hinunter. Philipp voraus, bei jedem Schritt prüfend, ob der Untergrund sicher genug war. Hier und da gab es vertrocknete Überbleibsel von Büschen oder deren Wurzeln, an denen sie Halt suchen konnten.
    Sand gab es keinen unten in der Bucht, nur Steine und Felsen und unzählig viele kleine Tümpel, in denen es von Krebsen, winzigen Fischen und Wasserschnecken nur so wimmelte. Tang und Strandgut lag in Mengen herum. Holz mit glänzender, seidiger Oberfläche, ein alter Lederschuh, der wie platt gewalzt aussah. Dort wo die Sonne die Wassertümpel ausgetrocknet hatte, war eine Schicht fein zerriebener Muschelschalen zurück geblieben. Und über allem lag schwer der brackige Geruch nach Meer, den Philipp so liebte.
    Während sie über

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