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Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer

Titel: Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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Holzspänen zündete er die Kerze an und setzte sich auf das Schlaflager.
    Aus der Dunkelheit seiner Kammer schälte sich eine Gestalt.
    Jackon keuchte vor Entsetzen auf und griff nach dem Säbel; dabei ließ er die Kerze fallen. Er hörte ein wütendes Knurren, dann packten ihn kräftige Hände am Hemdkragen und zogen ihn auf die Füße, bevor er den Säbel zu fassen bekam.
    Der flackernde Kerzenschein fiel auf ein entstelltes Gesicht. Hinter der fliehenden Stirn standen die Haare in alle Richtungen ab. Ein fauliger Geruch, widerwärtiger noch als der Gestank des Abwassers, schlug ihm entgegen.
    »Da bist du ja, du Wicht. Dachte schon, du hättest dich vor Angst verkrochen.«
    Darren! , begriff Jackon erleichtert, während er nach Luft schnappte. Es ist nur Darren!
    Dann wurde ihm klar, dass dies nicht unbedingt Anlass zur Erleichterung bot.
    Seine Füße scharrten über den Boden. Vergeblich versuchte er, sich aus dem eisernen Griff zu befreien.
    »Wie oft hat Darren dir gesagt, du sollst ihn in Ruhe lassen? Na?«
    »Hab nichts gemacht«, ächzte Jackon, was den Eindringling veranlasste, ihn so heftig zu schütteln, dass seine Zähne aufeinanderschlugen.
    »Dreckiger Lügner! Gestern Nacht warst du wieder in Darrens Kopf.«

    »Ich weiß nicht, was du …« Der Rest des Satzes blieb Jackon im Hals stecken, als Darren ihn auf die Strohsäcke schleuderte. Dann beugte sich der Hüne über ihn und bleckte seine verfaulten Zahnstümpfe. Die beiden Hälften seines Gesichts passten nicht richtig zusammen: Das rechte Auge befand sich nicht auf der gleichen Höhe wie das linke, eine Wange hing herunter, als gäbe es keine Muskeln, die ihr Form verliehen.
    »Das passiert, wenn man Darren wütend macht«, knurrte der Missgestaltete und trat gegen eine Kiste, sodass sie in den Kanal fiel.
    »Nicht meine Sachen!«, rief Jackon. Er stürzte zum Ausgang der Kammer, bekam die Kiste jedoch nicht mehr zu fassen und konnte nur noch dabei zusehen, wie sie fortgespült wurde.
    Darren packte ihn am Nacken und zog ihn zurück in die Kammer, wo er ihn auf den Boden schleuderte. »Merk dir das, du kleiner Hurensohn. Beim nächsten Mal wirft Darren dich hinein.«
    Mit schweren Schritten stapfte der Hüne über die Planke und beförderte das Brett mit einem Tritt in die Brühe, bevor er davonschlurfte und Jackon die Ghule an den Hals wünschte.
    Jackon rieb seinen schmerzenden Nacken … bis er verbranntes Stroh roch. Fluchend wirbelte er herum, schüttelte die Kerze vom Strohsack herunter und trat die Flammen aus. Dann hob er die Kerze auf, die in dem ganzen Durcheinander erloschen war, zündete sie an einem glimmenden Halm an und stellte sie behutsam in eine kleine Nische im Mauerwerk. Sie war alles, was er noch besaß, abgesehen von den Säcken und den Kleidern am Leib. Seine Kiste, der Säbel und der Rest seiner Sachen waren im Schlund des Hauptsammlers verschwunden. Nicht einmal die Planke hat er mir gelassen , dachte er niedergeschlagen.
    Er setzte sich auf sein Schlaflager und versuchte, seinen knurrenden Magen zu ignorieren.

    Wenigstens das Netz hatte er noch. Ohne das Netz taugte er nicht einmal mehr zum Schlammtaucher und könnte sich ebenso gut in den Hauptsammler stürzen. Er konnte nur hoffen, dass sich in den nächsten Tagen ein paar brauchbare Dinge darin verfingen, denn er benötigte dringend eine neue Planke und vor allem etwas zu essen. Allein mit den Knochen und Leinenresten kam er nicht mehr weit, denn es war abzusehen, dass Asher die Preise weiter drücken würde.
    Heute war wahrlich nicht sein Glückstag.
    Wenn er nur wüsste, was er tun könnte, damit Darren und die anderen Ausgestoßenen ihn in Ruhe ließen …
    Es war nicht der erste Vorfall dieser Art. Früher, als er noch in Flussnähe gelebt hatte, war keine Woche vergangen, in der man ihm nicht vorwarf, er hätte die anderen Bewohner der Abwasserkanäle nachts belästigt und im Schlaf heimgesucht. Er dachte, es würde besser werden, nachdem er sich eine andere Unterkunft gesucht hatte, weit weg von den Quartieren der Schlammtaucher. Ein Irrtum. Seitdem brachte er die Ausgestoßenen gegen sich auf, was noch schlimmer war, denn bei den meisten handelte es sich um gewalttätige Verrückte wie Darren.
    Er wollte niemanden belästigen, tagsüber nicht, und erst recht nicht nachts. Er wollte sich nur um seine Netze kümmern, in der Hoffnung, mit seinen Funden etwas Geld zu verdienen. Und er trieb sich auch nicht in den Köpfen anderer Leute herum. Wie sollte so etwas

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