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Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Titel: Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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einmal im Pandæmonium herausgegeben hatte, wo die Manusch mehr als einmal in großer Gefahr gewesen waren. Dass sie ihre restlichen Vorräte jetzt so freigiebig verteilte, machte ihm bewusst, wie aussichtslos ihre Lage war.
    Er setzte die Phiole, die die Wahrsagerin ihm gab, an die Lippen, trank einen Schluck und gab sie an Quindal weiter. Es dauerte nicht lange, bis die Substanz ihre Wirkung entfaltete: Ein heißkalter Schauer durchlief ihn und machte ihn für ein paar Sekunden benommen. Anschließend legte sich sein Entsetzen etwas. Zu wissen, dass ihn die Spiegelmänner von nun an nicht mehr sehen konnten und er für mehrere Stunden unempfindlich gegen jede Art von Verletzung sein würde, ließ neue Zuversicht in ihm aufsteigen. Vielleicht gelang es ihnen doch, mit heiler Haut davonzukommen.
    Es gab nicht genug javva für alle – Livia und Godfrey gingen leer aus. Nachdem die Wahrsagerin den letzten Rest unter ihren Kindern aufgeteilt hatte, führte sie die drei zu den Schlafquartieren. Wieder einmal bewunderte Liam sie und die anderen Manusch für ihren Mut. Obwohl sie allen Grund hatten zu verzweifeln, bewahrten sie einen kühlen Kopf.

    Jovan kam mit den Waffen zurück und verteilte sie. Liam wollte gerade nach einer doppelläufigen Pistole greifen, als ihm wieder einfiel, was beim letzten Mal geschehen war, als er eine Schusswaffe abgefeuert hatte: Seth hatte ihn voller Zorn ins Pandæmonium geschleudert. Er überließ das Schießeisen Madalin und nahm stattdessen ein Messer.
    Auch Godfrey bewaffnete sich. Er wuchtete ein Gerät mit spiralförmiger Spitze auf das Geländer der Plattform – ein Blitzwerfer, wie Liams Vater einen besessen hatte – und hielt es mit einer Hand fest, während er weiter in den Trichter starrte.
    »Sie sind da!«, rief er.
    Alle Augen wandten sich dem Tor zu.
    Zwei dröhnende Schläge erklangen. Liam und seine Gefährten verteilten sich in der Halle, gingen einzeln oder paarweise hinter Maschinen in Deckung. Liam verbarg sich hinter einem Pfeiler, umklammerte den Knauf seines Messers und versuchte, nicht in Panik zu geraten. Denk daran, dir kann nichts passieren. Du hast schon ganz andere Sachen überstanden.
    Außerdem musste es den Spiegelmännern erst einmal gelingen, das Tor aufzubrechen. Es war so stabil, dass es selbst einem Rammbock stundenlang widerstehen konnte.
    In diesem Moment zerriss eine Explosion die Luft. Ein Feuerblitz schoss in die Halle, gefolgt von einer Woge aus Staub und heißem Rauch, aus dem Metalltrümmer geflogen kamen: tödliche Geschosse, die wie Schrapnelle durch die Luft schwirrten und gegen die Maschinen prallten. Liam befand sich gut zwanzig Schritt vom Tor entfernt, doch die Druckwelle war so stark, dass sie ihn zu Boden warf. Mit klingelnden Ohren rappelte er sich auf, griff nach seinem Messer und versuchte, in all dem Rauch etwas zu erkennen.
    Gestalten erschienen in den Schwaden. Erst zwei, dann vier, dann ein ganzes Dutzend. Spiegelmänner mit schwarzen
Kutten, glitzernden Masken, bandagierten Händen. Stumm schwärmten sie in die Halle, ihre Rabenschnäbel zum Schlag erhoben.
    Godfreys Blitzwerfer zischte, und ein verästelter Strahl knisternden Lichts traf die ersten beiden Eindringlinge, verbrannte sie zu Asche. Das war für Liams Gefährten das Signal zum Angriff. Unter wütendem Gebrüll feuerten sie mit Pistolen und Handarmbrüsten auf die Spiegelmänner, schleuderten Äxte und Wurfmesser. Mehrere Maskenträger wurden getroffen, fielen jedoch nicht. Sie waren viel zäher als gewöhnliche Menschen, und sogar schwere Verletzungen reichten mitunter nicht, sie zur Strecke zu bringen. Allerdings machte sich Verwirrung unter ihnen breit. Außer Godfrey konnten sie keinen ihrer Gegner sehen, weshalb sie ziellos in den Raum stürmten und Lucien und die Manusch selbst dann nicht wahrnahmen, wenn diese sich genau vor ihnen befanden.
    Liam beobachtete all dies aus sicherer Entfernung, denn das Gefecht fand in der unmittelbaren Umgebung des Tores statt. Er fragte sich, warum seine Freunde weiterkämpften, statt die Verwirrung der Spiegelmänner auszunutzen und zu fliehen. Als sich der Rauch lichtete, fand er die Antwort: Corvas stand in den Trümmern des zerstörten Portals, flankiert von zwei Spiegelmännern. Wer die Halle verlassen wollte, musste an ihm vorbei.
    Eine Bewegung zu seiner Linken erregte seine Aufmerksamkeit. Zwei Maskierte hatten sich zur Eisentreppe vorgekämpft und begannen, die Stufen zu erklimmen. Einer von ihnen war von einer

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