Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer
hauptberuflich als Schriftsteller. Hat dieser Schritt viel Mut erfordert, und was hat sich seither für Sie verändert?
Natürlich ist mir dieser Schritt nicht leichtgefallen — eine sichere Stelle in einem interessanten Tätigkeitsfeld gibt man nicht auf, ohne es sich vorher gut zu überlegen. Aber die Verlockung, mich ganz dem Schreiben meiner Romane widmen zu können, war so stark, dass ich ihr, allem Sicherheitsdenken zum Trotz, nicht widerstehen konnte. Außerdem hatte ich zu diesem Zeitpunkt bereits Verträge für weitere Bücher und hätte die »Doppelbelastung« von Job und Schreiben kaum noch schultern können.
Geändert hat sich seitdem sehr viel. Früher musste ich nach der Arbeit oder an freien Tagen schreiben. Dieser Zeitdruck hat sich deutlich reduziert, was mir die Möglichkeit gibt, neue Ideen zu entwickeln oder ein Manuskript auch mal ruhen zu lassen, wenn ich nicht weiterkomme. Überhaupt habe ich jetzt viel mehr Zeit zum Nachdenken, was der Qualität meiner Geschichten zugute kommt.
2 In Ihrem zweiten Buch »Das Vermächtnis der Seherin«, das wie Ihr Debütroman im Mittelalter angesiedelt ist, haben Sie verstärkt phantastische und mystische Elemente eingesetzt. Nun wird als nächstes Ihre »Pandæmonia«-Trilogie erscheinen, in der Sie sich ganz in ein phantastisches Reich begeben. Zeigt sich hier eine konsequente Entwicklung, die Sie vom historischen Roman zur Fantasy geführt hat, oder lieben Sie das Spiel mit unterschiedlichen Genres?
So unterschiedlich finde ich meine ersten beiden Bücher und die Pandæmonia Trilogie gar nicht. Sowohl »Der Gesandte des Papstes« als auch »Das Vermächtnis der Seherin« sind keine reinen historischen Romane, sondern im Grunde auch Phantastik, wenngleich eine ganz andere Art. Die Entwicklung sehe ich eher darin, dass ich mich schriftstellerisch mehr traue als früher und Pandæmonia breiter und komplexer angelegt habe, als ich es vor ein paar Jahren gekonnt hätte.
3 Was fasziniert Sie als Autor besonders an der Fantasy?
Fantasy ist sense of wonder. Sie erzählt von Dingen, die in unserer geordneten und rationalen Welt keinen Platz mehr haben. Ich erfinde gerne fremdartige Orte, wo man hinter jeder Ecke auf seltsame Geschöpfe oder bizarre Geheimnisse stoßen kann, wo es exotische Gesellschaftsformen und Kulturen gibt. Eine solche Welt bunt und spannend und trotzdem glaubwürdig zu schildern stellt für mich den größten Reiz an Fantasy dar.
4 In Ihrer Trilogie gibt es drei Realitätsebenen, die als getrennte Welten nebeneinander existieren und nicht von allen Menschen gleichermaßen wahrgenommen werden können: die für alle sichtbare Metropole Bradost, die Stadt der Träume und das Pandæmonium. Diese Welten bedingen einander und beeinflussen sich gegenseitig. Eine besondere Herausforderung muss es für Sie gewesen sein, das Pandæmonium, das Reich der Dämonen, zu beschreiben, da es sich am stärksten von der uns bekannten Welt unterscheidet. Gab es bestimmte Quellen wie Mythen, Sagen oder Heldenepen, die Sie zur Darstellung des Pandæmoniums angeregt haben ?
Nur bedingt. Natürlich denkt man sofort an die christliche Hölle, wenn man die Bezeichnung »Pandæmonium« hört, aber ich habe beim Schreiben darauf geachtet, dass das Pandæmonium keinem bekannten mythischen Ort oder religiösen Konzept allzu sehr ähnelt. Religion spielt in der Pandæmonia Trilogie eine sehr untergeordnete Rolle; entsprechend hat auch das Pandæmonium keine religiöse Funktion in der Geschichte.
5 Die zweite Parallelwelt ist die der Träume. Woran haben Sie sich bei der Beschreibung der Träume orientiert?
Zunächst habe ich mir angeschaut, was die Sagen- und Götterwelten von diversen europäischen und außereuropäischen Völkern dazu zu sagen haben. Mythologie ist immer eine Fundgrube für Ideen, und in diesem Fall hat mir der indianische Schamanismus die eine oder andere Anregung geliefert. Gleichzeitig habe ich zu moderner Traumforschung recherchiert und mich lange mit einer befreundeten Tiefenpsychologin und Expertin für Träume unterhalten. So ist das Konzept der Seelenhäuser entstanden. Zu guter Letzt habe ich mir angesehen, wie andere Autoren der Phantastik, Lovecraft beispielsweise oder Neil Gaiman, an das Thema herangegangen sind — um dann alles ganz anders zu machen.
6 Welche Rolle spielt die Magie in Ihren Romanen?
Die allermeisten Bewohner der Pandæmonia-Welt bekommen Magie nie zu Gesicht, denn sie ist aus dem Alltag beinahe vollständig
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