Sternenschweif 20 - Geheimnisvolles Einhorn
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Laura war mit ihrem Pony Sternenschweif auf dem Weg zu ihrer Freundin Grace. Ihrer Mutter gehörte der Reiterhof ganz in der Nähe. Gedankenversunken ritt sie den Feldweg an den Obstwiesen entlang. Die Äpfel der alten Apfelbäume leuchteten rot glänzend vor dem blauen Herbsthimmel. Laura freute sich, dass der erste Ferientag so schön war. Hoffentlich würde das so bleiben. Dann konnte sie jede freie Minute mit Sternenschweif draußen verbringen. Und sie könnte lange Ausritte mit ihren beiden Freundinnen Jessica und Mel unternehmen. Oder so wie heute Grace und ihre Mutter auf dem Reiterhof besuchen.
Mit Grace verband Laura ein besonderes Geheimnis. Ihr Pony Nachtwind war nämlich wie Sternenschweif kein ganz gewöhnliches Pony. Mithilfe eines Zauberspruchs verwandelten sie sich in Einhörner!
Obwohl Laura nun schon so oft die magischen Verse gesprochen hatte, konnte sie es manchmal immer noch nicht glauben, dass sich hinter ihrem unscheinbaren grauen Pony tatsächlich ein wunderschönes Einhorn verbarg. Sein Horn und sein Schweif glänzten silbern, wenn es seine Zaubergestalt annahm. Und das Schönste war, dass Sternenschweif dann mit Laura sprechen konnte. Sie erzählte ihm alles und er verstand sie immer, denn er war ihr bester Freund.
Laura hatte Grace zur Seite gestanden, als sie herausfinden wollte, ob Nachtwind auch ein Einhorn war. Dieses Geheimnis musste jeder, der der Freund eines Einhorns sein wollte, alleine entdecken. Nachtwind war damals noch ein Fohlen gewesen, aber mittlerweile hatte er mit Sternenschweifs Hilfe sogar das Fliegen gelernt. Nur noch nicht zusammen mit Grace, denn dazu war er noch zu jung. Das war schade, denn Laura wäre gerne gemeinsam mit Grace durch die Luft galoppiert. Für Sternenschweif und sie gab es nichts Schöneres, als über Baumwipfel zu springen oder sich in den glitzernden Nachthimmel zu schwingen.
Sie konnten bloß nachts fliegen, weil sie dann sicher vor fremden Blicken waren. Denn nur ein Einhornfreund durfte ein Einhorn in seiner wahren Gestalt sehen. Selbst Lauras Familie und ihre Freunde wussten nichts von Sternenschweifs Geheimnis. Deswegen genoss Laura es umso mehr, wenn Grace und sie sich ab und zu heimlich über ihre Einhörner unterhalten konnten.
Doch seit ein paar Wochen sprach Grace nur noch davon, wie schlecht es um den Reiterhof stand. Etliche Ponys waren krank. Sie lahmten und durften nicht geritten werden. Deswegen musste Mrs Wakefield vielen Reitschülern absagen und verdiente immer weniger.
Grace tat Laura leid. Sie und ihre Mutter arbeiteten so hart und gaben den Pferden ein wirklich gutes Zuhause. Es war ungerecht, dass sie in solchen Schwierigkeiten steckten und auch noch die Enttäuschung der Kinder, die sie heimschicken mussten, zu spüren bekamen. Hoffentlich sah alles bald schon wieder besser aus.
Ihre Gedanken schweiften ab zu Jessica und Mel und der Idee, die sie vor ein paar Tagen gehabt hatten. Die drei Freundinnen wollten eine Halloweenparty für alle jungen Reiter in der Umgebung veranstalten. Es machte ihnen großen Spaß, sich allerlei lustige Spiele auszudenken. Sie hatten sich sogar schon Gedanken zu den Preisen für Eintritt, Essen und Getränke gemacht. Den Erlös wollten sie für einen guten Zweck spenden, allerdings wussten sie nicht so recht, für welchen.
Der Höhepunkt der Party sollte auf jeden Fall eine Schatzsuche sein, darin waren sich die Mädchen einig. Die Teilnehmer mussten mit ihren Ponys durch den Wald reiten und etliche Fragen beantworten, um den Schatz zu finden. Dabei würden allerhand gruselige Geister und Riesenmonster die Schatzsucher erschrecken.
Bei all dem Spaß, den die Party bedeutete, wussten die drei Mädchen jedoch genau, dass damit auch viel Arbeit auf sie zukam. Allein das Aushöhlen der vielen Kürbisse würde Stunden dauern. Doch Laura freute sich schon jetzt auf das Fest.
Mittlerweile war sie mit Sternenschweif am Reiterhof angekommen. Laura ritt gerade auf das Haupthaus zu, als die Tür aufging und Grace heraustrat. Sie sah besorgt aus.
„Hallo, ihr beiden“, begrüßte sie sie. „Ihr werdet es nicht glauben, aber seit heute lahmt auch noch Candy!“
„Was?“, entgegnete Laura fassungslos. „Candy war doch bislang noch nie krank. Was macht ihr denn jetzt?“
„Uns wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als alle Reitschüler, für die Candy eingeplant war, anzurufen und abzusagen. Es ist wirklich wie verhext“, seufzte Grace bekümmert.
Laura tat ihre Freundin leid. Wie
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