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Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer

Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer

Titel: Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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glich einer chaotischen Ansammlung von Holz und war weder rund noch eckig, sondern irgendetwas dazwischen, so als hätten sich die Planken wie Treibgut und Wrackteile zufällig auf dem Wasser zusammengefunden. Sie formten ein schwimmendes Eiland, das aus mehreren Plattformen bestand, zwei oder drei großen und unzähligen kleineren, miteinander verbunden durch Brücken, Stege und abenteuerlichen Konstruktionen aus Stangen und Tauwerk. Getragen wurde das Ganze von gewaltigen Blechfässern, aufgereiht an der Unterseite der Plattformen. Vivana erblickte mehrere haushohe Motoren aus schimmerndem Messing; vermutlich trieben sie das Stadtfloß an, wenn es den Fluss hinauf- oder hinunterfuhr. Momentan jedoch war das nicht der Fall. Riesige Ankerketten reichten straff gespannt ins Wasser und stellten sicher, dass es nicht abtrieb.
    Die Gebäude waren ausnahmslos aus Holz gefertigt. Mit ihren Kuppeln, kunstvoll verzierten Türen und geschwungenen Freitreppen erinnerten sie Vivana an Khorojs Haus.
    Die meisten waren einstöckig, doch in der Mitte der schwimmenden Insel gab es auch einige mit zwei, drei oder vier Stockwerken — augenscheinlich die Residenzen der Stadtoberen. Farbenfroh bemalte Türme reckten sich dem Himmel entgegen und fingen mit ihren vergoldeten Dächern das Sonnenlicht ein.
    Niemand sprach. Obwohl Vivana und ihre Gefährten schrecklich müde waren, hatte der Anblick des Stadtfloßes sie schier überwältigt.
    Der Bann brach, als die Maschinen zu stottern begannen. »Der Treibstoff geht uns aus«, erklärte Khoroj. »Wir müssen sofort landen.«
    Der Südländer steuerte eine erhöhte Basis im Zentrum des Stadtfloßes an, auf der bereits ein etwas größeres Luftschiff ankerte. Er ließ Gas aus den Traggaszellen ab und landete buchstäblich mit dem letzten Tropfen Aether: Die
Jaipin
setzte gerade auf der Plattform auf, als die Motoren endgültig verstummten. Seine Männer stiegen aus und vertäuten das Schiff am Ankermast.
    »Ich schlage vor, dass wir zuerst einen Arzt für Nedjo suchen«, wandte sich Khoroj an die Gefährten. »Anschließend gehen wir zu Jerizhin. Sie wohnt dort drüben im Kapitänspalast.«
    »Das ist deine Bekannte, nehme ich an«, sagte Vivanas Vater.
    »Sie ist das Oberhaupt von Suuraj. Ich kenne sie schon viele Jahre. Von ihr bekommen wir alles, was wir brauchen.«
    »Gut«, sagte Nedjo. »Ich warte hier auf euch.«
    Vivana stellte fest, dass er noch blasser als heute Morgen aussah. Die neuen Eindrücke waren eindeutig zu viel für ihn. »Soll ich bei dir bleiben?«, fragte sie besorgt.
    »Nicht nötig. Ich komme schon klar.«
    Vivanas Vater hielt es jedoch für zu riskant, Nedjo allein zu lassen, und bestand darauf, auf ihn aufzupassen.
    Nachdem sich die Gefährten von den beiden Männern verabschiedet hatten, stiegen sie aus. Die Luft draußen war so heiß und feucht, dass Vivana sich wie in einem Dampfbad fühlte. Augenblicklich brach ihr am ganzen Körper der Schweiß aus. Es roch wie auf einem Schiff: nach feuchtem Holz, Algen und fauligem Bilgewasser.
    Von der Landebasis führte eine Rampe hinab ins Gassengewirr. Es war eine Sache, das Stadtfloß aus der Luft zu betrachten, aber eine ganz andere, es zu durchqueren und die prachtvollen Kuppeln und anmutigen Balkone aus unmittelbarer Nähe zu sehen. Vivana wusste nicht, wohin sie zuerst schauen sollte, so viel gab es zu entdecken. Beim Bau der Häuser waren die verschiedensten Holzsorten zum Einsatz gekommen, schwarze und weiße, braune und beigefarbene mit bizarren Maserungen, wodurch jedes Gebäude einzigartig war und sich gleichzeitig harmonisch in die Umgebung einfügte. Fenster- und Türrahmen waren mit verschlungenen Mustern bemalt. Geschnitzte Greifen und geflügelte Löwen wachten vor den Eingängen. In den engen und schattigen Höfen plätscherten Brunnen aus Alabaster und Kupfer und sorgten für ein wenig Kühle.
    Mückenschwärme ballten sich über den zahllosen Kanälen zwischen den Plattformen. Ein paar Schritt tiefer schaukelten die von Rost, Muscheln und trockenem Seetang bedeckten Fässer auf dem Wasser. Der begrenzte Platz zwang die Bewohner des Stadtfloßes, erfindungsreich zu bauen. Verwinkelte Häuser nutzten jeden Quadratzoll aus. Manche ragten gar über die Plattformen hinaus und besaßen Anbauten, die von waghalsigen Stützgerüsten getragen wurden. Viele Gassen waren so schmal, dass zwei Männer mit Handkarren Schwierigkeiten hatten, aneinander vorbeizukommen.
    Daher spielte sich das Leben hauptsächlich

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