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Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer

Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer

Titel: Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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Fesseln nicht mehr.«
    »Das kannst du nicht beurteilen.«
    »Doch, kann ich.« Sie tippte sich an die Schläfe. »Tante Livia, erinnerst du dich?«
    Er gab ein Schnauben von sich. Es fiel ihm nach wie vor schwer zu verstehen, dass sie Dinge wusste, die sie eigentlich nicht wissen konnte. »Na schön. Keine Fesseln mehr. Aber wir beaufsichtigen ihn, bis wir in Yaro D'ar sind.«
    Vivana bemerkte, dass Nedjo die Augen zugefallen waren. Sie schlug ihm sanft gegen die Wange. »He! Nicht einschlafen. Hier, trink noch einen Schluck Kaffee.«
    Mit zitternden Händen nahm Nedjo die Tasse entgegen.
    »Du hast noch gar nichts gegessen«, sagte ihr Vater. »Geh frühstücken. Ich übernehme hier.«
    Vivana trottete zum Aufenthaltsraum, wo die Reste des Frühstücks auf den Tischen standen. Sie hatte überhaupt keinen Appetit. Sie nahm sich einen Kaffee und setzte sich ans Heckfenster. Wenig später ertappte sie sich dabei, dass sie jeden Quadratzoll des Himmels absuchte. Gegen alle Vernunft hoffte sie immer noch, Ruac könnte plötzlich am Horizont auftauchen.
    Der dunkle Fleck da drüben — sah er nicht aus wie ein Lindwurm mit ausgebreiteten Schwingen?
    Nein. Nur ein Schwarm Zugvögel.
    Vivana senkte den Blick. Sie sollte aufhören, sich etwas vorzumachen. Sie waren inzwischen mehrere hundert Meilen von der Insel entfernt. Selbst wenn es Ruac gelungen war, die Dämonen in die Flucht zu schlagen und einen letzten Rest Kraft zu mobilisieren, hatte er keine Chance mehr, sie einzuholen.
    Er würde nicht zurückkommen.
    Wir haben ihn im Stich gelassen.
    Sie dachte an das Versprechen, das sie ihm gegeben hatte, als er noch klein gewesen war:
Ich passe immer auf dich auf. Ich lasse nicht zu, dass dir etwas zustößt. Niemals.
    Ihre Augen füllten sich erneut mit Tränen.
    Plötzlich bemerkte sie, dass jemand neben ihr stand. »Hey, Jackon«, murmelte sie und wischte sich das Gesicht mit dem Ärmel ab.
    Der Rothaarige wirkte verlegen. »Ich halte auch schon den ganzen Morgen nach ihm Ausschau. Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben.«
    »Nein. Dürfen wir nicht.«
    »Vielleicht hat er die Dämonen ja besiegt. Er ist sehr stark. Nicht mal vor den Spiegelmännern hatte er Angst.«
    Vivana wünschte, sie könnte seine Zuversicht teilen. Sie schwieg.
    »Na ja.« Jackon räusperte sich. »Du willst bestimmt allein sein. Falls du jemanden zum Reden brauchst oder so, sag einfach Bescheid, in Ordnung?«
    »Warte«, sagte sie.
    Er drehte sich um.
    »Danke, dass du mir gestern geholfen hast. Das rechne ich dir hoch an.«
    »Keine Ursache«, erwiderte er mit dem Anflug eines Lächelns und setzte sich wieder zu Liam und Lucien.
    Vivana beobachtete ihn verstohlen. Sie hatte immer gedacht, Jackon und sie könnten niemals Freunde werden — nicht nach allem, was geschehen war. Aber vielleicht war er doch nicht so übel.
    Eine halbe Stunde später rief Khoroj aus dem Steuerraum: »Land in Sicht!«
    Liam und Jackon sprangen auf und stürmten nach vorn. »Kommst du nicht mit?«, fragte Lucien, während er seine Pfeife ausklopfte.
    »Ich bleibe lieber hier«, sagte Vivana.
    »Du verpasst etwas. Man fliegt nicht alle Tage mit dem Luftschiff über ein fremdes Land.«
    »Ich bin nicht in Stimmung dafür, in Ordnung?«
    »Gut, wie du meinst.« Lucien schob seine Pfeife hinter den Gürtel und schlenderte zum Steuerraum.
    Vivana blickte abermals aus dem Fenster. Ja, sie war zu niedergeschlagen und müde, um fremde Landschaften zu bestaunen, aber der wahre Grund, warum sie nicht nach vorne gehen wollte, hieß Vorod Khoroj. Sie hatte keine Lust, sich mit dem Südländer in einem Raum aufzuhalten. Eigentlich wollte sie ihn überhaupt nicht sehen, wenn es sich vermeiden ließ.
Er
hatte die Entscheidung getroffen, Ruac zurückzulassen.
Er
war ohne ihn weitergeflogen. Natürlich wusste Vivana, dass er richtig und vernünftig gehandelt hatte, rein logisch betrachtet. Aber zum Teufel mit der Logik! Ihr Herz beharrte darauf, dass er ein gemeiner und egoistischer Mistkerl war.
    Sei nicht ungerecht,
meldete sich ihr Gewissen zu Wort.
Es war nicht seine Schuld, dass wir Ruac nicht retten konnten. Außerdem ist er kein Egoist, ganz im Gegenteil. Ohne ihn säßen wir jetzt im Gefängnis. Er hat uns geholfen und dafür seine Existenz geopfert. Und so dankst du es ihm?
    Plötzlich kam sie sich sehr kleinlich und engherzig vor. Seufzend stand sie auf und ging zum Steuerraum.
    Ihre Gefährten drängten sich an den Fenstern. Sogar Nedjo war da. Er hielt sich an einem Pfosten

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