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Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
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1. Kapitel
     
     
     
     
     
         Bis zu dem Anwesen seines Vaters war es nicht mehr weit und so ließ William sein von der anstrengenden Reise geplagtes Pferd den sich zwischen Birmingham und seinem Zuhause windenden Weg entlang traben.
         Er tätschelte dem Ross anerkennend den Hals, denn es hatte ihm, seit er vor drei Tagen in aller Frühe aus York aufgebrochen war, sehr gute Dienste geleistet. Sein geschultes Auge hatte sich also bewährt, auch wenn er das Tier hatte, in größter Eile auswählen müssen, da sein eigenes nicht in Reichweite gewesen war. Auch der dicke wollene Umhang, dessen Kapuze er nun tiefer ins Gesicht zog, um die noch winzigen Schneeflocken von seinen Augen fernzuhalten, hatte sich als sehr nützlich erwiesen. Er hatte ihn in einer der großen Satteltaschen gefunden und seit seinem Aufbruch hatte er ihm nicht nur Schutz vor der winterlichen Kälte geboten, sondern vor allem seine Uniform, die ihn als einen Soldaten der englischen Armee verriet, verborgen.
         Wie schon so oft in den letzten Tagen warf William einen angespannten Blick hinter sich, doch alles, was hinter ihm lag, waren die Mauern Birminghams. Bis auf die Männer, die ob der einsetzenden Dämmerung soeben brennende Fackeln an den Stadttoren anbrachten, war niemand zu sehen und für ein paar Augenblicke entspannte er sich und nahm sich die Zeit, sich genau umzusehen und sich seine Heimat tief in sein Gedächtnis einzuprägen. Zwei Jahre war es her, als er sie zuletzt gesehen hatte und schon bald würde er sie für immer verlassen müssen.
         Er betrachtete die weiten Felder zu seiner Rechten, die dem Franziskanerkloster gehörten, das nun bei der Dämmerung kaum auszumachen war. Sein Freund Jamie und er hatten viele Sommer lang die Mönche bei ihrer Arbeit beobachtet und ihnen Streiche gespielt. Als er daran dachte, wie oft einer der Franziskaner sie zu fassen bekam und ihnen zunächst den Hintern versohlt und dann eine lange Predigt darüber gehalten hatte, dass man in keinem Fall mit den Männern Gottes auf diese Art und Weise umgehen dürfe, musste William unwillkürlich schmunzeln. Ein wenig wehmütig wurde sein Lächeln bei dem Gedanken an die vielen Jagdausflüge, die er gemeinsam mit Jamie in den Wäldern zu seiner Linken unternommen hatte. Als der Weg jedoch eine Biegung machte, den vertrauten kleinen Hügel hinauf stieg, hinter dem langsam das Haus seines Vaters zum Vorschein kam, war von dem Lächeln nichts mehr übrig.
         Sowohl die tiefe Sehnsucht, die in ihm geschlummert hatte, als auch die schmerzliche Erkenntnis darüber, wie wenig Zeit ihm hier noch blieb, ließen sich nicht länger verdrängen und schnürten ihm mit einem Mal die Kehle zu. Vielleicht hatte er nur noch ein paar Stunden, vielleicht sogar ein paar Tage, das wusste er nicht genau, doch so oder so es war nicht genug und der Gedanke entlockte ihm einen tiefen Seufzer. Für ein paar Augenblicke hielt er gar an und war lediglich in der Lage sein Zuhause anzusehen, und erst als ihm aufging, dass er damit lediglich wertvolle Zeit verschwendete, riss er sich zusammen. Er schüttelte die Gedanken so gut es ging ab, atmete einmal tief durch, gab seinem Pferd die Sporen und setzte seinen Weg wieder fort.
         Am Haus angelangt, lief er sogleich dem Stallmeister über den Weg. Steven begrüßte ihn überschwänglich und machte sich persönlich daran, sein Pferd zu versorgen, während William das Haus durch den Dienstboteneingang betrat. Auch dort blieb er nicht unbemerkt und dem sonst stets so ungerührten Butler verschlug sein Anblick schlichtweg die Sprache.
         „Guten Abend, Edward“, flüsterte er mit einem Grinsen. „Ist mein Vater daheim?“
         „Ja, ja, das ist er“, gab Edward ebenfalls flüsternd und breit lächelnd zurück. „Folgt mir, ich führe Euch zu ihm“, fügte er noch hinzu und ging bereits voraus.
         Am Salon angelangt räusperte Edward sich vernehmlich, eh er zu sprechen begann.
         „Eure, Lordschaft, es ist Besuch eingetroffen“, kündigte er an und William sah seinen Vater missmutig die Stirn runzeln. Es passte ihm scheinbar nicht, so kurz vor dem Essen, noch Besuch empfangen zu müssen, außerdem war er soeben in ein Buch vertieft gewesen.
         Von diesem blickte er nun langsam auf und beim Anblick seines Besuchers schwand sein Unmut augenblicklich und machte einer vollkommenen Fassungslosigkeit Platz, zu der sich langsam gerührte Freude gesellte. Er

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