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Pangea - Der achte Tag

Pangea - Der achte Tag

Titel: Pangea - Der achte Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlüter
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Angst, dass es jenseits des Todes weitaus schlimmere Dinge geben mochte. Sariel dachte an die Wesen, die er liebte. An seine Eltern, an Liya, an den Kater und an Biao, der irgendwo weit über ihm auf ihn wartete. Der Gestank aus dem Tümpel und die Vorstellung von dem, was ihm nun bevorstand, raubte ihm beinahe den Verstand.
    »Leb wohl, mein Freund«, murmelte Sariel leise, drückte den Kater ein letztes Mal fest an sich, holte noch einmal tief Luft und sprang in den leuchtenden Tümpel.
     

Begegnungen
    Sariel sank. Sobald er in die wabernde Masse der Schleimpilze eingetaucht war, sank er tiefer und tiefer. Er hatte die Augen zwar geschlossen, aber das fluoreszierende Licht drang sogar durch seine Augenlider. Die ganze Zeit über hielt er den Kater und die Zeitmaschine fest umklammert. Und er sank immer weiter, immer tiefer. Ewig, wie ihm schien. Die Luft wurde knapp. Die glibberige Masse war kalt und presste ihm immer schmerzhafter die Lungen zusammen. Da kam Sariel der Gedanke, dass die Kalmare in ihrem Großen Plan womöglich einen schrecklichen Fehler gemacht haben könnten. Dass sie irgendeine wichtige Kleinigkeit übersehen hatten. Dieser Gedanke wurde immer mächtiger, je weniger Luft er bekam. Der Gedanke verfestigte sich zur Gewissheit. Die Kalmare hatten einen Fehler gemacht. Der Große Plan war gescheitert. Er, Sariel, würde sterben.
    Hier. Jetzt.
    In diesem Augenblick, als Sariel die Last auf seinen Lungen nicht mehr aushielt und einatmen wollte, ein letztes Mal -ließ der Druck plötzlich nach. Sariel atmete ein, aber statt einer schleimigen Masse, die seine Lungen verkleben und ihn ersticken würde, atmete er reine Luft. Erschrocken öffnete er die Augen und spürte, dass er auf festem Grund lag. Sehen konnte er nicht viel, nur dass der Boden aus einer Art festem, faserigem Material bestand. Er befand sich in einer großen Höhlenkammer, die nur durch ein diffuses Leuchten erhellt wurde. Die faserige Masse klebte in Fetzen überall an den Wänden. Immer noch hielt Sariel den Kater fest an sich gepresst. Er ließ ihn auch nicht los, als er sich vorsichtig aufrichtete und in die Richtung blickte, aus der das schwache Licht kam. Er hielt ihn auch dann noch fest, als er sich aufrichtete und das Ding auf sich zukommen sah. Das Böse. Da wusste Sariel, dass alle Legenden und Mythen der Menschheit über den Teufel und die Hölle wahr waren. Er wusste es in dem Augenblick, als er die GON sah.
    Das Ding war riesig, füllte den ganzen Raum aus, die ganze Welt. Es hatte keine klare Gestalt, glimmte schwach und pulsierend aus seinem monströsen Innern und bewegte sich mit rasender Geschwindigkeit auf ihn zu. Bevor ihn jedoch das Ding selbst erreichte, traf ihn ein Gefühl, so übermächtig, dass es alle anderen Gefühle mit einem Schlag auslöschte. Ein Gefühl abgrundtiefer Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Ein Gefühl maßlosen Entsetzens.
    Ein Gefühl, das töten konnte. Es griff nach Sariels Herz und presste es wie eine Faust zusammen. Sariel hörte noch, wie der Kater schrie. Dann erreichte sie das Ding und von irgendwo weit weg zündeten die Kalmare die Zeitmaschine.
    Sariel hatte immer eine Art Explosion erwartet, sobald die Zeitmaschine hochging. Irgendwas in der Art einer Atombombe oder so ähnlich. Aber nichts dergleichen geschah. Es gab nicht einmal einen Knall. Im Gegenteil.
    Plötzlich herrschte Stille und Dunkelheit. Vollkommene Dunkelheit. Sariel konnte noch nicht einmal seinen eigenen Körper sehen, spürte ihn auch nicht mehr, war einfach nur da und fragte sich, ob das wohl schon der Tod sei. Aber das war irgendwie unwahrscheinlich, denn er spürte die Anwesenheit des Katers ganz in der Nähe. Sariel hatte das Gefühl, zu fallen und gleichzeitig zu steigen, und begriff endlich, was los war. Die Bombe hatte funktioniert. Er befand sich im Nichts zwischen den Zeiten. Genau wie Liya. Und dort würde er auch bleiben, wenn er nicht bald etwas dagegen täte.
    Singen, zum Beispiel.
    Das Lied war Sariel inzwischen so vertraut geworden, so in Fleisch und Blut übergegangen, dass er gar nicht mehr darüber nachdenken musste. Es kam fast von alleine und wie immer nahm es ihm die Angst. Das Lied hatte ihn bislang da hingeführt, wo er hatte hinfinden sollen, und Sariel vertraute darauf, dass es ihn auch diesmal nicht im Stich lassen würde.
    Nach den ersten Strophen blieb die Situation unverändert. Sariel trudelte irgendwo durch Raum und Zeit ohne Wohin oder Woher. Aber mit den nächsten Strophen

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