097 - Die Todestür
„Eloy Gabbadim Komak."
Mary Anderson verstand nur diese drei Worte von dem Gemurmel, das aus dem Kinderzimmer drang.
Die blonde Frau setzte sich zutiefst beunruhigt im Bett auf. Was war nur los mit dem zweijährigen Elroy? Er benahm sich so merkwürdig in letzter Zeit, fast als sei ein böser Geist in ihn gefahren. Konnte ein zweijähriges Kind überhaupt so unheimliche Laute von sich geben?
Ein Knirschen und Schmatzen kam nun aus dem Kinderzimmer, dann heiseres, höhnisches Gelächter. Etwas polterte gegen die Tür.
Mary knipste die Nachttischlampe an. Ihr Mann John brummte unwillig und drehte sich vom Lichtschein weg. Er war Schichtarbeiter in einem Eisenhüttenwerk in der Nähe von London und brauchte seinen Schlaf; und wenn er erst einmal schlief, weckte ihn auch ein Kanonenschoß nicht mehr. Von ihrem Mann hatte Mary also keine Hilfe zu erwarten.
Sie stand auf, löschte das Licht, tappte im Dunkeln zur Tür und öffnete sie.
Jetzt vernahm sie die Geräusche aus dem Kinderzimmer deutlicher. Es lag auf der anderen Seite des Flures. Das Licht der Straßenbeleuchtung fiel durch ein Fenster in den Flur der Altbauwohnung und erhellte ihn spärlich.
Ein Fauchen war zu hören, dann folgten wieder Worte in der unbekannten Sprache.
„Jordzak Dschynn. Ganho!"
Der Ausruf klang zornig.
Marys Herz hämmerte. Es war unmöglich, das ein Kind mit so rauher, heiserer Stimme sprach. Jemand mußte bei ihrem kleinen Elroy sein, ein Fremder, eine unheimliche, böse Kreatur.
Die blonde Frau im langen, hellen Nachthemd zögerte. Wenn sie ihren Mann weckte, konnte es zu spät sein. Es würde eine Weile dauern, bis er endlich schlaftrunken aus dem Bett torkelte.
Im Kinderzimmer fauchte nun wieder jemand, dann knirschte etwas. Ein Gegenstand polterte gegen die Tür.
Mary Andersons Mutterliebe und der Drang, ihrem Jungen beizustehen, siegten über ihre Angst. Sie lief über den Flur, riß die Tür des Kinderzimmers auf und tastete mit zitternder Hand nach dem Lichtschalter.
Zwei funkelnde Augen leuchteten ihr entgegen, und jemand brabbelte bösartig. Dann flammte die Lampe auf, und Mary sah den zweijährigen Elroy auf dem Boden sitzen.
Seine Augen waren es, die so unheimlich geleuchtet hatten. Er saß auf dem Boden, und sein Gesicht hatte einen irren Ausdruck, der ihn alt und böse erscheinen ließ.
Elroys Kinderbettchen war umgestürzt worden, und seine Spielsachen waren im Kinderzimmer verstreut. Gelblicher Speichel tropfte aus dem Mund des Zweijährigen. Elroy hatte seinen Teddy völlig zerfetzt. Mary fragte sich, wo er die Kraft hergenommen hatte. Eine Kasperlpuppe war in der Mitte durchgerissen. Außer dem Jungen befand sich niemand im Zimmer, wie die zitternde Mutter feststellte. Er mußte das Spielzeugauto und die Bauklötze gegen die Tür geworfen haben.
Nun erlosch das Glühen in den Augen des Jungen, und der eklige Geifer hörte zu fließen auf.
Mit einem Aufschrei kniete Mary Anderson neben ihrem Sohn nieder, ihrem und Johns einzigem Kind.
„Elroy, was hast du? Was ist passiert?"
Der Junge antwortete nicht. Mary umarmte ihn und preßte ihn an sich, als könnte sie ihn vor dem Unheimlichen schützen.
„Kind, was hat das zu bedeuten? Dieser Lärm und diese unheimlichen Worte? Was ist denn bloß in dich gefahren?"
Elroy hob den blondhaarigen Kopf und lächelte boshaft.
„Mein Junge, was hast du denn? Mami will dir doch nur helfen, mein Schatz?"
Da sagte der Zweijährige, der zuvor immer nur wenige einfache Worte geplappert hatte, mit tiefer, rauher Stimme: „Laß mich in Ruhe, du alte Hure! Was ist denn schon dabei, wenn ich ein wenig mit Luguri spiele?"
Mary war wie vom Donner gerührt. Sie riß den Jungen vom Boden hoch, trug ihn hinüber ins Schlafzimmer und weckte ihren Mann.
John brummte schlaftrunken. Schließlich sah er sich doch das Durcheinander im Kinderzimmer an. Kopfschüttelnd kam er zurück. „Das verstehe ich nicht. Du mußt morgen früh mit ihm zu Doc Morgerfield gehen. Er hat dich beschimpft, sagst du? Das zweijährige Kind?"
Mary nickte, und John schüttelte wieder den Kopf.
Elroy saß im Doppelbett seiner Eltern, als könnte er kein Wässerchen trüben. Er sagte in dieser Nacht kein Wort mehr, und es geschah auch weiter nichts Ungewöhnliches.
Trotzdem wurde Mary das Unbehagen nicht los.
„Ich verstehe das nicht, Doktor", sagte Anne Downes. „Margaret war die ganze Zeit ein völlig normales, sogar ziemlich braves Kind. Aber in den letzten drei Wochen ist es wie verhext mit
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