Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)
meinem blöden Auftraggeber zu bleiben. Will mir so ein dämlicher Test allen Ernstes erzählen, dass ich nicht in der Lage bin, mir den richtigen Partner auszusuchen? Dass ich also nicht den richtigen Riecher hatte, zwinker, zwinker? So eine Frechheit. Und was heißt hier eigentlich mangelndes sexuelles Verlangen nacheinander? So ist es doch gar nicht. Vielleicht reißen wir uns nicht die Klamotten vom Körper, sobald wir einander ansichtig werden, aber ist das nicht ganz normal nach ein paar Jahren? Schön, auch am Anfang sind wir nicht an jedem möglichen oder unmöglichen Ort übereinander hergefallen wie die Tiere, ich ziehe es nämlich vor, beim Sex warm und trocken zu liegen und mir keine blauen Flecken zu holen. Aber ist das nicht auch einfach eine Temperamentsfrage? Auf jeden Fall war es immer sehr schön mit uns. Ich korrigiere, es ist immer sehr schön mit uns. Auch wenn ich mich, ehrlich gesagt, gerade nicht genau erinnern kann, wann wir das letzte Mal miteinander geschlafen haben. Das muss vorletztes Wochenende …, nein, da hatte ich meine Tage. Dann vor drei Wochen? Oder vier? Ganz schön lange her ist es auf jeden Fall. Aber schließlich haben wir beide anstrengende Jobs und genießen es abends oft, einfach gemeinsam auf der Couch herumzulümmeln. Das ist doch legitim. Dennoch nehme ich mir vor, heute Abend etwas gegen unsere Sexflaute zu unternehmen. Sicher ist sicher. In diesem Moment klingelt mein Telefon. Es ist Fabian. Augenblicklich wird mir heiß und kalt. Natürlich hat er die E-Mail auch bekommen. Und wahrscheinlich gerade gelesen. Beklommen gehe ich ran.
»Hallo Schatz.«
»Hallo Schatz.« Schweigen. Vor Aufregung beginne ich nervös an meiner Nagelhaut herumzuknabbern. Dann finde ich mich selbst albern, weil ich mich von so einem dummen Test (das sollte ich meinen Arbeitgeber vielleicht nicht unbedingt hören lassen) dermaßen aus der Fassung bringen lasse. Als würde das irgendetwas ändern. Als könnte es unsere drei gemeinsamen Jahre, die wundervollen Erinnerungen und das starke Band der Liebe zwischen uns zerstören. Oder auch nur ankratzen. Lächerlich. »Na, hast du auch unser überragendes Testergebnis erhalten?«, erkundige ich mich betont locker.
»Tja. Offensichtlich könnten wir kaum schlechter zueinander passen, was?«, fragt er ebenso locker zurück. Oder bilde ich mir das nur ein? »Dafür halten wir es ja ziemlich gut miteinander aus.« Oh, Gott sei Dank. Er nimmt das Ganze nicht ernst. Mit einem lauten Plumpsen fällt mir ein Stein vom Herzen. Nicht dass ich etwas anderes erwartet hätte. Aber trotzdem bin ich erleichtert.
»Stimmt. Dafür, dass du so ziemlich der schlechteste Kandidat bist, den ich mir hätte aussuchen können, ist es eigentlich ganz okay, mit dir zu leben.«
»Ganz okay?«
»Ja, du bist recht nett.«
»Nett? Ist das nicht die kleine Schwester von Scheiße?«
»Ich bin total dagegen, jemanden nach seinen Geschwistern zu beurteilen. Stell dir mal vor, das würde einer mit mir machen.« Meine Schwester Emma ist nämlich ein kleines Miststück.
»Tja, dann hättest du ein Problem. Aber keine Sorge, ich finde, du bist in Ordnung. Trotz deiner Schwester. Und trotz des Testergebnisses«, fügt er nach einer kleinen Pause hinzu.
»Du bist auch in Ordnung«, sage ich zärtlich und finde dieses Gespräch auf eine skurrile Art und Weise gerade unheimlich romantisch. Klar wäre es mir lieber gewesen, wenn der Kompatibilitätstest uns hundert Prozent und damit sozusagen Brief und Siegel darauf gegeben hätte, dass wir die ideale Beziehung führen. Allein schon, um mir die dummen Kommentare von Herrn Löffelstiel zu ersparen, die garantiert kommen werden. Aber wozu braucht man eine Versicherung, wenn man weiß, dass man den anderen liebt? Das ist doch eigentlich eher etwas für Leute, die sich ihrer Beziehung nicht so ganz sicher sind. Sofort mache ich mir eine kleine Notiz, dass wir das in unserem Werbekonzept berücksichtigen müssen. Allerdings ist der Gentest für bereits bestehende Paare ja sowieso nur ein, sagen wir mal, Nebenprodukt von DreamTeam. Ich für meinen Teil hätte ihn jedenfalls niemals gemacht, wenn ich nicht dazu verdonnert worden wäre. Oder auch nur einen Cent dafür hätte hinlegen müssen. Das muss man sich mal vorstellen. Da zahlt man zweihundert Euro dafür, dass einem dann vor den Latz geknallt wird, dass man die falsche Wahl getroffen hat. Und dass man an eventuell anstehenden Fehlgeburten quasi noch selbst schuld ist.
»Ich treffe
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