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Papillon

Papillon

Titel: Papillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Charrière
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Bevin.
    Später wird er die Verhandlung unparteiisch leiten und durch seine Haltung zu verstehen geben, daß ihn als Berufsrichter die Aufrichtigkeit der Zeugen und der einvernommenen Polizisten nicht sonderlich überzeugt.
    Nein, er ist nicht verantwortlich für die Ohrfeige, er gibt sie nur an mich weiter.
    Der Staatsanwalt heißt Pradel. Die Verteidiger fürchten ihn, er genießt den traurigen Ruf eines erstklassigen Belieferers der Zuchthäuser von Frankreich und Übersee.
    Pradel vertritt das Gesetz. Er ist öffentlicher Ankläger und hat nichts Menschliches. Er wird alles dazu tun, daß die Waage der Gerechtigkeit nach seiner Seite ausschlägt. Er hat Habichtaugen. Unter halb gesenkten Lidern trifft mich aus voller Höhe sein intensiver Blick. Nicht nur daß er auf einem hohen Sessel sitzt, trägt er auch sein Körpermaß von mindestens ein Meter achtzig mit Arroganz. Er zieht seine rote Robe nicht aus, legt nur das Barett vor sich hin. Dann stützt er sich auf seine Hände, groß wie Wäscheklopfer. Ein Goldreif an seiner Linken verrät, daß er verheiratet ist. Am kleinen Finger trägt er einen zu einem Ring geformten blankpolierten Hufnagel.
    Er beugt sich etwas zu mir herunter, um mich besser in die Klauen zu bekommen, als wollte er sagen: »Mein Junge, wenn du glaubst, mir entwischen zu können, so irrst du dich. Ich werde dich in Stücke reißen. Denn wenn ich bei allen Anwälten gefürchtet und bei Gericht als gefährlicher Staatsanwalt bekannt bin, so deshalb, weil ich mir meine Beute niemals entschlüpfen lasse. Ich will gar nicht wissen, ob du schuldig oder unschuldig bist, ich brauche nur alles, was gegen dich spricht, auszunützen: dein Zigeunerleben am Montmartre, die von der Polizei provozierten Zeugenaussagen und die Erklärungen der Polizisten selbst, kurz, den ganzen widerlichen Unrat, den der Untersuchungsrichter zusammengetragen hat, bis du schließlich so abstoßend dastehst, daß die Geschworenen dich aus der menschlichen Gesellschaft ausstoßen müssen!«
    Mir ist, als hörte ich ihn ganz deutlich zu mir reden.
    »Laß mich nur machen«, höre ich ihn sagen, »versuche nur nicht, dich zu verteidigen, ich sorge schon dafür, daß du zur Hölle fährst.
    Oder willst du am Ende auf die Geschworenen bauen? – Gib dich da nur ja keinen Illusionen hin. Diese zwölf Männer wissen nichts vom Leben, schau sie dir nur an! Diese zwölf Käsegesichter, die man aus irgendwelchen gottverlassenen Provinznestern nach Paris verfrachtet hat, sie sind Kleinbürger, Rentner, Krämer! Unnötig, ein Wort über sie zu verlieren. Du glaubst doch nicht, daß die Verständnis für deine Jugend, dein Leben am Montmartre haben? Für die sind Pigalle und Place Blanche nichts weiter als Sumpf und alle Typen, die ein Nachtleben führen, Feinde der Gesellschaft.
    Und jetzt kommst du daher, jung und gut aussehend. Ich werde dir diese Leute da von Anfang an zu Feinden machen. Du bist zu elegant gekleidet, du hättest dich bescheidener anziehen müssen, ein grober taktischer Fehler – siehst du nicht, mit welchem Neid dein Anzug sie erfüllt? Sie kaufen ihre Anzüge von der Stange und haben nie, nicht einmal im Traum, einen Maßanzug besessen.«
    Es ist zehn Uhr, die Verhandlung wird eröffnet. Ich habe sechs Justizbeamte vor mir, darunter den aggressiven Staatsanwalt, der sein ganzes machiavellisches Können, seine ganze Intelligenz aufbieten wird, die zwölf braven Männer davon zu überzeugen, daß ich schuldig bin und daß für mich nur das Bagno oder die Guillotine als Rechtsspruch in Betracht kommt.
    Es wird Gericht über mich gehalten, wegen Mordes an einem Zu hälter, einem gefährlichen Burschen aus dem Montmartremilieu. Es gibt dafür keine Beweise, aber die Polizisten, die für jedes Vergehen, das sie aufdecken, befördert werden, bestehen darauf, daß ich der Schuldige bin. Sie behaupten, vertrauliche Mitteilungen erhalten zu haben, die keinen Zweifel offenlassen. Ein von ihnen beeinflußter Zeuge namens Polein, am Quai des Orfevres 36 gut bekannt, soll das Paradestück der Anklage abgeben. Als ich im gegebenen Moment versichere, ihn nicht zu kennen, fragt mich der Vorsitzende: »Sie behaupten, daß er lügt? Schön. Aber warum sollte er lügen?«
    »Herr Vorsitzender, seit meiner Verhaftung habe ich keine Nacht schlafen können. Nicht aus Gewissensbissen, Roland le Petit ermordet zu haben, sondern weil ich es
nicht
getan habe. Ich forsche ununterbrochen nach dem Motiv, das diesen Zeugen dazu treibt, gegen

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