Paranormal - Fuenf Romane mit Patricia Vanhelsing
wäre es nie passiert. Aber es ist geschehen. Ich dachte, dass er zu mir zurückkehren würde, sobald er aus dem Jenseits zurückkehrt! Aber jetzt glaube ich das nicht mehr..."
"Das bildest du dir alles nur ein, Rovenna! Du weißt, das du immer wieder unter Wahnvorstellungen gelitten hast, seit jenem Tag..."
"Vielleicht, weil ich der Wirklichkeit entfliehen musste. Und der Schuld..."
"Rovenna, was redest du da? Was für eine Schuld meinst du?"
Die junge Frau stand wie zur Statue erstarrt da. Das flackernde Licht einer der letzten noch nicht heruntergebrannten Kerzen beleuchtete sie notdürftig.
Schatten tanzten wie ein Reigen böser Geister auf ihrem Kleid. " Ich bin für Morris Tod verantwortlich, Allan."
"Was?"
Er blickte sie ungläubig an und schien völlig fassungslos zu sein.
"Du kennst meine Kräfte", sagte sie dann. "Diese unheilbringenden Kräfte des Feuers, das ich zu entzünden vermag..."
*
Ich rief Evelyn Sounders an, um ihr zu sagen, dass die hintere Tür ihrer Galerie offen war. Von der Galeristin erfuhr ich dann, dass noch am Vormittag die Bilder Allan Brennans aus der Gallerie abgeholt und zur Brennan Villa zurückgebracht werden sollten.
"Rovenna Brennan hat im Auftrag ihres Bruders bei mir angerufen und mir mitgeteilt, dass der Vertrag mit dem Maler ausgesetzt sei...", berichtete Evelyn Sounders. "Es gibt zwar eigentlich keinen Vertragsparagraphen, der das so einfach zuließe, aber es ist mir ganz recht so. Deshalb werde ich auch nichts dagegen unternehmen. Je schneller diese Bilder weg sind, desto besser..."
"Haben Sie eine Ahnung, wie es zu dieser Sinnesänderung gekommen ist?", fragte ich.
"Nein, Miss Vanhelsing. Allerdings bin ich sprunghafte Entscheidungen aus dem Hause Brennan schon so lange gewöhnt, wie ich mit diesem eigenartigen Gentleman zusammenarbeite."
"Ich verstehe."
"Und Sie sind sich sicher, dass es sich bei dem Aufbruch der Tür nicht um einen Einbruch handelt?"
"Ja. Eines der Bilder ist leer, Mrs. Sounders..."
Auf der anderen Seite der Leitung war nur betretenes Schweigen.
Schließlich sagte sie: "Ich werde gleich da sein und mal nachsehen, ob irgend etwas fehlt. Vielleicht muss ich ja doch noch die Polizei rufen..."
Wenig später traten Tom und ich ins Freie. Ich sah gerade noch, wie mein kirschroter 190er am Haken eines Abschleppwagens um die nächste Ecke gezogen wurde.
"Heh!", rief ich aufgebracht.
Aber es hatte natürlich keinen Sinn.
Der Wagen war weg.
"War wohl der falsche Parkplatz", meinte Tom. "Aber mach dir nichts draus - im allgemeinen werden die abgeschleppten Wagen gut behandelt und du bekommst deinen Oldtimer ohne Kratzer zurück."
"Ja, wenn ich die Gebühr bezahlt habe!"
"Irgendwann erwischt es jeden Mal!"
Ich seufzte. "Etwas mehr Mitleid hätte ich schon von dir erwartet!", sagte ich mit gespieltem Tadel. Wir küssten uns.
Tom war schlauer gewesen als ich. Er hatte seinen Volvo eine Straße weiter abgestellt.
Ich saß kaum auf dem Beifahrersitz, da klingelte mein Handy. Es war unser Chefredakteur persönlich und mir fiel schlagartig ein, dass ich längst hinter meinem Schreibtisch hätte sitzen müssen.
"Guten Morgen, Mr. Swann", brachte ich gerade noch heraus, dann unterbrach unser Chef mich, und ich erwartete eigentlich, dass er mir gehörig die Leviten las. Aber da hatte ich mich getäuscht. Ich sollte eine Überraschung erleben.
"Patricia kommen Sie sofort in die Redaktion. Ist Mr. Hamilton bei Ihnen?"
"Ja."
"Dann bringen Sie ihn bitte mit. Es ist etwas geschehen, dass Ihre Anwesenheit erfordert!"
"Worum geht es, Mr. Swann?"
Swann atmete tief durch. In Gedanken sah ich seinen hochroten Kopf vor mir. "Nun", meinte er gedehnt. "Wie soll ich mich da ausdrücken? Hier in meinem Büro sitzt ein Mann, den Sie beide gut kennen und der einen ziemlich verstörten Eindruck... Jemand, der eigentlich nicht mehr am Leben sein dürfte!"
"Jim Field", flüsterte ich.
So schnell wie möglich fuhren wir zur Lupus Street.
Der Nebel hing wie ein graues Leichentuch über der Stadt und wurde immer dichter. Auf einer der großen Schnellstraßen, die London zerteilten, hatte es einen Unfall gegeben und der Rückstau war bis in die Innenstadt spürbar. Als wir endlich den Parkplatz des Verlagsgebäudes erreichten, hatte es leicht zu nieseln begonnen. Wir stiegen aus und beeilten uns, das Verlagsgebäude zu erreichen. Wenig später durchquerten wir das Großraumbüro der LONDON EXPRESS NEWS, das beinahe eine ganze Etage einnahm.
Michael T.
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