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Inspector Alan Banks 07 Die letzte Rechnung

Titel: Inspector Alan Banks 07 Die letzte Rechnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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* EINS
     
    * I
     
    Um dreizehn Minuten vor drei Uhr am Morgen hob der uniformierte Constable das Absperrband und winkte Chief Inspector Alan Banks durch.
      Als Banks auf den holperigen Hof fuhr und anhielt, tanzten seine Scheinwerfer über die Szenerie. Links von ihm stand das gedrungene, massive Wohnhaus mit Mauern aus dickem Kalkstein und einem bemoosten Schindeldach. Sowohl in den Fenstern im Erdgeschoss als auch im zweiten Stock brannte Licht. Zu seiner Rechten bildete eine hohe Steinmauer die Grenze eines Wäldchens, das sich den Hang hinauf ausbreitete, wo sich die Bäume in der Finsternis verloren. Genau vor ihm stand die Scheune.
      Vor den geöffneten Toren, hinter denen sich ein Lichtkegel zu bewegen schien, hatte sich eine Gruppe Beamter versammelt. Sie sahen aus wie die Mitwirkenden eines ScienceFiction-Films der fünfziger Jahre, die voller Ehrfurcht auf ein außerirdisches Raumschiff oder ein Wesen von einem anderen Stern starrten.
      Als Banks sich näherte, traten sie schweigend beiseite, um ihn durchzulassen. Beim Eintreten in die Scheune bemerkte er einen jungen Constable, der gegen die Außenmauer lehnte und sich auf seine großen Schuhe übergab. Drinnen sah es aus wie auf einem Filmset.
      Peter Darby, der Polizeifotograf, war mit Videoaufnahmen beschäftigt; die auf seiner Kamera angebrachte Lichtquelle erzeugte beim Umherstreifen durch das Innere der Scheune ein unheimliches Licht-und-Schatten-Spiel und leuchtete unvermittelt grässliche Details aus. Jetzt müsste nur noch jemand »Action!« brüllen, dachte Banks, dann würde sich der Ort plötzlich mit Leben erfüllen.
      Aber keine Brüllerei der Welt hätte wieder Leben in die groteske Gestalt am Boden hauchen können, neben der ein milchgesichtiger junger Polizeimediziner namens Dr. Burns mit einem schwarzen Notizbuch in der Hand hockte.
      Auf den ersten Blick erschien Banks die Körperhaltung der Leiche wie die Parodie eines betenden Moslems: Der kniende Mann lag mit dem Oberkörper vornüber gebeugt da, seine Arme waren nach vorn ausgestreckt, der Hintern ragte in die Luft, während die Stirn den Boden berührte und vielleicht gen Mekka zeigte. Seine auf dem staubigen Untergrund ruhenden Hände waren zu Fäusten geballt, und als sie in den Strahl von Darbys Scheinwerfer gerieten, fiel Banks ein goldener Manschettenknopf auf, der mit den Initialen »KAR« verziert war.
      Tatsächlich aber war keine Stirn mehr vorhanden, die den Boden berühren konnte. Über dem schwarzen Jackett stand wenige Zentimeter hoch der blutgetränkte Kragen des Hemdes hervor, danach folgte nur noch eine dunkle, geronnene Masse aus Knochen und Gewebe, die sich wie eine Ölspur im Dreck ausgebreitet hatte. Allem Anschein nach eine Schusswunde. Wie abstrakte, expressionistische Muster prangten Flecken aus Blut, Knochen und Gehirnmasse an den weiß getünchten Mauern. Neben einer verrosteten Hacke fing Darbys umherschweifendes Licht etwas ein, das wie ein Teil des Schädelknochens aussah, aus dem ein Büschel blondes Haar spross.
      Banks spürte, wie ihm die Galle hochkam. Er konnte noch das an Lagerfeuernächte der Kindheit erinnernde Schießpulver riechen, das sich mit dem Gestank von Urin und Kot und dem Geruch nach ranzigem, rohem Fleisch vermischte, der dem plötzlichen, gewaltsamen Tod eigen ist.
      »Um wie viel Uhr kam der Anruf rein?«, fragte er den Constable neben ihm.
      »Acht Minuten nach halb zwei, Sir. Constable Carstairs aus Relton war als Erster am Tatort. Er ist noch draußen am Kotzen.«
      Banks nickte. »Wissen wir, wer das Opfer ist?«
      »Detective Constable Gay hat seine Brieftasche überprüft, Sir. Sein Name ist Keith Roth well. Und das ist auch der Name des Mannes, der hier wohnt.« Er zeigte hinüber zum Haus. »Arkbeck Farm heißt das Anwesen.«
      »Ein Bauer?«
      »Nee, Sir, Steuerberater. Auf jeden Fall irgendein Geschäftsmann.«
      Einer der Constables fand einen Lichtschalter und machte die nackte Glühbirne an, deren Licht nun zu einer Art Grundierung für den helleren Spot von Peter Darbys Videokamera wurde. Da es schwer war, damit eine gute Qualität zu erhalten, arbeiteten die meisten Reviere nicht mit Video, doch Peter Darby war ein Technikfreak, der ständig neue Dinge ausprobierte.
      Banks widmete sich wieder dem Tatort. Anscheinend hatte es sich bei dem Gemäuer einst um eine große, für Yorkshire typische Steinscheune mit Flügeltüren und einem Heuboden gehandelt, die man in

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