Paranormal - Fuenf Romane mit Patricia Vanhelsing
es ihn. Endlich habe ich wieder Kraft...
Jetzt konnte er daran gehen, das zurückzuholen, was ihm gehörte.
Das LIBRUM HEXAVIRATUM.
Ein mattes Lächeln spielte um seine dünnen Lippen.
*
Professor Jennings' Bibliothek war ein düsterer Raum. Das Tageslicht drang schwach durch die Vorhänge. Jennings machte Licht. Ich sah mich um und wanderte mit den Augen die hohen Regalwände entlang, die beinahe bis zur Decke reichten. In der Mitte stand ein massiver Holztisch.
Professor Jennings holte einen Band aus dem Bücherregal. Es handelte sich um einen gewaltigen, ledereingebundenen Folianten, den er auf den Tisch legte und aufschlug. "Dies ist eine alte Legendensammlung aus dieser Gegend. Vermutlich stammt sie aus dem 16.Jahrhundert. Sie stammt von einem anonymen Verfasser und enthält außerdem noch eine Reihe von alchimistischen Rezepturen und magischen Formeln. Durch dieses Werk kamen wir - die ERBEN DER DRUIDEN, wie wir unseren Kreis nannten - darauf, dass die Legende vom Namenlosen Abt möglicherweise einen wahren Hintergrund haben könnte. Sie wissen, jener Mönch, der bei den sechs Steinen vom Blitz erschlagen wurde..."
"...und dabei ein Exemplar des LIBRUM HEXAVIRATUM in den Händen hielt, das mit ihm zu Asche verbrannte." Jennings warf mir einen überraschten Blick zu. Dann nickte er.
"Ja, genau... Wir hatten uns bis dahin vor allem mit der Magie der alten Druiden beschäftigt, aber natürlich interessierten uns alle Arten von okkulten Phänomenen. Dann kam einer von uns auf den Gedanken, mit Hilfe der Druiden Magie, den Geist des Namenlosen Abtes aus dem Reich des Vergessens zurückzurufen. Es hatte immer wieder Zeugen gegeben, die behaupteten, den Abt gesehen zu haben. Und in der Vergangenheit wurden auch wiederholt Unglücks-und Todesfälle mit ihm in Zusammenhang gebracht, ohne dass dafür irgend jemand einen Beweis hätte erbringen können. Vielleicht waren es astrale Widerspiegelungen seines Geistes... Wer weiß! Aber ein Mitglied unserer Gruppe wollte den Namenlosen Abt tatsächlich zurück in die Welt der Lebenden bringen!"
"Wer war das?"
"Sein Name ist Brent Douglas."
Brent!, durchzuckte es mich. Hat nicht die anonyme Anruferin einen gewissen Brent erwähnt? Ich hielt noch immer den Abzug des 'Phantombildes' in der Hand das heute im London City NEWS zu sehen gewesen war und von dem Jennings behauptet hatte, den Abgebildeten nicht zu kennen.
"Dies ist Brent Douglas, nicht wahr?" Es war eine Feststellung, keine Frage.
Jennings blickte auf. Er zögerte erst, dann gab er es mit einem Nicken zu.
"Ja", bestätigte er nun. "Ich habe Ihnen vorhin nicht die Wahrheit gesagt, weil ich nicht wusste, in wie weit ich Ihnen trauen kann."
"Und jetzt wissen Sie es?"
"Ich hoffe es. Was ist das übrigens für eine Aufnahme?" Ich wich etwas aus. "Sie war heute in der Zeitung zu sehen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Brent bei jener Zeremonie anwesend war, die die anderen Mitglieder Ihrer Gruppe das Leben gekostet hat."
"Er wird als Zeuge gesucht?"
"Ja, so könnte man sagen."
Jennings ließ sich in einen der Sessel fallen. Sein Gesicht wirkte verstört.
"Erzählen Sie, was weiter geschah!"
"Es kam zu einer Spaltung unserer Gruppe! Ich war der Meinung, dass die Experimente, die Brent durchführen wollte, zu gefährlich waren. Aber auch innerhalb derer, die um jeden Preis den Geist des Namenlosen Abtes beschwören wollten, um in den Besitz von dessen immensen Wissen zu gelangen, gab es Meinungsverschiedenheiten. Brent beanspruchte eine Führungsrolle, die die anderen nicht akzeptieren wollten. Ich weiß aus sicherer Quelle, dass sie das Ritual ohne Brent durchführen wollten..."
"Im Nachhinein dürfte ihm das das Leben gerettet haben", murmelte ich.
"Ja, das ist möglich."
"Aber er konnte es nicht ertragen, dass er nicht dabei sein sollte. Darum schlich er sich an den Ort der Zeremonie heran und beobachtete, was geschah... Die Neugier war einfach zu stark..."
Jennings starrte mich befremdet an.
"Mein Gott, woher wissen Sie das? Hat er Ihnen das gesagt? Dann frage ich mich allerdings, was Sie dann von mir wollen..."
Für Sekundenbruchteile sah ich wieder jene Szene vor meinem inneren Auge, die mir schon einmal als Vision erschienen war. Brent Douglas kauerte hinter einem der Findlinge und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf das, was sich vor ihm abspielte.
"Wo ist dieser Brent?", fragte ich.
"Keine Ahnung. Nach dem, was sich in dieser furchtbaren Todesnacht abgespielt hat, habe ich
Weitere Kostenlose Bücher