Paranormal - Fuenf Romane mit Patricia Vanhelsing
Gewässern lauern sollten.
Dann betraten wir das Dorf.
Werkzeuge lagen herum, so als wären sie plötzlich fallengelassen worden. Halbfertige Fladen klebten noch an Steinöfen.
"Es ist hier in der Nähe, Tom...", flüsterte ich ihm zu.
"Ich weiß es..."
"Und was sollen wir tun, wenn wir diesem Wesen begegnen?"
"Ich weiß es nicht... Aber vielleicht gibt es eine Möglichkeit, mit ihm in Kontakt zu treten!"
"Diese Menschen hier haben eine solche Möglichkeit nicht gesehen. Sonst wären sie nicht in dieser Panik geflohen... Und dabei verehren sie dieses Wesen als ihren Gott!"
"Ihren Gott des Todes!", mischte sich Eduardo ein, der seinen Revolver in der Hand hielt und sich mit misstrauischem Blick umsah.
Ein knackendes Geräusch ließ uns alle zusammenfahren. Wir wirbelten herum, starrten in Richtung des dichten Unterholzes, das nur wenige Meter entfernt von den etwa zwei Dutzend Hütten des Dorfes begann.
Aber es war nichts zu sehen.
Noch nichts.
Ich schluckte.
Der Puls schlug mir bis zum Hals.
*
Die Gestalt verharrte ruhig zwischen den großen Blättern.
Sie rührte sich nicht. Der Blick ihrer Facettenaugen war auf die Ankömmlinge gerichtet.
Was wollen die hier, an diesem Ort?, fragte sie sich.
Eine lange, gespaltene Zunge schoss aus dem lippenlosen Schlangenmaul heraus.
Die Kreatur war vollkommen starr.
Etwas hatte ihre Aufmerksamkeit erregt.
Es war nicht die Tatsache, dass diese menschlichen Wesen, die das Dorf betreten hatten, sich sehr unvorsichtig verhielten.
Nein, da war noch etwas anderes....
Die Gestalt hatte das Gefühl, etwas wiederzuerkennen.
Jemand, korrigierte sie sich. Da war eine Art Kraft, die mühselig tastend das Reich des Unsichtbaren zu erforschen suchte.
Diese Kraft verhielt sich wie die suchende Hand eines Blinden, der sich verzweifelt in einem unbekannten Raum zurechtzufinden trachtet.
Und um ein Haar wäre es ihr sogar gelungen, dass Bewusstsein der Kreatur zu berühren...
Ein Zufallsfund!, dachte die Kreatur, die diesem Versuch ausgewichen war.
Die Gestalt starrte auf die junge Frau unter den Ankömmlingen.
Sie ist es!, wurde der Kreatur klar. Einen der beiden anderen habe ich bereits einmal gesehen, aber nur die Frau verfügt über die KRAFT...
Schon bei ihrem letzten, flüchtigen Zusammentreffen hatte die Kreatur diese KRAFT registriert - auch wenn sie damals noch völlig unkoordiniert gewesen war.
Was will sie hier? Warum ist sie zurückgekehrt?
Ganz vorsichtig berührte die Kreatur das Bewusstsein der jungen Frau. Sie versuchte es auf eine Art und Weise zu tun, die die junge Frau diesen Vorgang nicht merken ließ.
Zumindest hoffte die Kreatur, dass es so war. Allerdings war sie sich in diesem Punkt nicht sicher.
Das Wesen registrierte, wie die junge Frau den Kopf wandte, wie ihre Augen genau dorthin starrten, wo sich die schlangenköpfige Gestalt im Grün des Unterholzes verbarg.
Sie näherte sich.
Bilder erschienen vor dem inneren Auge des Wesens. Bilder, die es nur teilweise verstand.
Da waren die hohen, glatten Wände jener Steinquader, die das HAUS DER GÖTTER bildeten. Unschwer erkannte das Wesen sie wieder. Es ist mein Haus, dachte es. Das Haus Rama'ymuhs, des Bringers der Kälte und des Gottes der Schlangen und Kriechtiere, wie mich die Indios nennen...
Das HAUS DER GÖTTER war also ihr Ziel.
Fragte sich nur, was sie dort wollte.
Hatte sie bei ihrem letzten Auftauchen dort nicht verstanden, dass dies ein Ort des Tabus war? Ein Ort der Götter, nicht der Menschen?
Eine Stätte des Todes...
Der Eingang zum Jenseits.
Ein weiteres Bild erschien. Es handelte sich um das Gesicht eines etwas älteren Mannes. Das Haar war ergraut, die Blick wach und intelligent.
Ein Gesicht, an das sich das Wesen nur zu gut erinnerte!
Nein!, durchfuhr es seine Seele und im nächsten Moment herrschte heilloser Aufruhr in seinem Inneren. Was hat diese Frau mit jenem Gesicht zu tun? Dem Gesicht des einzigen Sterblichen, der jemals die ANDERE SEITE betrat?
*
Das Gesicht von Onkel Frederik stand mir vor Augen, obwohl ich nicht die geringste Ahnung hatte, warum eigentlich. Es gab keinerlei Bezug zwischen diesem verlassenen Indio-Dorf und meinem verschollenen Großonkel.
Oder vielleicht doch?, durchfuhr es mich. War er vielleicht irgendwann einmal hier und erspürte ich gerade Reste seiner seelischen Aura?
Ein leichtes Stechen hinter meinen Schläfen hatte mich für kurze Momente alarmiert.
Ich hatte für den Bruchteil eines Augenblicks das
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