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Paris ist eine Messe wert

Paris ist eine Messe wert

Titel: Paris ist eine Messe wert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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    |5| ERSTES KAPITEL
    Alles ist vergänglich, unsere Zeit, unsere Welt wie auch wir, und ein Glück nur, daß unseren Augen die Zukunft verborgen bleibt, denn kennten wir sie, erstickte sie unsere Freuden im Keim. In jenem unerhörten Moment, als Guise niederbrach und sein Tod den König und uns, die wir ihn liebten, von einer unerträglichen Last befreite – wären wir da nicht in tiefe Verzweiflung gestürzt, hätten wir vorausgesehen, welches Unheil ein knappes Jahr später unseren armen Herrn treffen sollte?
    Ach, könnte ich wie ein Maler jenen Augenblick auf einer Leinwand festhalten, wie der Herzog von Guise, von Dolchstichen durchbohrt, so übergroß und blutig vor dem königlichen Bette lag! Und wie der König auf der Schwelle des Neuen Kabinetts verharrte und den Tod seines Feindes noch nicht fassen konnte, weshalb er mich ihn untersuchen hieß. Und als er nach dieser (in Wahrheit unnötigen) Untersuchung aus meinem Mund vernahm, daß der lothringische Fürst seine Seele wem auch immer anheimgegeben hatte, richtete er sich auf, und mit ruhigem, festem Blick und ohne den Ton anzuheben, aber mit einer Majestät, wie wir sie seit unserer Flucht aus dem aufständischen Paris weder in seinen Augen noch in seiner Haltung mehr gesehen hatten, sprach er einige wenige Worte.
    »Der König von Paris ist tot«, sagte er. »Jetzt bin ich König von Frankreich und nicht mehr Gefangener und Sklave, wie ich es seit den Barrikaden war.«
    Und dann gab der König mir einen Ring, den Beaulieu von Guises Finger gezogen hatte und der mit einem diamantenen Herzen besetzt war, und befahl mir, ihn Navarra zu überbringen, mit welchem er sich aussöhnen und seine Kräfte vereinigen wolle zum Kampf gegen die sogenannte Heilige Liga, denn er wußte, daß Guises Ende durchaus nicht das Ende der Liga war, im Gegenteil.
    Indessen war es gar nicht leicht, aus dem Schloß hinauszugelangen, denn kaum hatten sich Guise und der Kardinal in jener |6| Frühe zur Ratssitzung eingefunden, waren Türen und Tore sämtlich versperrt und mit Wachen besetzt worden, damit die Falle hinter ihnen zuschnappte. Und obwohl Laugnac de Montpezat, Hauptmann der »Fünfundvierzig«, mir zur Eskorte La Bastide und Montseris mitgab, die sich straff in ihre Mäntel wickelten, um ihre mit dem Blut des Herzogs bespritzten Wämser zu verbergen, bedurfte es erst der Fürsprache des Herrn von Bellegarde, damit man mich durch ein kleines Ausfalltor an der hinteren Seite des Schlosses hinausließ. Von dort zogen wir in strömendem Regen und unter düster verhangenem Himmel in die eben erwachende Stadt Blois, die noch nichts von der Exekution des lothringischen Prinzen wußte. Doch nicht mehr für lange, denn schon kam unserem Trio ein starker Trupp Soldaten entgegen, die zwischen gesenkten Piken ein halbes Dutzend ligistische Gefangene zum Schloß hinauf führten, unter welchen ich den Präsidenten von Neuilly, der so dicht am Wasser gebaut hatte, den quittegelben La Chapelle-Marteau und den schönen Grafen von Brissac mit dem Schiefmaul erkannte, während ich zum Glück von ihnen nicht erkannt wurde, trug ich doch, wie gesagt, Haare und Bart schwarz gefärbt und das Barett der »Fünfundvierzig« tief in die Stirn gezogen.
    Mochte diesen Erzligisten blühen, was wollte, dachte ich hundemüde, Gutes wünschte ich ihnen gewiß nicht, zu übel hatten sie meinem geliebten Herrn im Namen der Liga mitgespielt. Und kaum erreichte ich den Gasthof »Zu den zwei Tauben«, fiel ich, taub für die Fragen meines Miroul und ohne mir auch nur die Stiefel auszuziehen, auf mein Bett und schlief ein. Immerhin hatte ich zwei Tage sozusagen kein Auge zugetan, denn die Nacht mit Du Halde in der königlichen Garderobe war doch eher ein langes Wachen gewesen, weil Du Halde solche Angst hatte, die Stunde zu verpassen, zu welcher er den König wecken sollte.
    Mir war, als hätte ich höchstens fünf Minuten geschlafen, als zwei Hände mich an den Schultern packten und rüttelten, die wiederum ich packte und in den Schraubstock meiner Finger schloß.
    »Schockschwerenot!« schrie ich, »was ist los? Wer will mir ans Leder?«
    »He, he, Herr! Laßt mich los!« hörte ich eine Stimme. »Ich |7| bin es doch, Margot, Eure Magd! Ich will Euch nichts Böses und bin unbewaffnet.«
    »Unbewaffnet, Margot?« sagte ich, indem ich meine entzückten Augen aufschlug.
    »Unbewaffnet, ja.«
    »Wahrlich, Margot«, sagte ich lachend, indem ich sie an mich zog und ihren molligen Busen küßte,

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