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Paris ist eine Messe wert

Paris ist eine Messe wert

Titel: Paris ist eine Messe wert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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Mund legte, sondern mit weit offenem Mund, die Hände in den Hüften, und mit schütterndem Bauch.
    »Hast du das gehört, Roquelaure?« rief Navarra, an einen dicken, großen Edelmann mit krebsrotem Gesicht gewandt, der ihm, obwohl Katholik (aber ein sehr lauer), in aller Ergebenheit diente.
    »Sire«, sagte Roquelaure, »ich habe Euch schon vor langem gesagt: Auch Ihr werdet Euch diesem Zwang für die Einigkeit und den Frieden des Volkes beugen müssen.«
    »Das ich fürwahr innig liebe«, sagte der König von Navarra mit einem ernsten Blick auf Rosny, der unwillig die Stirn gerunzelt hatte, als Roquelaure in seiner freimütigen Art den Punkt der Bekehrung des Königs aufwarf.
    Doch schon scherzte Navarra wieder.
    »Roquelaure«, sagte er, indem er sich mit der Rechten auf den Bauch klopfte, »wie erklärst du es dir, daß ich immer einen Riesenhunger habe, seit der Papst mich exkommuniziert hat?«
    »Das kommt, Sire«, sagte Roquelaure, »weil Ihr eßt wie ein Teufel!«
    Worauf der König von Navarra und alle Anwesenden lachten, daß die Bäuche wackelten, obwohl sie diesen Spaß, wie ich erfuhr, schon hundertmal gehört hatten, denn er gefiel Navarra gar zu gut, und Roquelaure, der ihm das gleiche war wie der Narr Chicot meinem Herrn, mußte ihn immerfort wiederholen. Doch als ich dabei ein tief verschmitztes Blinken in Navarras Augen sah, begriff ich, daß er ein viel zu kluger Politiker war, um sich selbst jemals in verletzender Weise gegen den Papst zu äußern, mit dem er sich ja eines Tages auszusöhnen hoffte, hinwiederum aber ein diebisches Vergnügen darin fand, daß der Katholik Roquelaure den respektlosen Part übernahm und
urbi et orbi
kundtat, wie wenig der »Blitzstrahl der Exkommunikation« den hugenottischen Herrscher beeindruckte.
    |14| Diese Übertreibung – der Leser wird sich vielleicht erinnern – stammte von Navarras Onkel, dem Kardinal von Bourbon, den Chicot den großen Esel getauft hatte und der, obwohl vom jüngeren Zweig der Bourbonen, sich töricht vermaß, die Erbfolge Heinrichs III. antreten zu wollen, nur weil er Katholik war und sein Neffe ein Ketzer. Ein Anspruch, den sogar die ihn vertretenden Ligisten lächerlich fanden, zumal der alte Mann, der kaum Verstand genug hatte, ein Ei zu kochen, sich jetzt in Händen meines Herrn zu Tours befand, denn dieser hatte ihn nach der Exekution Guises und seines Bruders ergreifen und in einen goldenen Kerker sperren lassen. Nun war aber zum Unglück meines geliebten Gebieters Guises Bruder, der, noch schlimmer als Guise selbst, nach nichts wie Blut und Gemetzel gelechzt hatte, leider auch Kardinal gewesen, und wegen dessen Tötung drohte der Papst dem König von Frankreich nun mit Exkommunikation, was diesen, der bekanntlich sehr fromm war, schwer bedrückte und bitter schmerzte.
    Als ich Navarra dies sagte, schüttelte er den Kopf.
    »Bah!« sagte er achselzuckend, »da gibt es nur eins: die Liga schlagen! Stark muß man sein, dann zeigt sich, was an so einer Exkommunikation dran ist. Aber«, fuhr er fort, »meint Ihr wirklich, Monsieur de Siorac, daß der König mich liebt? Seid Ihr dessen so sicher?«
    »Ohne jeden Zweifel, Sire! Alles, was von Seiten des Hofes gegen Euch unternommen wurde, geschah auf ligistische und guisardische Anstiftung und Erpressung hin, und auch dann nur so lässig wie möglich. Saht Ihr nicht selbst, Sire, daß der König nie eine Armee gegen Euch führte?«
    »Und ich nicht gegen ihn«, sagte Navarra. »Nicht einmal nach meinem Sieg bei Coutras. Also, mir kann es nur recht sein, wenn der König mich liebt. Ich bin ihm auch gewogen. Er ist ein guter Fürst. Schlecht ist dieses Jahrhundert.«
    Hierauf trabte er wieder ein paar Schritte, stellte sich vor die Zeltöffnung und blickte nach den Mauern von Châtellerault.
    »Trotzdem«, sagte er, »ich weiß nicht, ob ich an den Hof gehen soll. Und, wenn ich denn ginge, in welcher Form ich dort leben sollte? Auf wen könnte ich bauen, wo so viele mir und meinem Glauben feind sind? Was meint Ihr dazu, meine Herren?«
    Jeder der anwesenden Offiziere sagte dazu seinen Vers, der |15| eine dafür, der andere dagegen, allen hörte der König von Navarra aufmerksam zu, wobei seine flinken Augen vom einen zum anderen wanderten und schließlich an Rosny haften blieben, der bei all den Reden den Kopf geschüttelt hatte, ohne den Mund aufzutun.
    »Monsieur de Rosny«, sagte Navarra, »was meint Ihr? Ihr sagt keinen Ton!«
    »Sire, mir scheint, man mag Vorsichtsmaßregeln treffen,

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