Paris - Stadt der Sehnsucht
Geschäft.
Wahrscheinlich tut er deshalb alles, um seine Schwester zu beschützen, dachte Polly. Er wusste, wie die Männer waren! Doch auch Polly kannte die Männer nur allzu gut. Damons starke sexuelle Anziehungskraft würde ihre Meinung über ihn ganz bestimmt nicht ändern.
Wieder trafen sich ihre Blicke, und Polly vergaß, was sie gerade hatte sagen wollen. Als sie das Funkeln in seinen Augen sah, wurde ihr klar, dass er ganz genau wusste, welche Wirkung er auf sie hatte.
„Miss Prince?“
Seine kühle, ironische Stimme riss sie aus ihrer Erstarrung.
„Wie Sie ja bereits wissen, ist Miss Prince die Tochter des Geschäftsführers“, erklärte Michael Anderson. Offenbar bemerkte er die Spannung zwischen Polly und Damon Doukakis nicht. „Ihr Vater hat ihr den Job in der Agentur gegeben.“
Polly zuckte bei seiner abfälligen Bemerkung zusammen und versuchte, ihren Ärger zu verbergen. Sie spürte, wie ihr Kampfgeist zurückkam. So leicht würde sie nicht aufgeben!
„Ich habe eine Präsentation über unsere Geschäftsstrategien vorbereitet“, erklärte sie mit neuer Entschlossenheit. „Sie werden sehen, dass wir in diesem Jahr bereits sechs neue Kunden und …“
„Danke, Polly, das ist nicht nötig“, fiel Michael Anderson ihr ins Wort. „Wir alle hier verstehen Sie, aber Ihr Vater ist nicht mehr der Firmenchef. Nicht einmal heute beehrt er uns mit seiner Anwesenheit.“ Anderson warf einen raschen Blick zu Damon Doukakis, der ruhig in seinem Stuhl saß. Seine ungerührte Miene verriet nicht, was er dachte.
Michael Anderson räusperte sich und strich nervös über sein schütteres blondes Haar. „Wir werden den Angestellten nachher mitteilen, dass wir uns von ihnen trennen müssen.“
Der Boden unter Pollys Füßen schien plötzlich zu schwanken. „Was? Heißt das, alle sollen entlassen werden?“ Ihre eigene Stimme hörte sich rau und fremd an. „Ohne jede Diskussion? Aber … es ist Ihr Job, die Leute zu schützen. Sie müssen Mr Doukakis klarmachen, warum wir sie brauchen!“
„Tatsache ist, dass wir sie nicht brauchen, Polly.“
„Das stimmt nicht! Die neuen Kunden haben wir als Team gewonnen. Wir sind ein gutes Team!“, rief sie verzweifelt aus.
Michael Anderson klopfte nervös mit seinem Stift auf den Tisch. „Lassen Sie einfach das Notebook hier, Polly. Dann kann jemand von Mr Doukakis’ Leuten sich die Präsentation später anschauen.“
Alle Blicke waren auf sie gerichtet. Jeder wartete nur darauf, dass sie den Raum verließ.
Polly beugte sich vor und stützte sich auf den Tisch. Sie sah Michael Anderson fest an. „Nein, es ist noch nicht vorbei! Sie müssen diese Präsentation halten!“
„Polly …“
„Nein! Sie haben eine Verantwortung für die Angestellten! Diese Menschen haben viele Jahre hart für Sie gearbeitet und Ihnen damit Ihr Luxusleben finanziert. Sie können sie jetzt nicht einfach im Stich lassen! Wenn Sie schon sonst nichts für sie tun, halten Sie wenigstens meine Präsentation!“
Einer der anderen Männer schob seinen Stuhl zurück. „Polly, es hat keinen Sinn mehr.“
„Da draußen sitzen hundert Angestellte und bangen um ihre Existenz! Sie wissen nicht, ob sie in Zukunft noch ihre Familie ernähren und ihre Miete zahlen können. Ist wirklich niemand hier am Tisch bereit, auch nur ein Wort für sie einzulegen?“, rief Polly aus. Sie sah die Männer der Reihe nach an. Die meisten wandten die Augen ab. „Erst scheffeln Sie mit Ihrem Verrat Millionen, und dann lassen Sie unsere Leute im Stich! Was für erbärmliche Feiglinge Sie alle sind!“
„Das reicht!“ Michael Anderson sprang auf. Sein teigiges Gesicht war wutverzerrt. „Wenn Sie nicht die Tochter vom Chef wären, hätte ich Sie schon lange gefeuert! Schon allein für Ihren Kleidungsstil!“
„Wie jemand sich kleidet, hat nichts mit der Arbeitsleistung zu tun, Mr Anderson“, fiel Polly ihm ins Wort. „Ich brauche keinen maßgeschneiderten Anzug, der verbirgt, wie üppig mein Bauch von all den teuren Geschäftsessen geworden ist.“
Michael Anderson lief so rot an, als würde ihn jeden Moment der Schlag treffen. „Ich weiß, dass Sie eine harte Zeit hinter sich haben, Polly.“ Mit offensichtlicher Anstrengung rang er sich ein schiefes Lächeln ab. „Darum bin ich bereit, über Ihr Verhalten heute hinwegzusehen. Ich gebe Ihnen einen väterlichen Rat: Nehmen Sie Ihre Abfindung, machen Sie einen schönen langen Urlaub und denken Sie über Ihre Zukunft nach. Sie sind doch ein
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