Paris - Stadt der Sehnsucht
keine Illusionen über ihre eigene Zukunft in der Agentur, aber die Angestellten waren wie ihre eigene Familie, und sie würde mit aller Kraft für ihre Jobs kämpfen.
Sie atmete noch einmal tief durch, um sich Mut zu machen, dann wandte sie sich zur Tür. In diesem Moment klingelte das Telefon auf ihrem Schreibtisch, und sie hob ab. „Polly Prince!“
„Hier ist Michael Anderson. Würden Sie bitte in den Besprechungsraum kommen?“
An seinem schleppenden Tonfall erkannte Polly, dass der Stellvertreter ihres Vaters trotz der frühen Stunde bereits getrunken hatte. Wut stieg in ihr auf. Seit mindestens zehn Jahren hatte Michael keine kreative Idee mehr beigesteuert, sondern nur mit vollen Händen das Geld der Agentur ausgegeben.
„Ich bin schon unterwegs.“ Wütend knallte sie den Hörer auf die Gabel und griff nach ihrem Notebook.
„Viel Glück!“
Polly stand auf. Debbie zog beeindruckt die Luft ein und sah zu ihr auf. „Mit diesen Stiefeln bist du wirklich imponierend groß.“
„Darum habe ich sie angezogen.“ Bei ihrer letzten Begegnung mit Damon Doukakis hatte sie sich winzig klein neben ihm gefühlt. In jeder Beziehung. Doch heute würde sie ihm auf Augenhöhe gegenüberstehen!
2. KAPITEL
Jedes Gespräch verstummte abrupt, als Polly eintrat. Männer in dunklen Anzügen saßen vor Kaffeetassen und Aktenordnern an dem großen Tisch. Keiner von ihnen sah ihr in die Augen.
Sie zwang sich, ruhig weiterzugehen. Jeder dieser Männer war nach dem Verkauf seiner Firmenanteile ein Multimillionär. Polly verabscheute sie alle von ganzem Herzen. Ohne zu zögern, hatten sie nicht nur ihren Vater, sondern auch die gesamte Belegschaft verraten.
Vor Aufregung hatte sie im ersten Augenblick nicht auf den Mann geachtet, der am Kopfende des Tisches thronte. Wie ein siegreicher Feldherr hatte er den Platz ihres Vaters eingenommen. Obwohl er Polly schweigend und vollkommen reglos entgegensah, konnte sie seine männliche Aggression fast körperlich spüren.
Zu ihrem großen Ärger musste sie zugeben, dass Doukakis nicht nur über einen herausragenden Intellekt und außergewöhnlichen Geschäftssinn verfügte – er war auch noch umwerfend attraktiv.
Sein Gesicht war stolz und markant, der Mund wirkte zugleich spöttisch und sinnlich. Doch auch wenn er unglaublich gut aussah, bemerkte Polly ein kaltes, hartes Glitzern in den ebenholzschwarzen Augen. Sein maßgeschneiderter Anzug betonte die breiten Schultern und den muskulösen Oberkörper, und das blütenweiße Hemd ließ seine gebräunte Haut noch dunkler erscheinen. Selbst der Knoten der Seidenkrawatte saß perfekt.
Alles an ihm war makellos, ganz im Gegensatz zu den fülligen Vorstandsmitgliedern. Polly zweifelte nicht daran, dass er seinen Körper mit derselben eisernen Disziplin und Gnadenlosigkeit trainierte, die er auch bei seinen Geschäften zeigte.
Andere Frauen fanden Damon Doukakis offenbar unwiderstehlich, das wusste Polly aus den Artikeln, die ständig in Zeitungen und Magazinen über ihn auftauchten. Schon auf den ersten Blick strahlte er männliche Kraft, Macht und Reichtum aus. Neben ihm wirkten die übrigen Männer im Raum wie Lämmer neben einem Löwen.
Kein Wunder, dachte sie, immerhin war er der Chef der Doukakis Mediengruppe, eines der erfolgreichsten Unternehmen Europas, das selbst in Zeiten der wirtschaftlichen Depression immer mächtiger wurde.
Sieh ihm in die Augen, Polly! ermahnte sie sich. Unter keinen Umständen durfte sie ihm zeigen, dass sie Angst vor ihm hatte!
Langsam hob sie den Kopf. Als ihre Blicke sich trafen, fühlte sie sich, als würde sie von einem Stromstoß erfasst. Hastig wandte sie die Augen ab. Ihre Beine zitterten, ihr Herz raste wild.
Polly hatte erwartet, dass sie Angst spüren würde, vielleicht auch Wut, aber niemals hätte sie mit dieser jähen wilden Begierde gerechnet. Hoffentlich hatte Damon Doukakis nicht bemerkt, was in ihr vorgegangen war! Während sie sich bemühte, ihren schnellen Atem unter Kontrolle zu bekommen, schaltete sie ihr Notebook ein.
„Meine Herren“, begann sie. Für einen Moment zögerte sie. „Und Mr Doukakis.“ Sie wunderte sich, wie ruhig und gelassen ihre Stimme klang.
Damon Doukakis’ Lächeln erreichte seine Augen nicht. Polly ertappte sich dabei, wie ihr Blick unwiderstehlich von seinen Lippen angezogen wurde. Für einen Moment dachte sie an die Geschichten über seine zahlreichen Affären. Anscheinend war er in seinen Beziehungen genauso kalt und skrupellos wie im
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