Paris - Stadt der Sehnsucht
über ihr Leben“, erwiderte Damon bitter. „Jetzt verstehe ich auch, warum. Offenbar hat sie eine Menge zu verbergen.“
„Arianna ist vierundzwanzig, Mr Doukakis. Sie ist eine erwachsene Frau. Warum versuchen Sie nicht, ihr zu vertrauen?“
„Meine Schwester ist unglaublich naiv!“
„Vielleicht liegt das daran, dass Sie viel zu fürsorglich waren und Arianna nie die Chance hatte, ihre eigenen Erfahrungen zu machen.“
War es wirklich überfürsorglich, wenn man jemanden, den man liebte, vor Verletzungen bewahren wollte? Damon erinnerte sich an die Nacht, als ihre Eltern gestorben waren. Er hatte geglaubt, Arianna wäre zu klein, um zu begreifen, was geschehen war. Doch dann war sie auf seinen Schoß geklettert und hatte geweint, als könnte sie niemals wieder aufhören. Damals hatte er sich geschworen, sie vor jedem Kummer zu beschützen.
Damon dachte daran, wie er seiner Schwester vor zehn Jahren den Kontakt mit Polly verboten hatte. Wegen Polly Prince und ihrer Unfähigkeit, sich Regeln unterzuordnen, war Arianna damals von einer der besten Schulen des Landes gewiesen worden. Mit Schaudern erinnerte er sich an die lautstarken Streitereien, die seiner Entscheidung gefolgt waren.
„Arianna ist eine sehr reiche Frau. Leider fehlt ihr jede Menschenkenntnis, und das macht sie zur idealen Beute für skrupellose Männer.“
Polly hob ihre fein gezeichneten Brauen. „Ich kann nicht behaupten, viel über Beziehungen zu wissen, Mr Doukakis, aber ich kann Ihnen versichern, dass mein Vater nicht wegen ihres Geldes mit Arianna zusammen ist.“
Hastig verdrängte Damon das Bild seiner Schwester in den Armen des alternden Playboys. „Ach ja? Dann wissen Sie offenbar nicht, wie schlecht es um die Agentur steht!“
„Ist Ihnen schon einmal der Gedanke gekommen, dass Arianna ein warmherziger, humorvoller Mensch ist und mein Vater sie vielleicht unterhaltsam findet?“
„Ich werde dafür sorgen, dass sie ihn nicht mehr lange unterhalten wird!“, presste Damon hervor. „Wie zum Teufel können Sie so ruhig bleiben? Wie alt ist Ihr Vater? Fünfzig?“
„Vierundfünfzig.“
„Schämen Sie sich nicht für ihn und seine zahllosen Affären mit jungen Mädchen? Arianna ist dreißig Jahre jünger als er. Er hat vier Scheidungen hinter sich! Was für ein Mensch muss das sein?“
„Vielleicht einfach ein ewiger Optimist, Mr Doukakis.“
Wenn es hier nicht um seine Schwester gehen würde, hätte Damon aufgelacht. „Glauben Sie das wirklich, Miss Prince?“ Falls möglich, war seine Meinung von Polly noch weiter gesunken. „Innerhalb der nächsten Stunde wird meine Übernahme im Internet bekannt gemacht. Sobald Ihr Vater davon erfährt, wird er sich mit Ihnen in Verbindung setzen. Wenn das geschieht, will ich umgehend unterrichtet werden.“
Polly zuckte anmutig mit den Schultern. „Mein Vater mag das Internet nicht. Er ist überzeugt, dass es zwischenmenschliche Beziehungen verhindert.“
Bei der Erwähnung zwischenmenschlicher Beziehungen brach Damon der Schweiß aus, doch er ließ sich nichts anmerken. „So oder so wird er bald davon erfahren, und er wird bestimmt nicht erfreut sein.“
„Da stimme ich Ihnen zu. Er hält Sie für einen Menschen, der nur an Geld interessiert ist. Schon vor zehn Jahren war es ihm nicht recht, dass ich über Arianna mit Ihnen zu tun hatte.“
Damon schnappte verblüfft nach Luft. „Er hat mich für einen schlechten Einfluss gehalten?“
„Mein Vater kann Menschen nicht leiden, die sich nur für ihren Profit interessieren. Für ihn hängt Erfolg genauso vom Wohlergehen der Menschen wie vom Gewinn ab.“
Damon schnaubte spöttisch. „Um das zu erkennen, hat mir ein Blick auf Ihre Bilanzen gereicht. Es ist ein Wunder, dass diese Firma überhaupt noch Gewinn abwirft, bei all dem Ballast, der hier Monat für Monat ein Gehalt erhält.“
„Wagen Sie es nicht, unsere Leute als Ballast zu bezeichnen, Mr Doukakis! Jeder hier ist auf seine Art wichtig. Sie sind wirklich genauso kalt und unbarmherzig, wie man sagt!“ Polly presste die zitternden Lippen fest aufeinander und senkte den Kopf.
Ohne darüber nachzudenken, fasste Damon nach ihrem Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. Unter seinen Fingern spürte er ihre zarte Haut. „Sie haben recht, ich bin erbarmungslos, Miss Prince. Das sollten Sie nie vergessen. Und Tränen erweichen mich nicht, sondern ärgern mich nur.“
„Ich weine gar nicht!“ Polly hoffte, dass er nicht spürte, wie ihr Kinn zitterte. Seine warme
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