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Pariser Bilder

Pariser Bilder

Titel: Pariser Bilder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Jouhandeau
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in einer hohlen Hand halten läßt: etwas Brot und Käse wohl, die er, sobald jemand sich nähert, in Papier einwickelt, wobei er jedesmal die Augen niederschlägt; er trinkt niemals, wie die Kaninchen. Eine halbe Stunde später kommt eine Lumpensammlerin mit hochrotem Gesicht, im Silberhaar, und nimmt am Fuß der gleichen Gaslaterne ihren Platz ein, um ihrerseits Mahlzeit zu halten, aber sie setzt sich und sie tut nichts als, fast ohne zu essen, zwei Liter Wein Schluck um Schluck in sich hineingießen; aus den beiden Flaschen, die sie, links den Rotwein, rechts den Weißwein, neben sich gestellt hat, und jedesmal, wenn ein Passant in der Ferne aufaucht, auch wenn er gar nicht in ihre Richtung blickt, schimpf sie so lange hinter ihm drein, bis er verschwunden ist.

    Die Krawatte des Sandschauflers

    Von morgens früh bis abends spät räumt er einen Sandhaufen von der Stelle, und von morgens früh bis abends spät behindert ihn seine Krawatte, deren Enden zwischen seinen Augen und der Schaufel hin und her baumeln, so daß sie ihm bald die Erde verbergen, wenn er sie am nötigsten sehen müßte, und bald sich um die mit der Schaufel beschäfigten Hände schlingen. Hundertmal nötigt diese Krawatte ihn, von neuem zu beginnen, aber obwohl ihm gehörig heiß ist, der Bewegung wegen, die seine Arbeit erfordert, und der zusätzlichen Ermüdung wegen, die die unnütze Störung durch dieses Bändel ihm verursacht, kommt er doch nicht darauf, sie abzulegen. Fehlt es diesem Manne derart an Aufmerksamkeit oder Intelligenz, oder sollte dieser Zierat ihm umgehängt worden sein, um ihn zu quälen? Nein, aber er ist mit seinen Gedanken weder ganz bei dem, was er tut, noch bei seiner Erschöpfung oder seiner Ruhe; ein einziges anderes Etwas hält ihn gefangen, das nur er allein kennt und das ihn für alles übrige empfindungslos macht.

    Bathseba

    Gegen Abend schiebt eine Frau die Sonnenvorhänge beiseite, die ihr Haus bedecken; sie stemmt sich aus den Handgelenken hoch und steigt auf das Dach hinauf, um Luf zu schöpfen. Schwermütig läßt sie sich dort nieder und scheint ein Kind zu beaufsichtigen, das zehn Meter unter ihr allein im unbebauten Gelände spielt.
    Ihr gegenüber liegt ein Mann auf der Seite; den Kopf in eine Krümmung an der Bordwand seines Schiffes geschmiegt, hat er einen seiner nackten Arme schräg über die Brust heraufgeholt, während der andere den Schenkel entlang ruht, um eine wunderbare Hand zu tragen: eine Hand aus weißem Stein, sonderbar, riesig, an der man von ferne die geringsten Einzelheiten jedes Fingers erkennt, wie sie da auf der Wölbung seines Knies zur Schau liegt.

    Die Kohlensammlerin

    Eine kleine Alte lauert von sieben Uhr früh im Winter bei der Fußgängerbrücke von Passy den Wagen der Kohlenhändler auf und folgt ihnen bis zum Pont de Grenelle. Sobald ein Kohlenbröckchen oder -brokken von dem Wagen fällt, bückt sie sich, um sie aufzuklauben, und ist es nur ein Bröckchen, bedauert sie, daß es kein Brocken ist, weil das nicht die Mühe des Bückens verlohnt, und ist es ein Brocken, daß es kein Bröckchen ist, weil die Mühe zu groß ist. Hebt sie dann den Kopf, sieht sie das, hinter dem sie her ist, schon in der Ferne, und sie läuf, es einzuholen, die Haare in den Augen, die Füße kaum aufgehoben, um einen losen Schuh nicht zu verlieren, dessen Riemen sie behindert. Je länger sie dem Wagen folgt, je mehr lassen ihre Kräfe nach, und immer schwerer wird ihr Sack, aber sie straf sich nicht; im Gegenteil, wie auf Zehenspitzen eilt sie dahin, oder wie eine betrunkene Tänzerin scheint sie, nicht ohne Anmut, das Gleichgewicht, ihren Mut zu verlieren und wiederzugewinnen, zum Läuten der Glöckchen an dem Gefährt. Der halbgefüllte Sack hängt nun bis auf ihre Füße nieder und stört sie; sie ist genötigt, den linken Arm zu beugen, um ihre Last etwas höher zu halten, und dieser angehobene Arm bildet einen spitzen Winkel, der jedesmal in den Himmel hinaufsticht, sobald die unermüdliche Rechte sich nach dem schwarzen Boden ausstreckt.
    Bald erkenne ich von dem Wagen nur noch ein großes
    Rechteck, das in den Nebel entweicht; hinterdrein hüpf ein kleines Sechseck, das im Wind um sich selbst zu kreisen scheint, wie ein Rädchen, das eine heimliche Feder treibt. Plötzlich aber ist der Wagen verschwunden, und ich sehe nur noch das arme Hutzelweiblein, jämmerlich zusammengebrochen über den Kohlen, die der geplatzte Sack nach allen Seiten über die Straße verstreut hat.

    Das weiße

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