Parker Pyne ermittelt
Pelzmantel hinaus, denn die Nachtluft war kühl. Sie schlenderte langsam die Straße hinunter zu den Ruinen. Mr Parker Pyne wartete bereits auf sie.
»Nur die Gnade des Himmels konnte dafür sorgen, dass Sie hier sind«, sagte Mrs Peters atemlos. »Aber wie haben Sie erraten, in welch schrecklichen Schwierigkeiten ich mich befinde? Das will ich wissen.«
»Dank des menschlichen Gesichtsausdrucks, meine Verehrteste«, sagte Mr Parker Pyne sanft. »Ich wusste sofort, dass irgendetwas geschehen war, aber worum es sich handelt, darauf bin ich schon gespannt.«
Sie schüttete ihm ihr Herz aus. Dann reichte sie ihm den Brief, den er im Schein seiner Taschenlampe las.
»Hm«, sagte er. »Ein bemerkenswertes Dokument. Ein wirklich bemerkenswertes Dokument. Da sind gewisse Punkte – «
Doch Mrs Peters war nicht in der Stimmung, eine Diskussion über kleinere Details des Briefs zu führen. Was sollte sie wegen Willard unternehmen? Ihrem süßen, zerbrechlichen Willard.
Mr Parker Pyne beruhigte sie. Er zeichnete ein schillerndes Porträt des griechischen Banditenlebens. Sie würden ganz besonders vorsichtig mit ihrer Geisel umgehen, denn er wäre im besten Fall eine Goldmine für sie. Nach und nach vermochte er sie zu beruhigen.
»Aber was soll ich tun?«, heulte Mrs Peters.
»Warten Sie bis morgen«, sagte Mr Parker Pyne. »Es sei denn, sie möchten sofort zur Polizei gehen.«
Mit einem Schrei des Entsetzens unterbrach ihn Mrs Peters. Ihr liebster Willard würde sofort umgebracht!
»Glauben Sie wirklich, ich werde meinen Willard wohlbehalten wiedersehen?«
»Daran gibt es keinen Zweifel«, sagte Mr Parker Pyne beruhigend. »Die einzige Frage ist, ob Sie ihn wiederbekommen, ohne zehntausend Pfund zahlen zu müssen.«
»Alles, was ich will, ist mein Junge.«
»Gut, gut«, sagte Mr Parker Pyne beruhigend. »Übrigens, wer hat eigentlich den Brief überbracht?«
»Ein Mann, den der Hausherr nicht kannte. Ein Fremder.«
»Ah! Da gibt es eine Menge Möglichkeiten. Dem Mann, der morgen den Brief bringt, könnte man folgen. Was werden Sie den Leuten vom Hotel bezüglich der Abwesenheit Ihres Sohnes sagen?«
»Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.«
»Das ist eine gute Frage«, meinte Mr Parker Pyne. »Ich denke, Sie sollten ganz selbstverständlich Sorge und Angst wegen seiner Abwesenheit zum Ausdruck bringen. Man könnte einen Suchtrupp losschicken.«
»Glauben Sie nicht, dass diese Unholde – « Ihr blieb der Atem weg.
»Nein, nein. Solange das Wort Entführung oder ein Hinweis auf das Lösegeld nicht fällt, können sie nicht unangenehm werden. Immerhin wird man ja nicht davon ausgehen, dass Sie das Verschwinden Ihres Sohnes einfach so hinnehmen.«
»Darf ich das alles Ihnen überlassen?«
»Das ist mein Metier«, sagte Mr Parker Pyne.
Sie machten sich auf den Rückweg zum Hotel, prallten aber fast mit einer korpulenten Gestalt zusammen.
»Wer war das?«, fragte Mr Parker Pyne scharf.
»Ich glaube, das war Mr Thompson.«
»Oh!«, sagte Mr Parker Pyne nachdenklich.
»Thompson war das? Thompson – hm.«
Mrs Peters spürte, als sie zu Bett ging, dass Mr Parker Pynes Vorschlag mit dem Brief eine gute Idee war. Wer immer ihn auch brachte, musste mit den Banditen in Kontakt stehen. Sie fühlte sich getröstet und schlief schneller ein, als sie es jemals für möglich gehalten hätte.
Als sie sich am nächsten Morgen anzog, bemerkte sie plötzlich, dass etwas am Fenster auf dem Boden lag. Sie hob es auf – und das Herz rutschte ihr in die Hose. Derselbe dreckige, billige Umschlag; dieselben verhassten Buchstaben. Sie riss ihn auf.
Guten Morgen, Lady.
Haben Sie überlegt? Ihrem Sohn geht gut und nicht verletzt – bis jetzt. Aber heute müssen wir Geld kriegen. Es ist nicht ei n fach vielleicht für sie Summe zu bekommen aber man uns hat g e sagt sie Di a mantenhalskette haben. Sehr schöne Steine. Wir nehmen das auch a n stelle. Das müssen Sie tun. Sie oder anderer muss diese Halskette ne h men und zu Stadion bringen. Von dort hoch gehen bis Baum neben großen Stein. Augen werden sehen nur eine Person kommt. Dann ihr Sohn wird ausgetauscht gegen Halske t te. Zeit morgen sechs Uhr kurz nach Sonnenaufgang. Wenn Sie Polizei rufen hinterher wir erschießen Sohn auf dem Weg zu P o lizei.
Dies ist letztes Wort, Lady. Wenn morgen früh keine Hal s kette, dann schicken Ohren Sohn. Nächster Tag tot.
Mit Grüßen, Lady,
Demetrius
Mrs Peters machte sich schnurstracks auf die Suche nach
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