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Parker Pyne ermittelt

Parker Pyne ermittelt

Titel: Parker Pyne ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Vorstellung. Sie würde es einnehmen, sobald die Krankenschwester sie verlassen hätte. Niemand würde etwas darüber erfahren. Aber Sie haben einen Fehler gemacht, junger Mann. Es ist nutzlos, eine Dame darum zu bitten, Briefe zu verbrennen. Das tun sie nie. Ich habe alle Briefe, selbst den mit der Kapsel.«
    Basil West war im Gesicht grün angelaufen. Sein gutes Aussehen hatte sich in nichts aufgelöst. Er schaute um sich wie eine Ratte in der Falle.
    »Hol dich der Teufel!«, knurrte er wütend. »Du weißt also Bescheid. Du verdammter, nerviger Wichtigtuer.«
    Mr Parker Pyne wurde vor einem brutalen Angriff durch das Auftauchen der Zeugen gerettet, die er fürsorglich an der halb geöffneten Tür hatte lauschen lassen.
     
    Mr Parker Pyne besprach den Fall erneut mit seinem guten Freund, dem hohen Beamten.
    »Und ich hatte nicht den geringsten Beweis! Nur ein praktisch unleserliches Fragment mit ›Verbrenne dies!‹ darauf. Ich habe mir die ganze Geschichte zusammengereimt und an ihm ausprobiert. Es hat funktioniert. Ich war durch Zufall auf die Wahrheit gestoßen. Die Briefe waren der Schlüssel zum Erfolg. Lady Grayle hat jeden noch so kleinen Fetzen ihrer Korrespondenz vernichtet, aber das wusste er nicht.«
    »Sie war wirklich eine sehr ungewöhnliche Frau. Ich war verwirrt, als sie mich aufsuchte. Was ich ihr hatte sagen wollen, war, dass ihr Ehemann sie vergiftete. In diesem Fall wäre sie mit dem jungen West ihrer Wege gezogen. Aber sie wollte ihm gegenüber fair sein. Eine merkwürdige Persönlichkeit.«
    »Das arme Mädchen wird ganz schön zu leiden haben«, sagte der andere.
    »Sie wird darüber hinwegkommen«, sagte Mr Parker Pyne herzlos. »Sie ist jung. Mir liegt viel daran, dass Sir George noch ein wenig Freude hat, bevor es zu spät ist. Er ist zehn Jahre lang wie der letzte Dreck behandelt worden. Jetzt wird Elsie MacNaughton sehr freundlich zu ihm sein.«
    Er strahlte. Dann seufzte er. »Ich überlege mir inkognito nach Griechenland zu reisen. Ich brauche dringend Urlaub.«

Das Orakel von Delphi
     
    M rs Willard J. Peters hatte kein besonderes Interesse an Griechenland. Und zu Delphi hatte sie, in ihrem tiefsten Inneren, einfach keine Meinung.
    Mrs Peters’ geistiges Zuhause war Paris, London, die Riviera. Sie war eine Frau, die das Leben in Hotels mochte, aber ihre Vorstellung von einem Hotelzimmer war ein flauschiger Teppich, elektrisches Licht in unterschiedlichsten Anordnungen, und das in Hülle und Fülle, einschließlich einer getönten Nachttischlampe, jede Menge heißen und kalten Wassers und einem Telefon neben ihrem Kopf, mit dessen Hilfe sie Tee, Essen, Mineralwasser und Cocktails bestellen sowie mit ihren Freunden telefonieren konnte.
    Im Hotel in Delphi gab es nichts davon. Sie hatte aus ihrem Fenster einen wunderschönen Ausblick, das Bett war sauber und auch das weißgetünchte Zimmer. Sie hatte einen Stuhl, einen Waschtisch und ein Schubladenschränkchen. Ein Bad konnte sie nur nach Absprache nehmen, und dann fiel es auch meist recht enttäuschend aus, was das heiße Wasser anging.
    Es wäre vermutlich nett, sagen zu können, man sei in Delphi gewesen, und Mrs Peters hatte sich sehr bemüht, Interesse am antiken Griechenland zu entwickeln, aber es fiel ihr schwer. Ihre Statuen schienen so unvollendet; es mangelte definitiv an Köpfen und Armen und Beinen. Insgeheim bevorzugte sie den wunderschönen Marmorengel mit seinen Flügeln, der auf dem Grab des kürzlich verstorbenen Mr Willard Peters zu finden war.
    Aber all dies behielt sie sorgfältig für sich, denn sie fürchtete, ihr Sohn Willard könnte sie dafür verachten. Sie war Willard zuliebe hierhergefahren, in dieses kalte und unbequeme Zimmer, das nicht nur ein mürrisches Zimmermädchen aufwies, sondern auch noch die Aussicht auf einen angewiderten Chauffeur beinhaltete.
    Denn Willard (der bis vor Kurzem noch Junior hieß – ein Titel, den er hasste) war Mrs Peters’ achtzehnjähriger Sohn, und sie vergötterte ihn über alle Maßen. Es war Willard, der diese seltsame Faszination für längst vergangene Kunst entwickelt hatte. Es war Willard, dürr, bleich, ein bebrillter Dyspeptiker, der seine liebevolle Mutter zu dieser Griechenlandreise gedrängt hatte.
    Sie hatten Olympia besucht, das Mrs Peters für ein bedauernswertes Chaos hielt. Den Parthenon hatte sie gemocht, aber Athen schätzte sie als hoffnungslose Stadt ein. Und der Besuch in Korinth und Mykene war sowohl für sie als auch den Chauffeur eine grausame

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