Partnerschaft und Babykrise
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Freud verbindet dieses Verzagen, etwas zu Ende zu bringen, mit dem Scheitern der kindlichen Sexualforschung. Heute lässt sich dieses Konzept vom ungelösten Rätsel, das noch die Erwachsenen belastet und verwirrt, mit der Krise einer elterlichen Symbiose verknüpfen. Diese ruiniert das Sexualleben der Eltern und lässt das Kind mit der bohrenden Frage zurück, weshalb so wenig Liebe zwischen zwei Menschen ist, deren liebevolle Verbindung doch nach allem, was es gehört hat, die Grundlage des Entstehens von Kindern ist.
In den Zeiten von youporn.com muss kein Kind mehr rätseln, wie denn die physische Sexualität zwischen den Erwachsenen funktioniert. Weshalb aber münden Liebesbeziehungen
so oft in Kälte oder Hass? Dieses Rätsel kann nicht nur der forschende Ehrgeiz des Kindes oft nicht lösen.
Es ist eine der klinisch hilfreichen Beobachtungen Freuds, dass kleine Kinder unglaublich viel wahrnehmen, denken und – leiden. Ihr Leid versuchen sie mit den Mitteln zu mindern, die sie haben. Sie versuchen, ihre Umwelt zu kontrollieren und innere Abwehrmechanismen aufzubauen, welche ihnen helfen, erneutes Leid zu vermeiden.
Die therapeutische Wirkung der Psychoanalyse beruht darauf, dass Erwachsene mit ihren gereiften Fähigkeiten und ihrem sehr viel besser entwickelten Realitätssinn die während der Kindheit abgewehrten Leiden noch einmal verarbeiten. Jetzt können sie den nötigen Abstand gewinnen und orientieren sich nicht mehr an zur Vermeidungsstarre geronnenen Ängsten.
Die durch das Kind aus dem Symbioseparadies vertriebenen Eltern sind ein mächtiger, traumatischer Faktor. Ihre krankmachenden Ansprüche führen bei den Betroffenen zu tief verwurzelten Ängsten. Sie betreffen Liebe, Nähe, Bindung, sozusagen den Wunsch, es sich in einer Beziehung bequem zu machen.
Eine Patientin, die früher an einer Anorexie gelitten hatte, diese aber aus eigener Kraft überwand und schließlich als 30-Jährige wegen einer unglücklichen Liebesbeziehung in Behandlung kam, fasste ihre Einstellung so zusammen: »Ich fühle mich viel wohler, wo ich abgelehnt werde, obwohl ich mich davor natürlich auch fürchte. Aber wenn mich jemand nicht mag, dann kann ich ihn immer noch erobern. Wenn mich jemand liebt
und bei mir bleiben will, dann kann ich ihn nur noch verlieren, das ist unerträglich!«
Ihre Eltern hatten sich nach der Geburt ihres älteren Bruders entfremdet und beschlossen, zur Heilung dieser Kränkungen möglichst schnell ein zweites Kind zu bekommen. Als die Patientin geboren war, vertiefte sich die Entfremdung. In ihren Kindheitserinnerungen streiten die Eltern ständig, die Mutter beklagt sich, der Vater trinke zu viel, gebe zu viel Geld aus, sei sexuell ein Grobian, gehe fremd, sei ein schlechter Mensch, nur wegen der Kinder bleibe sie bei ihm. Der Vater ist stumm, mürrisch, sperrt sein Zimmer ab, damit die Kinder nicht an seine Sachen kommen, isst getrennt von ihnen in seinem Zimmer, fährt abends mit dem Auto weg und kommt erst im Morgengrauen wieder. Die Eltern haben zusammen ein Haus gebaut, das keiner aufgeben will; die Scheidung würde sie ruinieren.
Zur Zeit der Therapie war die Patientin beruflich sehr erfolgreich, aber aussichtslos in einen verheirateten Mann verliebt, von dem sie unbedingt ein Kind haben wollte. Es gab eine Reihe von Männern, die sich gerne mit ihr verbunden hätten. Diese fand sie jedoch alle völlig uninteressant, eine Zumutung, das Letzte.
Die Belastung einer Liebesbeziehung durch ein Kind kann ebenso gut über- wie unterschätzt werden. Um das Beispiel von der Expedition noch einmal zu strapazieren: Wer sie ohne Vorbereitung und Ausrüstung antritt, wird scheitern; wer sie gar nicht antritt, beraubt sich einer Chance.
Die Verarbeitung der Babykrise durch die Eltern zeigt, wie
wenig wir eigentlich von Menschen wissen und wie schlecht sich ihr Verhalten in existenziellen Situationen voraussagen lässt. Tüchtige Personen, die bisher weit Überdurchschnittliches geleistet haben, können elend scheitern; andererseits bewähren sich Menschen, denen bisher so wenig gelungen ist, dass ihnen niemand die Elternschaft zugetraut hat.
Ich erinnere mich an eine essgestörte Patientin mit vielen abgebrochenen Beziehungen und gescheiterten Versuchen, Halt in einer Arbeit zu finden. Als sie schwanger wurde, ging die Beziehung zu ihrem Freund schnell zu Bruch. Er wollte das Kind nicht, ihre Mutter war dagegen, ihr Stiefvater, der sie sexuell missbraucht
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