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Pasdan

Pasdan

Titel: Pasdan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Wäldern, die fast zwei Drittel von Pangotajdir bedeckten, lebten sie in gläsernen Labyrinthen, fantastischen Städten, die in den Seen der künstlich verbreiterten Ströme standen. Die Glas- und Kristalldome waren erfüllt vom Rauschen des Stroms, vom Wispern des Winds, vom Sang des Regens; die unendlichen, verwinkelten Korridore und Hallen tief unter dem Flußbett bargen in ihrem Mittelpunkt Kammern der Stille und des Unlichts. Die Pangoshil nutzten die Kraft des Stroms zu vielen Dingen; über Turbinen gewannen sie Elektrizität; sie leiteten Wasser durch gläserne Leitungen, die erhitzt wurden. Das erwärmte Wasser, mit Leuchtstoffen angereichert, heizte die tiefliegenden Teile des Labyrinths; dabei glommen die Glasröhren, und mit den farbigen Gläsern und Kristallen der Wände und den Lichtern der Tiefe ergaben sie betäubende, belebende, träumerische und alpträumerische Effekte. Es gab Kammern des Denkens, nur von jenen Farben erfüllt, die der Konzentration dienten; Kammern der Liebe, der Heilung, der Versenkung, der Nahrung, der Verwirrung, der Disputation, des Entsetzens, der Erinnerung… Und die Kammern der Stille und des Unlichts. Wenn die Bewohner der gläsernen Heimstätten ihr Ende nahen fühlten, begaben sie sich auf die Suche nach diesem Zentrum ihrer Welten. Dort legten sie sich zur Ruhe; nach einem Leben in Licht und Lauten öffnete die dunkle Stille die Schleusen des Daseins, und das Leben floß aus den Menschen wie das Wasser aus den Ventilen am unteren Ende der Städte. Dort brachten Künstler zungenförmige Blätter aus Kristall an, und wenn das Wasser die Städte verließ, floß es über die Zungen, die unterschiedlich lang, breit und dünn waren und die Städte mit den seltsamsten Tönen füllten. Auch diese Musik war in den Kammern der Stille nicht zu hören; es hieß, daß die Sterbenden dort Todeslieder sangen, um sich von den Banden des Lebens zu lösen.
    Als die Mütter mit moderner Technik und Strahl- und Feuerwaffen landeten, fanden sie ein fruchtbares Land vor, das bewaldet war, aber so gut wie ungenutzt. Die Mütter hätten das Land bebauen und die Pangoshil in ihren kristallenen Traumstädten lassen können, aber sie zerstörten Pangotajdir. Und die Pangoshil waren weder kriegerisch noch überhaupt in der Lage, sich zu wehren.«
     

XIII
     
    Mit verklebten Augen schaute Dante Barakuda aus dem Fenster seines Wohnraums und wußte, daß ein weiterer heißer Spätsommertag bevorstand. Über dem Meer lag Dunst; die Masten auf der Reede von Cadhras schienen Dante durch Schleier milde zuzunicken.
    Er seufzte. Die Dusche weckte ihn nur teilweise. Vor dem von Wasserdampf blinden Spiegel rasierte er sich naß und schnitt sich. Die Narbe auf der linken Wange wurde einen Millimeter länger, aber nicht schöner. Barfuß tappte er ins Wohnzimmer, ließ sich die Füße vom Teppich trocknen und frottierte sein ergrauendes Kraushaar. Er zog frische Wäsche an, stieg in eine helle Leinenhose, weiche Slipper aus P’aodhu-Leder und ein Khakihemd. Die Uniformjacke mit vollgestopften Taschen hängte er sich über die Schulter; dann verließ er seine Wohnung.
    Vor Sonnenaufgang war es kühl; er zog die Jacke an. Die Kopfsteine waren betaut und rutschig. Barakuda setzte sich auf einen Poller und frühstückte eine Zigarette.
    Das rechteckige Hafenbecken war fast leer. Am Südende des Hafens lagen vor den kleinen Docks der Schiffbauer reparaturbedürftige Boote. Der Rest war Brackwasser, das leicht schwappte und einige Ruderboote und kleine Leichter schaukelte.
    Aus einem Haus an der Nordseite des Beckens trat Sergeant Lugo Bondak; er lebte dort mit einer temperamentvollen Shil zusammen, die aus einer früheren Verbindung fünf Töchter hatte; drei von ihnen fuhren als Hochseefischerinnen und schleppten bei ihren Landaufenthalten jeweils wechselnde Freunde ins Haus - manchmal auch die gleichen in neuen Konstellationen. Barakuda war oft Gast bei den Fischgelagen; Bondaks Lebensgefährtin kochte entsetzlich gut.
    Dante erhob sich und nickte dem Mann zu. »Morgen, sirján«. Dann schnüffelte er. »Haben Sie auf Fisch übernachtet?«
    Bondak grinste müde; die Ringe um seine Augen bildeten Ellipsoide. Er klopfte auf seine Jackentasche. »Morgen, Boß. Freßpaket. - Und beste Empfehlungen.«
    Sie verließen den Kai. Zwei unwirsche Pferde zerrten den Wagen einer Molkerei über das Pflaster des Bulvar Magellan. Der Kutscher war vermutlich taub. Bondak steckte einen Finger ins Ohr und blickte dem

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