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Pasdan

Pasdan

Titel: Pasdan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Er starrte Barakuda an; dann grinste er. Der Sichtschirm war der einzige, der funktionierte. Alle anderen - Radar, optische Außenerfassung, Dauerverbindungen - wurden gesteuert; nur das normale Visifonnetz war unabhängig vom Zentralrechner.
    »Ah, Barakuda. Verdammter Mist.« Shafis leitete die Energiestation im Süden von Cadhras.
    »Danke für Ihre schnelle Reaktion, Freund. Ein Orden ist Ihnen sicher. Wie haben Sie das gemacht?«
    Shafis zwinkerte. Er neigte grüßend den Kopf, als die Gouverneurin in den Bildbereich trat. »Exzellenz! - Wir haben natürlich die verdammte Durchsage gehört und nach ein paar Schrecksekunden das Notprogramm angeschmissen. Der Meiler arbeitet normal.«
    Die Gouverneurin lächelte flüchtig. »Ein schwacher Trost. Immerhin retten Sie die Hälfte von dem, was zu retten ist.«
    Shafis leckte sich die Lippen. »Das freut mich. Ich wäre Ihnen aber besonders dankbar, wenn Sie sich revanchieren könnten. Wir sind nämlich eingesperrt. Die Türen hängen an dieser verdammten Zentrale. Und ich kann die verdammte Garnison nicht erreichen.«
    Barakuda lachte. »Keine Sorge, Mann, wir sprengen Sie notfalls raus. Aber ein bißchen verdammte Geduld werden Sie schon noch brauchen.«
    Leontia Vilgram saß an der Tastatur; ihre Schultern bewegten sich, als wolle sie zu schluchzen beginnen. Lydia Hsiang blickte Barakuda an. Maretha Lunz war kreidebleich in ihrem Sessel zusammengesunken. Udo Aguilar hatte die feisten Pfoten auf die Tischplatte gelegt und schüttelte unaufhörlich den Kopf. Ubang Thang raufte sich die Haare und lief wie ein eingesperrtes Tier auf und ab. Vito Ataratz notierte mit gerunzelter Stirn vermutlich Notmaßnahmen der Gendarmerie. Major Maqari machte Kaubewegungen und murmelte stumme Flüche. Sie alle wußten, welche Katastrophe die Löschung bedeutete.
    »Alpha-Befehle«, sagte Barakuda »können nur wenige Leute erteilen, die sich besonders ausweisen müssen.« Er blickte von einem Gesicht zum anderen. »Der Sekretär für Sicherheit. Der Kommandeur der Garnison. Die Erste Operatorin. Der Leiter des Raumhafens. Die Oberste Richterin. Der Obmann des Territoriums. Der Präfekt der Gendarmerie. Und die Gouverneurin. Mit anderen Worten, liebe Freunde: nur einer von uns. Und einer von uns ist ein Verräter.«
    Die Gouverneurin empfing Barakuda im heißen Palais. Da die Klimaanlage tot war, hatte man die Fenster geöffnet.
    Barakuda nahm einen Schluck aus seiner Kaffeetasse. Hsiang musterte ihn. »Nun schießen Sie schon los. Sie waren heute früh so seltsam gelassen.«
    »Ja. Ich hatte mit so etwas gerechnet.«
    »Aber wie wollen Sie jetzt jemals herausfinden, wie der Waffenschmuggel abgelaufen sein könnte?«
    »Indem ich die Computerlisten durchgehe. Eine mühsame Handarbeit, natürlich, aber machbar.«
    »Welche Listen? Es ist doch alles gelöscht.«
    »Das schon. Ich habe mir aber, seit ich hier bin, in regelmäßigen Abständen Listen ausdrucken lassen. Sie sind gut aufgehoben, und niemand weiß es.«
    Lydia Hsiang lächelte; dann lachte sie. »Also deshalb waren Sie so ruhig. Aber gut. Jetzt brauchen wir diese endlosen Papiermengen doch nur neu eingeben zu lassen, und dann…« Sie unterbrach sich und runzelte die Stirn.
    Barakuda blickte in die kühlen grauen Augen. »Eben, das können wir gerade nicht, Exzellenz. Ein Mitglied des Krisenrats ist ein Verräter. Wahrscheinlich ist er oder sie auch für die Detaillöschung vor einem Jahr zuständig gewesen. Diese große Löschung beweist, daß wir auf dem richtigen Weg sind - was wir wissen wollen, sollen wir nicht wissen. Wenn wir jetzt gewissermaßen ätsch sagen, provozieren wir zwei mögliche Reaktionen.«
    Die Gouverneurin verschränkte die Arme und schaute aus dem Fenster über das Meer. »Entweder unsere Gegner werden so vorsichtig, daß man ihnen gar nichts mehr anhaben kann. Oder sie schlagen zu. Das meinen Sie doch?«
    »Ja. Beides kann uns nicht willkommen sein. Wir brauchen Zeit, um mehr zu erfahren. Und losschlagen hieße in diesem Fall: losschlagen mit Feuerwaffen.«
    »Daran liegt uns natürlich nichts. Also was tun?«
    »Zum Beispiel sollten wir über Motive nachdenken. Wer beschafft sich Waffen? Jemand, der sie einsetzen will.«
    »Dafür gibt es im Grunde immer zwei Arten von Motiven«, murmelte Hsiang. »Pragmatische wie Machtstreben oder Machterhaltung, wenn man Macht als pragmatisch ansieht. Und idealistische oder ideologische - die Ausbreitung einer Idee und die Ausrottung einer anderen.«
    »Wir

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