Pasdan
scheiden aus. Wir haben Waffen für unsere pragmatischen Zwecke. Ebenso, glaube ich, die Banditen - warum sollten sie gleichzeitig zwei komplizierte Formen des Waffenschmuggels durchführen? Andererseits - warum nicht?«
»Außer uns scheiden, denke ich, nur die Shil aus. Was bleibt am Binnenmeer? Banditen, Pasdan, Gashiri.«
»Die Mütter von Pasdan unterhalten eine große Flotte und haben Handelsbeziehungen mit uns - also kommen sie am ehesten in Frage. Ein Schiff aus Pasdan in Cadhras ist nicht mehr so ungewöhnlich. Die Anarchovegetarier? Ihre Flotte ist klein, und sie kommen nie nach Cadhras. Die Banditen sind nicht auszuschließen, aber ich halte, ehrlich gesagt, Pasdan für wahrscheinlicher. Außerdem sind die Heiligen Mütter wahnsinnig genug für derlei.«
Die Gouverneurin nickte stumm. Seit Jahrhunderten hatte sich in Pasdan immer mehr die Ansicht durchgesetzt, nur die in die Gemeinschaft hineingeborenen Frauen seien auserwählt. Es gab keine Bekehrungsversuche.
»Wir wissen zu wenig«, sagte Barakuda. »Ich werde wohl meinen Erholungsurlaub noch ein bißchen aufschieben. Es ist ohnehin wieder Zeit für einen Routinebesuch in Pasdan; vielleicht ergeben sich dabei neue Erkenntisse.«
»Was machen wir denn nun mit Ihren Listen?« sagte Hsiang. »Und - wer von uns ist es?«
Barakuda lächelte müde. »Wir haben von Motiven gesprochen. Ich glaube nicht, daß einer von uns acht ideologische Motive hat, zu deren Durchsetzung Waffen auf Shilgat nötig sind. Wir alle wissen viel zu gut, daß das Commonwealth riesig ist und seine Präsenz auf Shilgat nicht wegen einiger tausend Karabiner aufgibt.«
»Bliebe Geld. Macht, jenseits der Macht, die uns unsere Ämter verleihen, ist nicht durchsetzbar.«
»Ich könnte Geld brauchen. Ich scheide demnächst aus dem Dienst. Aguilar ist verfressen; er könnte Geld brauchen, um sich ein privates Luxusrestaurant oder eine Yacht mit Superkoch zu leisten. Thang? Vielleicht träumt er von einer eigenen Schule. Die Richterin? Der Präfekt? Maqari? Vilgram? Jeder könnte, aus welchen Gründen auch immer, bestechlich sein.«
»Sie haben mich vergessen.«
Dante lachte. »Verzeihung, Exzellenz - nein, ich habe Sie nicht vergessen. Das Privatvermögen Ihrer Familie reicht aus, um diesen Planeten und ein paar andere zu kaufen. Die paar Karabiner bringen nicht viel dazu. Außerdem weiß ich, weil ich Sie habe beobachten dürfen, daß Sie die Shil lieben und den Planeten so, wie er ist, erhalten wollen. Sie scheiden aus.«
»Sie ebenfalls, Dante. Machen wir uns nichts vor - Sie würden sich doch eher die übrigen noch heilen Arme und Beine abhacken und den Kopf dazu, bevor Sie zulassen, daß jemand Ihren Freunden Tremughati und Gortahork mit Karabinern drohen kann. Was machen die Banyashil übrigens? Haben Sie etwas herausbekommen?«
»Nein. Tremughati wollte nichts sagen. Es sei etwas, das getan werden müsse. Ich glaube, Gortahork reitet gegen Nobregas Banditen, und Tremughati reitet mit ihren Jägerinnen gegen den Rest der zweiten Banditengruppe. Sie befürchten wohl, daß ich interveniere, wenn ich weiß, was sie planen, deshalb sagen sie mir nichts.«
»Sie meinen, die Banyashil sind entschlossen, notfalls den letzten Banditen an einen Baum zu hängen?«
»Darauf läuft es hinaus. Die Räuber haben zahllose Banyashil ermordet, gefoltert, verstümmelt und geschändet. Und bis wir zehntausend Karabiner eingesammelt und noch einmal so viele Räuber vor Gericht gestellt haben…«
»Trotzdem müssen wir wachsam sein und zusehen, daß wir das Schlimmste verhüten. - Wir sind aber nicht viel weiter als vorhin, Barakuda. Wem können wir trauen?«
»Keinem.«
Sie tauschten einen langen Blick. Schließlich sagte Hsiang: »Nun ja, auch damit werden wir fertig. Übrigens hat Atenoa noch nichts über einen Nachfolger für Sie verlauten lassen. Bleiben Sie?«
»Natürlich.«
»Dann schlage ich vor, Sie erledigen den Besuch in Pasdan. Ich glaube nicht, daß etwas dabei herauskommt, aber wir sollten ihn auch nicht ausfallen lassen. Und sobald Sie zurück sind, bringen Sie die Listen ins Palais. Wir gehen sie gemeinsam durch.«
Barakuda lachte gepreßt. »Wissen Sie, worauf Sie sich da einlassen? Das wird viele Zehntage dauern, Madame.«
Die Gouverneurin lächelte; zum ersten Mal bemerkte Dante, daß sich dabei Grübchen in ihren Wangen bildeten. »Wir werden sehr viel Tee trinken.«
Aus: Mythen und Legenden der Banyashil,
Uglesa Husmin, Cadhras 456
»… Zwischen
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