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Patria

Patria

Titel: Patria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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werden nicht länger die alleinige Kontrolle über diesen ungemein wichtigen Text haben. Arbeite daher hart, mein Bruder, und wisse, dass du das Werk des Herrn tust.

    »Wollen Sie etwa sagen, dass das Alte Testament damals absichtlich verfälscht wurde?«, fragte der Vizepräsident, und Hermann antwortete: »Aber natürlich, genau das. Allein dieser Hinweis auf Jerusalem ist ein gutes Beispiel. Hieronymus’ Übersetzung, die heute noch als die allgemein gültige akzeptiert wird, bezeichnet Jerusalem als Stadt. In Hieronymus’ Buch der Könige heißt es: Jerusalem, die Stadt, die ich erwählt habe. Das steht im krassen Widerspruch zu dem, was Hieronymus in diesem Brief hier geschrieben hat: Jerusalem, die Stadt/Hauptstadt, die ich darin erwählt habe. Meinen Sie nicht auch, dass das einen gewaltigen Unterschied macht? Und diese Beschreibung Jerusalems als einer bestimmten Stadt wird von Hieronymus durchgängig verwendet. Er hat dafür gesorgt, dass das Jerusalem des Alten Testaments zu jener Stadt in Palästina wurde.«
    »Das ist doch verrückt, Alfred. Kein Mensch wird Ihnen diesen Quatsch abkaufen.«
    »Es ist auch gar nicht nötig, dass mir irgendjemand das abkauft. Wenn der Beweis erst einmal erbracht ist, wird es unwiderlegbar sein.«
    »Und wie soll dieser Beweis aussehen?«
    »Eine Handschrift des Alten Testaments, die aus einer Zeit vor Christus stammt, würde genügen. Dann könnten wir die ursprünglichen Worte ohne ihre Verfälschung durch die christlichen Kirchenväter lesen.«
    »Na, dann wünsche ich Ihnen viel Glück.«
    »Ich will Ihnen was sagen. Ich überlasse Ihnen das Regieren Amerikas, und Sie überlassen mir das hier.«

    Thorvaldsen sah zu, wie Hermann die Blätter wieder in die Vitrine zurücklegte und das Oberteil zuklappte. Die beiden Männer blieben noch ein paar Minuten und verließen dann die Bibliothek. Es war schon spät, aber Thorvaldsen war alles andere als müde.
    »Sie wollen den Präsidenten ermorden«, sagte Gary nervös.
    »Ich weiß. Komm, wir müssen hier weg.«
    Sie gingen die Wendeltreppe hinab.
    In der Bibliothek brannte noch Licht. Thorvaldsen dachte daran, wie gerne Hermann mit seiner Bibliothek prahlte und betonte, dass diese fünfundzwanzigtausend Bände umfasste, von denen es sich zu einem bedeutenden Teil um sehr alte Erstausgaben handelte.
    Er führte Gary zu der Vitrine mit dem Kodex. Im Gegensatz zu ihm hatte der Junge nicht beobachten können, was unten geschehen war. Thorvaldsen griff mit der Hand unter den Kasten und suchte nach einem Schalter, fand aber nichts. Das Bücken fiel ihm schwer, eines der vielen Handicaps seiner Rückgratverkrümmung.
    »Was suchst du?«, fragte Gary.
    »Es gibt eine Möglichkeit, diese Vitrine zu öffnen. Schau doch mal nach, ob es darunter einen Schalter gibt.«
    Gary kniete sich hin und suchte.
    »Er ist bestimmt irgendwie versteckt.« Thorvaldsen sah von der Vitrine zur Tür und hoffte, dass jetzt niemand hereinkommen würde. »Hast du was gefunden?«
    Es klickte, dann öffnete sich das obere Drittel der Vitrine zu einem schmalen Spalt.
    Gary stand auf. »Es war eine der Schrauben. Ganz schön raffiniert. Wenn man nicht direkt darauf drückt, bemerkt man sie nicht.«
    »Gut gemacht.«
    Thorvaldsen klappte das Geheimfach auf und fand die steifen, vollgeschriebenen Papyri. Er zählte sie. Es waren neun Seiten. Sein Blick suchte die Regale ab und blieb an einigen großformatigen Atlanten hängen. Er zeigte auf sie. »Bring mir mal eins dieser großen Bücher her.«
    Gary holte einen der Bände. Behutsam legte Thorvaldsen die Papyri samt den Übersetzungen zwischen die Seiten, wo sie geschützt und versteckt waren.
    Dann klappte er die Vitrine wieder zu.
    »Was sind das für Papiere?«, fragte Gary.
    »Die Papiere, derentwegen wir hier sind. Hoffe ich zumindest.«

64
Freitag, 7. Oktober
09.15 Uhr

    Malone lehnte sich gegen die Trennwand der C130H-Transportmaschine. Brent Green hatte schnelle Arbeit geleistet und ihnen einen Platz in einem Flugzeug der Airforce verschafft, das Nachschub von England nach Afghanistan brachte. Bei einer kurzen Zwischenlandung des Militärflugzeugs auf der Montijo Air Base in Lissabon, die angeblich zur Durchführung einer kleineren Reparatur stattfand, waren sie ohne großes Aufheben an Bord genommen worden. Dort hatten schon neue Kleider für sie bereitgelegen; Malone, Pam und McCollum trugen nun Tarnanzüge der Armee mit einem Fleckenmuster aus verschiedenen Beige-, Grün und Brauntönen und dazu

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