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Patria

Patria

Titel: Patria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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Wüstenstiefel und Fallschirme. Der Fallschirm hatte Pam nervös gemacht, doch sie hatte Malones Erklärung akzeptiert, dass er einfach zur Standardausrüstung gehöre.
    Die Flugzeit von Lissabon in den Sinai betrug acht Stunden, und Malone hatte ein wenig Schlaf gefunden. Ohne jede Sentimentalität dachte er an frühere Flüge in anderen Flugzeugen zurück, und der ölige Dunst des Flugbenzins, der in der Luft hing, erinnerte ihn an die Zeit, als er noch jünger gewesen war. Damals war er mehr unterwegs als zu Hause gewesen, und er hatte Fehler gemacht, die ihm heute noch leidtaten.
    Die ersten drei Stunden des Flugs hatte Pam sich offensichtlich unwohl gefühlt, was durchaus verständlich war, da Militärflugzeuge einfach nicht besonders komfortabel waren. Doch schließlich hatte sie sich beruhigt und war eingeschlafen.
    Bei McCollum sah die Sache anders aus.
    Er hatte seinen Fallschirm exakt und fachmännisch angelegt und schien sich ganz wie zu Hause zu fühlen. Vielleicht war er ja tatsächlich ein ehemaliger Angehöriger der Airforce. Green hatte Malone keine Hintergrundinformationen über McCollum zukommen lassen. Aber das war nun ohnehin egal, denn bald würden sie abgeschnitten von der Außenwelt im Niemandsland sein.
    Er sah aus dem Fenster.
    Unter ihm erstreckte sich der karge, staubige Boden in alle vier Himmelsrichtungen. Das unregelmäßige Tafelland stieg zur Südspitze der Sinai-Halbinsel langsam an und gipfelte schließlich in Bergketten aus braunem, grauem und rotem Granit. Dort unten war Gott angeblich in einem brennenden Dornbusch erschienen, dort lag die weite und schreckliche Wüste des Exodus. Jahrhundertelang hatten Mönche und Eremiten in dieser Gegend Zuflucht gesucht, als wenn das Alleinsein sie dem Himmel näher brächte. Aber vielleicht hatten Sie ja recht. Malone fühlte sich auf eigenartige Weise an die Quintessenz von Sartres Drama »Geschlossene Gesellschaft« erinnert:
    Die Hölle, das sind die anderen.
    Malone wandte sich vom Fenster ab und beobachtete, wie McCollum den Lademeister verließ, auf ihn zukam und sich einen Platz auf dem Aluminiumrahmen suchte, der den Spant überdeckte. Pam lag drei Meter entfernt auf der gegenüberliegenden Seite und schlief noch. Malone aß ein Fertiggericht – Rindersteak mit Pilzen – und trank Wasser aus der Flasche.
    »Schon was gegessen?«, fragte er McCollum.
    »Während Sie schliefen. Hähnchen-Fajitas. Sie waren gar nicht schlecht, ich meine, wenn ich dagegen an die Feldverpflegung früher denke.«
    »Sie scheinen sich hier ganz zu Hause zu fühlen.«
    »Ja. Das alles ist mir vertraut.«
    Beide hatten die Ohrpfropfen herausgenommen, die das stete Dröhnen der Maschinen ohnehin nur unzulänglich dämpften. Das Flugzeug war mit Paletten voller Fahrzeugteile beladen, die auf dem Weg nach Afghanistan waren. Malone nahm an, dass es jede Woche viele solcher Flüge gab. Während früher Reittiere, Fuhrwerke und Lastwagen als Transportmittel gedient hatten, boten nun Himmel und Meer die schnellsten und sichersten Transportwege.
    »Für Sie scheint das hier aber auch nichts Neues zu sein«, meinte McCollum.
    »Ja, es lässt mich an früher denken.«
    Malone gab auf seine Worte Acht. Auch wenn McCollum ihnen geholfen hatte, heil aus Belém herauszukommen, blieb unklar, wer er war und was er wirklich wollte. Man durfte nicht vergessen, dass er so sicher und skrupellos wie ein professioneller Killer tötete. Doch es blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich mit ihm zu arrangieren. Denn er allein war im Besitz des Rätsels.
    »Sie haben ja ziemlich gute Beziehungen«, sagte McCollum. »Der Justizminister persönlich hat unseren Flug organisiert?«
    »Ich habe ein paar Freunde.«
    »Sie sind entweder ein Mitarbeiter der CIA, des militärischen Nachrichtendienstes oder sonst etwas in der Richtung.«
    »Weder noch. Ich bin schon pensioniert.«
    McCollum kicherte. »Bleiben Sie bei dieser Story. Die gefällt mir. Pensioniert. Klar doch. Sie stecken bis zum Hals in irgendwas drin.«
    Malone beendete seine Mahlzeit und sah, dass der Lademeister ihn beobachtete. Malone erinnerte sich daran, dass diese Leute ziemlich pingelig sein konnten, wenn es um die Entsorgung von Müll ging. Der Mann gab ihm einen Wink, und Malone begriff, dass er den Abfall in den Behälter am anderen Ende der Bank werfen sollte.
    Danach hob der Lademeister viermal die geöffnete Hand.
    Zwanzig Minuten.
    Malone nickte.

65
Wien
08.30 Uhr

    Thorvaldsen saß im Schmetterlingshaus und

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