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Paul, mein grosser Bruder

Paul, mein grosser Bruder

Titel: Paul, mein grosser Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Lindquist
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Ich wollte die Wahrheit nicht einmal umschreiben oder versuchen, sie zu verschönern.
    »Ja, erst als ich Pauls Tagebuch las, erfuhr ich etwas über dich. Aber du hast gefragt, ob ich erst da von deiner Existenz erfahren habe, oder ?«
    Er nickte und sah mich verwundert an.
    »Das habe ich nicht dort erfahren«, fuhr ich fort. »Ich habe lediglich erfahren, dass es dich gegeben hatte . Denn Paul dachte, du wärst bei dem Brand ums Leben gekommen .«
    Ich sah, wie er erblasste. Er verbarg das Gesicht in seinen Händen und murmelte irgendetwas. Einen Moment konnte ich nichts anderes tun, als zu warten. Aber dann brach ich das Schweigen. »Möchtest du, dass ich erzähle? Wieso Paul dachte, du wärst tot ?«
    »Ja.«
    »Paul wartete am Strand auf dich, aber weil es so lange dauerte, entschloss er sich, zu dir nach Hause zu fahren. Er kam kurz nach der Feuerwehr und dem Krankenwagen an. Und dann sah er den verbrannten Körper auf einer Trage ... Das Krankenpersonal bedeckte den Körper in dem Moment, als Paul ihn bemerkte, aber er konnte noch die Beine unter der Decke hervorstehen sehen. Er sah deine roten Sportschuhe, Petr .«
    »Oh Gott !« , murmelte Petr und setzte sich auf. Seine Augen füllten sich mit Tränen, und er murmelte dieses Wort, das wie Kruzifix klang.
    »Das war doch nicht ich auf der Trage«, fing er an, er war dem Weinen nah. »Das war doch Mama. Sie hatte wahrscheinlich ihre Sportschuhe an. Sie sahen wie meine aus. Aber das war doch nicht ich. Ich war schon auf dem Weg ins Krankenhaus, als man sie fand. Sie war im Obergeschoss. Warum hat er nicht das Krankenpersonal gefragt? Sie hätten es ihm gesagt. Sie hätten doch erklären können, dass ... Oh, mein Gott! Er glaubte also, ich sei tot...«
    Einen Moment saßen wir schweigend da. Ich wollte ihm etwas Tröstendes sagen, aber wusste nicht was. Stattdessen bat ich ihn, von dem Brand zu erzählen.
    »Es brannte bereits, als ich mich dem Haus näherte«, fing er an. »Hinterher, im Krankenhaus, habe ich erfahren, dass ein Nachbar die Feuerwehr gerufen hatte. Aber sie war noch nicht da, als ich kam. Deshalb habe ich den Brand auch nicht gleich bemerkt. Ich roch keinen Rauch oder dachte zumindest nicht daran. Als ich die Flammen sah, verlor ich die Kontrolle über mein Fahrrad. Ich fuhr voll auf einen Stein oder einen Ast und stürzte. Ich verknackste mir den Fuß beim Fallen .« Er kicherte. »Es ist schon beinahe komisch, wenn ich jetzt daran denke. Ich konnte kaum gehen, sondern hüpfte - mehr oder weniger - auf einem Bein zum Haus. Ich wusste, dass Mama im Obergeschoss war, und ich musste sie retten. Ich war der Einzige, der sie retten konnte. Es war völlig dunkel vor Rauch, als ich rein kam. Ich stürzte auf der Treppe, schlug mit dem Kopf auf die Stufen und wurde wahrscheinlich ohnmächtig. Dann erinnere ich mich an nichts, bis ich im Krankenhaus aufwachte .«
    »Wann hast du erfahren, dass deine Mama tot war ?«
    »Am Abend. Papa und ein Psychologe kamen in mein Zimmer und erzählten es. Allerdings hatte ich bereits das Schlimmste befürchtet. Ihre Worte bestätigten mir nur meine Befürchtungen .«
    Petr lehnte sich auf dem Sofa zurück und strich sich mit den Händen durchs Haar.
    »Und Paul? Wann hast du erfahren, dass er tot war ?«
    »Puh! Einige Tage später. Ich lag noch auf der Intensivstation. Papa hatte von dem Unglück gelesen. Und ich glaube, einer seiner Arbeitskollegen hatte ihm erzählt, wer von dem Zug überrollt wurde. Dass es Paul war .«
    »O Gott, wie schrecklich«, flüsterte ich. »Du hast also zwei der Menschen verloren, die...«
    »Ja«, seufzte Petr. »Es war entsetzlich. Einfach entsetzlich. «
     
    Er betrachtete das Foto von Paul auf dem Weg aus dem Badezimmer.
    »Ist das bei dir zu Hause aufgenommen ?« , fragte ich.
    »Ja. Ich machte das Bild am Morgen nach unserer ersten gemeinsamen Nacht. Gott, war ich verliebt in ihn. Ich fand, er war wunderbar. Er war schön und ... beinahe magisch .«
    »Wie ein Princi .«
    Petr lachte.
    »Ja, wie ein Princi.« Jetzt funkelten seine Augen wieder. »Du weißt sicherlich alles über uns zwei? Oder?«
    Ich zuckte mit den Schultern. Petr berührte meine Wange.
    »Ich bekam beinahe einen Schock, als ich dich zum ersten Mal gesehen habe«, erzählte er. »Ich finde, ihr seid euch sehr ähnlich. Es war fast so, als ob ich Paul wiedergesehen hätte. Aber jetzt, wo du hier so nah bei mir sitzt, sehe ich, dass ihr nur entfernt ähnlich seid. Wie Brüder eben.«
    »Was meinst du? Hast du

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