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Paul's Blog

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Titel: Paul's Blog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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mir klar, dass gerade Dinge in meinem Leben passieren, die unglaublich schwer in Worte zu fassen sind. Es fühlt sich an, als ob ich aus einer alten Haut rausschlüpfe und noch ganz weich und verletzlich bin. Und als ob eine ganze Reihe von Wörtern nicht mehr zu meinem neuen Leben passen würden. Oder Gefühle.
     
 
    Grrr
    March 30, 2008 at 9:43pm
    Es gab riesigen Ärger zwischen meinen Eltern. Meine Mutter hat es mir erzählt, nachdem er weg war. Mein Vater ist der Meinung, ich mache zu viel Party. Nur weil ich müde war. Ich will es meiner Mutter gerade erklären, da sagt sie:
    - Ich weiß, da ist ein Mädchen ... du musst nicht drüber sprechen.
    Hä??
    Da ist leider kein Mädchen , sondern diese verdammte Moby Dick -Arbeit und zu wenig Zeit. Das erzähle ich ihr nicht.
Nachts versuche ich, Herrn Bauers Aufzeichnungen weiter zu entschlüsseln. Ich fühle mich wie ein Altertumsforscher. Ich entziffere nur Stichworte.
    Jetzt muss ich mir nur noch den Text dazwischen überlegen. Und hoffen, dass mein DL uns eine Nachfrist gibt.
    Morgen ist wieder Schule. AHHHHHHHHHH!

April 2008
     
    Fertig
    April 7, 2008 at 7:54pm
    Es gab eine Woche Nachfrist. Habe alles heute abgegeben und egal was daraus wird, ich bin erstmal erleichtert.
    Zurück im Leben.
    Nachmittags radele ich durch die Gegend und fahre schließlich spontan zu Herrn Bauer. Er ist wieder gesund, sitzt auf seinem Zimmer, sieht aber ziemlich alt aus. Ich schlage vor, dass wir spazieren gehen. Er hat so einen kleinen Wagen, den er vor sich herschiebt. Ich finde das Ding sieht bei alten Frauen noch einigermaßen okay aus, aber bei alten Männern ist es grausam.
    Er fragt nach Moby Dick und ich erzähle ihm, dass seine Aufzeichnungen mich gerettet haben (was auch so ungefähr stimmt). Und ich merke, dass ihn das richtig glücklich macht und aufbaut. Er läuft sofort ein bisschen schneller und pfeift leise vor sich hin und hält mir einen Vortrag über das Buch und Melville und mir wird klar, dass es vermutlich DAS ist, was mein DL hören will. Leider habe ich es nicht aufgeschrieben.
    Dann erzählt er, dass er sich vorgenommen hat, wieder gesund zu werden, als er auf der Krankenstation lag. Wegen mir. Obwohl er eigentlich schon ziemlich müde ist. Er wollte mir noch alles über Moby Dick erzählen. Und was für ein großartiger Junge ich bin, so nett und dass ich ihn an so viele positive Dinge erinnert habe. Ich fühle mich ganz schlecht, da ich ja nur gekommen bin, um ihn sterben zu sehen.
    Und weil ich zu erschöpft von dieser ganzen Arbeitswoche bin und überhaupt keine Lust zu lügen habe, erzähle ich ihm die ganze Wahrheit.
    Er schweigt,
    und schweigt
    und schweigt.
    Dann bleibt er mit seinem kleinen Wagen stehen und schnauft. Ich denke, gleich nimmt er seine letzte Kraft zusammen und schreit mich zusammen. Oder ruft eine Schwester. Oder fällt sofort tot um. Mein Herz hört schon auf zu schlagen vor lauter Stress.
    Dann lacht er. Ich habe ihn noch nie lachen hören. Er lacht wie ein alter Hund, der Husten hat. Wauff, wauff, wauff . Und dann haut er mir mit einer Hand leicht auf die Schulter, eigentlich mehr ein Tätscheln. Und sagt, er findet die Sache grandios. Dann wäre sein Tod ja noch zu was nütze.
    Hallo??
    Ich weiß nicht, ob er das ernst meint und sage besser nichts. Und schweige und schweige und schweige.
    Wauff, wauff, lacht Bauer und fragt, wo mein Humor geblieben ist.
    Der macht mich fertig! Am Ende sterbe ich vor ihm. An Herzstillstand oder vor Verlegenheit.
    Wir zuckeln wieder zurück ins Heim. Abendbrot. (Um 18 Uhr???)
    Ich bringe Bauer auf sein Zimmer. Als ich gehen will, hält er mich auf. Er hätte was für mich. Umständlich kramt er einen Fotoapparat hervor. Ich soll ihn fotografieren. Ab jetzt. Und beim Sterben. Bauer ist sich sicher, dass er genau weiß, wenn es endgültig mit ihm zu Ende geht. Ich wage nicht zu fragen, wann das etwa ist.
    - Den Frühling und den Sommer noch. Nochmal Kirschen essen, sagt er.
    Auf dem Rückweg bin ich deprimiert. Bauer soll nicht sterben. Wenn man einen Menschen erstmal besser kennt, dann möchte man überhaupt nicht mehr, dass er stirbt. Als ich an der Reihenhaussiedlung von Feli vorbeikomme, überlege ich, ob ich sie kurz besuche. Nur so. Wir sollten alle gemeinsam überlegen, wie das weitergeht mit unserem Projekt.
     
    Bauer-Projekt
    April 15, 2008 at 8:42pm
    War am Samstag bei Bauer. Er besteht darauf, dass ich ihn fotografiere, er fährt völlig auf dieses Projekt ab. Und das alles mit

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