Paul's Blog
Fasten macht definitiv schlechte Laune.
Noch zwei Schultage. Wieso müssen am letzten Tag vor den Ferien noch ARBEITEN geschrieben werden? Ich muss Moby Dick lesen, ich kann mich jetzt nicht mit so einem Kleinkram aufhalten. Aber wenn ich nicht lerne, rutsche ich auch noch in Geschichte ab. Das wäre der Supergau für meinen Vater. Ich habe Lesezeichen in seine Bücher getan, damit er denkt, ich habe da schon mal reingeschaut. Sieht außerdem wissenschaftlich aus. Wie krank ist das denn??
Und irgendwann muss ich Herrn Bauer seine Medizin bringen.
Ferien
March 19, 2008 at 9:40am
Ich bin ein Langstreckenläufer der sich mit letzter Kraft durch das Ziel schleppt: Ferien!
Zu Hause wartet Moby Dick , eine fastende Mutter und ein Stapel Bücher meines Vaters, die ich mir zumindest mal ansehen muss, bis er vorbei kommt. Er hat mich gefragt, was ich gerne von ihm hätte.
- Zwei Hanteln, je drei Kilo.
Schweigen, Schweigen ...
- Wozu?
Oh, Mann. Vielleicht weil ich nicht so ein kleiner, magerer, schlapper Intellektueller werden will?? Weil ich mich mit einem Buch nicht gegen diese Typen wehren kann, die nachts um zwei auf den S-Bahnhöfen rumhängen und Schwarze anpöbeln? Und weil etwas mehr Muckis an den Armen gut aussehen. Aber meinem Vater sage ich:
- Weil ich in Sport mehr Liegestützen hinkriegen will. (Klingt nach Leistung) Bin ich der einzige, der seine Eltern anlügt? Obwohl sie ganz okay sind.
Rettung
March 20, 2008 at 3:54pm
Ich will Herrn Bauer seine Bestellung vor Ostern bringen. Vielleicht braucht er sie ja dringend über Ostern, Feiertage, könnte doch sein.
Radle allein ins Altenheim. An der Rezeption kennen sie mich schon. Herr Bauer hat schon nach mir gefragt. Scheint also tatsächlich dringend zu sein.
Herr Bauer sitzt allein in seinem Zimmer. Und begrüßt mich wie den Osterhasen. Ich gebe ihm seine Sachen. Prostagut forte und farbige Präser ... passt doch zum Fest!? Er nimmt es zum Glück mit Humor, ist wirklich dankbar. Wir reden ein bisschen und er fragt mich, wie es mir so geht, fragt nach Moby Dick und ich erzähle ihm von meinem Problem. Noch 400 Seiten in einer Woche zu lesen, dazu eine Analyse.
- Kann ich dir helfen?
Ich denke: Wie denn?
Und dann erzählt er, dass er Germanistikprofessor ist, oder jedenfalls mal war. Hin und her und am Ende schlägt er vor, dass er mir den Inhalt von Moby Dick erzählen könnte. Und zwar so, dass ich schon weiß, worauf es ankommt.
Ich frage mich kurz, wie viele Kondome ich dafür wohl demnächst anschleppen muss, aber es ist natürlich ein wahnsinnig gutes Angebot.
Und weiter: Er könnte mir auch ein paar Sachen für die Analyse aufschreiben. (Ich fürchte, er meint mit Hand. Ich sehe jedenfalls keinen Computer in seinem Zimmer.) Aber natürlich ist das absolut abgefahren. Wir verabreden uns für Samstag. Ich verspreche ihm, bis dahin wenigstens bis Seite 100 zu lesen und Sekundärliteratur aufzutreiben. Das könnte die Rettung sein (oder der totale Untergang).
Die Katastrophe
March 23, 2008 at 10:58am
Die Stadt- und Landesbibliothek hat am Samstag zu. Ausnahmsweise, wegen Ostern und so. Ich stehe vor der verschlossenen Tür, adios Sekundärliteratur. Wenigstens habe ich geschafft, bis Seite 96 zu lesen. Nächstes Kapitel: Prophetische Warnung eines Irren . Vielleicht hätte ich das schon als schlechtes Zeichen deuten können, denn als ich am Nachmittag ins Altenheim komme, ist Herr Bauer auf der Krankenstation. Hans, Felis Bruder, sagt, er hätte einen kleinen Gehirninfarkt gehabt und müsse sich auskurieren. Ausgerechnet jetzt. Gleichzeitig habe ich ein schlechtes Gewissen. Bin ich schuld? Hat er sich beim Nachdenken über Moby Dick überanstrengt?
- Wie konnte das passieren?, frage ich, weil ich mir vorstelle, dass er über den Aufzeichnungen von Moby Dick zusammengebrochen ist. Ich sehe schon die Spurensicherung, Polizei, wie man mich abführt, wenn Bauer stirbt. Ich frage, ob ich ihn besuchen kann, aber Hans findet das keine gute Idee.
- Er wird sicher nicht sterben, sagt er. Als ob ich daran denke. Ich will ihm nur sagen, dass es mir leid tut.
- Irgendwer hat ihm Präser besorgt, sagt Hans und sieht mich mit einem Kommissar-Rex-Blick an.
- Farbige.
- Ach, ja?, sage ich unschuldig.
- Ich denke, das war's sagt Hans.
- Seine Verabredung auf Zimmer 211 hat umsonst auf ihn gewartet. Das war einfach zu viel Aufregung für den armen Kerl.
Ich finde, das ist nicht meine Schuld. Ich bin etwas
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