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Blutflüstern: Novelle (German Edition)

Blutflüstern: Novelle (German Edition)

Titel: Blutflüstern: Novelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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1

    Ich kaute auf dem Bleistiftende herum, wischte die Radiergummikrümel vom Papier und dachte darüber nach, wie ich meine Bewerbung am besten formulieren sollte. WELCHE EINZIGARTIGEN FÄHIGKEITEN BEFÄHIGEN SIE FÜR EINE ANSTELLUNG IN DER INDERLAND SECURITY?
    Sprühender Witz? , dachte ich, klemmte meinen Fuß hinter dem Stuhlbein ein und fühlte mich dumm. Ein hübsches Lächeln? Das Bedürfnis, mit Verbrechern den Boden zu wischen?
    Ich sackte seufzend in mich zusammen und schob mir eine Strähne hinter das Ohr. Dann glitten meine Augen zu der Uhr über der Spüle, weil die Zeit unaufhaltsam verging. Ich wollte mein Leben nicht verschwenden. Achtzehn war zu jung, um ohne die Unterschrift eines Elternteils bei der I.S. angenommen zu werden, aber wenn ich mich schon jetzt bewarb, stand ich laut meinem Berufsberater auf der Warteliste ganz oben, sobald ich alt genug war. Der Personalvermittler hatte auch gesagt, dass nichts falsch daran sei, direkt nach dem College zur I.S. zu gehen, wenn man sich sicher war, dass man das wollte. Die Überholspur eben.
    Als sich die Eingangstür öffnete, riss ich den Kopf hoch und warf einen schnellen Blick zum Fenster. Sonnenuntergang.
Schnell schob ich meine Bewerbung unter die Servietten und schrie: »Hi, Mom! Ich dachte, du wolltest nicht vor acht zurück sein.«
    Verdammt, wie soll ich mit diesem Ding jemals fertig werden, wenn sie ständig zurückkommt?
    Aber mein Entsetzen verwandelte sich in reine Freude, als jemand mit aufgesetzt hoher Stimme antwortete: »In Buenos Aires ist es acht, Liebes. Bist du so nett und suchst meine Schuhe für mich? Es schneit.«
    »Robbie?« Ich stand so schnell auf, dass der Stuhl fast nach hinten umgekippt wäre. Mit pochendem Herzen raste ich aus der Küche und in den grünen Flur. Und dort am Ende, hinter der Fliegengittertür, stand mein Bruder Robbie und klopfte sich den Schnee von der Kleidung. Er war so groß, dass er fast an die Decke stieß, und seine roten Haare leuchteten im Schein der Verandalampe. Unter seinen Jeans lugten nasse Turnschuhe hervor, die absolut nicht für die momentane Wetterlage geeignet waren. Ein Taxifahrer stellte hinter ihm zwei Koffer auf die Veranda.
    »Hey!«, rief ich. Er hob den Kopf, und seine grünen Augen funkelten mich schelmisch an. »Du solltest doch den Vamp-Flug nehmen.Warum hast du nicht angerufen? Ich hätte dich doch abgeholt.«
    Robbie drückte dem Taxifahrer ein paar Scheine in die Hand. Dann breitete er noch in der offenen Tür die Arme aus und ich landete an seiner Brust. Ich drückte mein Gesicht jetzt nicht mehr an seinen Bauch, wie es gewesen war, als wir uns verabschiedet hatten. Er umarmte mich, und ich atmete den Geruch nach Brimstone ein, der in seiner Kleidung hing, weil er in Kneipen arbeitete.Tränen traten mir in die Augen, und ich hielt die Luft an, um
nicht zu weinen. Es war über viereinhalb Jahre her. Der rücksichtslose Trottel war die ganze Zeit an der Westküste gewesen und hatte mich allein zurückgelassen, um mit Mom klarzukommen. Aber dieses Jahr war er zur Sonnenwende zu Hause. Ich schluckte einmal, dann lächelte ich zu ihm hoch.
    »Hey, Glühwürmchen«, sagte er. So hatte mich mein Dad immer genannt. Dann grinste er, als er sich ansah, wie lang meine Haare inzwischen geworden waren.
    »Du bist groß geworden. Und hey, Haare bis zu den Hüften? Was hast du vor? Den Weltrekord brechen?«
    Er wirkte zufrieden und glücklich. Ich zog mich einen Schritt zurück und fühlte mich plötzlich unwohl. »Na ja, es ist fast fünf Jahre her«, beschuldigte ich ihn. Hinter ihm fuhr das Taxi langsam an und verschwand im Schneetreiben.
    Robbie seufzte. »Fang nicht damit an«, flehte er. »Mom nervt mich schon ständig damit. Lässt du mich rein?« Er warf einen Blick hinter sich in den Schnee. »Hier draußen ist es kalt.«
    »Waschlappen«, sagte ich, dann nahm ich einen seiner Koffer. »Hast du jemals von einem magischen Gegenstand namens Mantel gehört?«
    Er schnaubte nur, packte das verbliebene Gepäckstück und folgte mir ins Haus. Die Tür fiel ins Schloss, und ich bog in den zweiten, längeren Flur ab, der zu seinem Zimmer führte. Ich wollte, dass er ankam und damit wieder zu einem Teil unserer kleinen Familie wurde. »Ich bin froh, dass du gekommen bist«, sagte ich. Ich fühlte, wie sich mein Puls beschleunigte, weil ich den Koffer trug. Ich war schon seit Jahren nicht mehr im Krankenhaus gewesen,
aber trotzdem wurde ich immer noch schnell müde. »Mom wird dir die Haut

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