Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)
wäre, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren, Stadtmenschen für Fotos in einem verwilderten Garten astronomische Summen abzuknöpfen. Das ist mein Plan B! Hätte außerdem einen Grund, einen Rasenmähertraktor zu kaufen. Mum und Dad angerufen, um sie nach ihrer Meinung zu fragen.
» Eine wundervolle Idee, Schatz«, erwiderte Mum. » Das Stadtleben kann einen spirituell so aussaugen. Ich bin sicher, dass du dich auf dem Land wohler fühlen wirst.«
» Ja, und wir könnten das Haus in Dublin nehmen«, ergänzte Dad am anderen Telefon. » Es muss dringend überholt werden.«
Bin nicht sicher, worauf er hinauswollte. Möchte wahrscheinlich das Wohnzimmer umstellen.
31. Mai
Die Gazette hat eine ausführliche Gegendarstellung der Behauptungen gebracht, Angelica, der einsame Vater und ich hätten auf regelmäßiger Basis flotte Dreier geschoben.
» Was hast du getan?«, fragte ich Mrs H., als sie gestand, sie zeichne für diese jüngste Wendung der Ereignisse verantwortlich.
» Tja, Kind«, entgegnete sie, puderte sich die Nase und strich ihr Schwulenbewegungs-T-Shirt glatt. » Ich habe einfach den zuständigen Journalisten angerufen und ihn freundlich darum gebeten, den Vorwurf zurückzunehmen, dass du eine betrügerische Hure ohne Anstand und Moral bist.«
» Was?«
» So habe ich es natürlich nicht ausgedrückt.« Sie lächelte. » Aber es ihm unterschwellig zu verstehen gegeben.«
» Und wie hast du ihn überredet?«, hakte ich nach.
» Nun, das ist mein kleines Geheimnis«, antwortete sie. » Sagen wir mal, ich habe meine Mittel und Wege.« Sie klappte die Puderdose zu und verstaute sie in ihrer Handtasche. » Jetzt muss ich zu einer Demo. Vielleicht möchtest du beim nächsten Mal ja mitkommen. Die Schwulenbewegung hat Unterstützung bitter nötig.«
Habe das Gefühl, dass Mrs H. mir immer mehr ans Herz wächst. Hätte ihr beinahe von meiner ungeplanten Schwangerschaft erzählt. Mir gerade noch rechtzeitig auf die Zunge gebissen.
1. Juni
War bei Tesco, um mich mit Obst und Gemüse einzudecken. Habe beschlossen, ab jetzt Bio-Produkte zu kaufen, weil ich nun ja für zwei essen muss. (Werde aber trotzdem im Notfall dem Heißhunger auf Lion-Schokoriegel nachgeben.)
Habe meinen Einkaufswagen so fröhlich durch die Gänge geschoben, dass ich beinahe die Öko-Mutter umgefahren hätte. Sie wirkte verlegen und hatte einen unsteten Blick.
» Mit diesen Begegnungen muss es ein Ende haben«, witzelte ich, während sie sich von meinem Einkaufswagen loshakte.
» Was soll das heißen?«, erkundigte sie sich mürrisch.
» Wir scheinen uns immer bei Tesco zu treffen«, erwiderte ich. Mich dabei gefragt, warum sie so verschwitzt und beklommen aussah. » Sie werden sich sicher freuen, dass ich dabei bin, mich zu bessern. Ab heute ernähre ich mich gesund.«
» Glückwunsch.« Sie hastete davon.
Verstehe ihre Reaktion nicht. Hätte gedacht, dass sie vor Freude Luftsprünge macht, weil ich mich endlich zu ihren seltsamen grünen Prinzipien habe bekehren lassen.
2. Juni
Hatte wundervollen Traum. Wir lebten auf dem Land. Habe meinen Gemüsegarten beharkt, während die Kinder fröhlich und zufrieden barfuß neben mir spielten. Bin mit euphorischem Gefühl aufgewacht und habe Joe wachgerüttelt, um ihm zu sagen, dass es vielleicht doch keine so schlechte Idee ist, die Zelte abzubrechen und aufs Land zu ziehen. Allerdings nur, falls
wir einen Gärtner und einen im Haus wohnenden Butler beschäftigen;
wir einen für den Einsatz im Freien geeigneten Herd mit passendem Grill für spontane Mahlzeiten im Garten anschaffen, wie Jamie Oliver einen hat;
wir uns einen Range Rover Sport kaufen und zum Landadel gehören.
Bin ziemlich glücklich mit der Entscheidung, das Stadtleben hinter mir zu lassen. Bald baue ich mein eigenes Bio-Gemüse an und drehe den Hühnern selbst den Hals um, bevor ich sie sonntags zum Abendessen brate. Ich werde sein wie Felicity Kendal in The Good Life – auch wenn mein Hintern längst nicht so straff ist wie ihrer.
Einen Monat später
Angelica hat ihre eigene Sendung nach dem Vorbild der Jerry Springer Show bekommen. Sie sagt, das hätte sie nur mir zu verdanken. Offenbar haben sich ihre Bemühungen, den italienischen Familienstreit in unserem Vorgarten zu schlichten, wirklich bezahlt gemacht.
Danni ist wieder in Italien. Wie sich herausstellte, ist der Spross einer Mafiafamilie, mit dem ihr Vater sie verheiraten will, ziemlich schnuckelig, weshalb sie sich überlegt, ihre Meinung zu
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