Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)

Krankheit sein?«, wollte ich von der Sprechstundenhilfe wissen, während sie mir eine zweite Ampulle voll abzapfte, um sie ans Labor zu schicken.
    » Am besten warten wir ab«, meinte sie mit undurchdringlicher Miene. Bin aber sicher, einen leichten Anflug von Mitleid erkannt zu haben. Die armen Kinder, eine so liebevolle Mutter zu verlieren, dachte sie wahrscheinlich. Oder etwas in dieser Richtung.
    Mich nach Hause geschleppt. Habe Joe noch nichts erzählt, doch vermutlich müssen wir einen zweiten Vormund für Katie und Jack bestimmen, falls ich wirklich an der Schwelle des Todes stehe.

26. Mai
    Nachricht vom Arzt. Soll umgehend bei ihm in der Praxis erscheinen. Panische Angst. Offenbar ist die Lage ernster als angenommen. Schließlich ist allgemein bekannt, dass Ärzte nur sofort zurückrufen, wenn einem nicht mehr viel Zeit bleibt.
    Joe gefragt, ob er wisse, was für eine Bestattung ich mir wünschte, falls mein letztes Stündlein geschlagen haben sollte.
    » Äh, warum interessiert dich das?«, wunderte er sich.
    » Der Grund braucht dich nicht zu kümmern«, erwiderte ich mit Tränen in den Augen. Werde seine Dickfelligkeit wirklich vermissen. » Verrate mir nur, ob du es weißt.«
    » Äh… im engsten Familienkreis?«, meinte er.
    Wieder ein Beweis, dass er mir nie richtig zuhört. Wenn er noch immer nicht begriffen hat, wie viel mir an einer extravaganten Zurschaustellung seiner Liebe zu mir liegt, wird er es nie kapieren. Muss sofort eine Liste mit detailierten Anweisungen aufstellen.
    Habe außerdem darüber nachgegrübelt, wie ich es Danni beibringen soll, dass wir uns ihre Dienste nicht mehr leisten können, weil ich bald sterben werde und Joe kein nennenswertes Einkommen hat. Befürchte, ihr sizilianisches Temperament könnte mit ihr durchgehen, sodass sie mich in ihrer Wut mit dem Küchenmesser angreift. (Obwohl das eine gute Methode wäre, mich von meinen Leiden zu erlösen, falls mir ein langwieriger und schmerzhafter Todeskampf bevorsteht.)
    Im Höllentempo in die Praxis gefahren und den Arzt gefragt, ob ich sterben müsse. » Schenken Sie mir reinen Wein ein«, flehte ich. » Schließlich muss ich Vorkehrungen treffen.«
    » Irgendwann müssen wir alle sterben, Mrs Hunt«, erwiderte er, was ich ausgesprochen herzlos von ihm fand. » Allerdings wird das bei Ihnen noch ein Weilchen dauern. Sie sind nur schwanger. Ich gratuliere.«
    Um mich herum verschwamm der Raum. In Ohnmacht gefallen.

27. Mai
    Erwarte mein drittes Kind. Vermutlich die Erklärung für Brechreiz, Vergesslichkeit und Gewichtszunahme.
    Joe war im siebten Himmel, als ich ihm erzählte, bei mir läge eine dieser lange Zeit unentdeckten Schwangerschaften vor, von denen man in Schundzeitschriften liest, an deren Existenz man jedoch nicht glaubt.
    » Das ist ja phantastisch, Susie!«, jubelte er, nahm mich in die Arme und schwenkte mich durch die Küche– bis ich ihn bat aufzuhören, weil ich kotzen würde, wenn er mich nicht sofort losließ. Plötzlich erstarrte er. » Aber wie geht es dir damit? Bist du glücklich?«
    Innegehalten und darüber nachgedacht. Habe gerade ein Fernsehangebot zur besten Sendezeit und mit ausgezeichneten Zukunftsaussichten erhalten und bin jetzt ungeplant schwanger. Also ein äußerst ungünstiger Zeitpunkt. Hätte darum bestürzt sein müssen. Deshalb mein Gewissen erforscht, bis ich es endlich wusste.
    » Ich bin nicht glücklich, Joe«, sagte ich, worauf er ein langes Gesicht machte. » Ich bin außer mir vor Freude!« Stimmte auch. Ja, ich habe mir eine Karriere gewünscht, doch nicht so eine. Gefangene in meinem eigenen Haus zu sein, während draußen die Paparazzi lauerten, hat mir klargemacht, dass Berühmtheit auch seine Schattenseiten hat. Es sind Nachteile, die nicht einmal glamouröse Auftritte auf dem roten Teppich und Luxusgeschenke wettmachen können. Habe plötzlich gewusst, dass ich weder Ruhm noch eine Homestory in OK! wollte. Mich in Wahrheit nach der Work-Life-Balance gesehnt, die die Lebensberater einem immer predigen. Brauche aus diesem Grund einen Plan B. Jetzt muss ich mir nur noch etwas einfallen lassen.

28. Mai
    Mike, den wichtigen Produzenten, angerufen und ihm mitgeteilt, die neue Stelle als Hausfrauenkorrespondentin würde meinem Leben weder Erfüllung noch Sinn geben, selbst wenn er mit einem eigens für mich reservierten Parkplatz und kostenlosem Kantinenessen einherginge. Habe ihm außerdem eröffnet, dass ich auch nicht mehr ins Büro kommen würde, um Briefe zu