Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)
ihr die Stirn zu fühlen, die verdächtig heiß war (aber ich glaube, das lag am Gebrüll und am Mit-den-Füßen-Stampfen).
» Wenn du in die Schule gehst, isst Mummy mit dir bei McDonald’s zu Mittag«, flüsterte ich. Stoßgebet zum Himmel geschickt, dass der kleine Bestechungsversuch erfolgreich sein möge.
» Okay«, stimmte sie widerstrebend zu. » Aber ich will nur einen Hamburger und Pommes, nicht dieses fiese Obst oder Joghurtzeug.«
» Ist alles in Ordnung?«, hörte ich da die besorgte Stimme einer anderen Mutter. Erhitzt und durchgeschwitzt aufgeblickt. Vor mir stand Angelica Law, das schimmernde Haar zu einem hoch angesetzten Pferdeschwanz zusammengebunden, die Haut strahlend vor Gesundheit und Lebenskraft und in einer Jogginghose von Juicy Fruit, die sich aufreizend um ihre kaum vorhandenen Hüften schmiegte. Sie sah genauso aus wie letztes Jahr bei der Oscar-Verleihung, nur noch schlanker und schöner. Ihr Sohn neben ihr war von Kopf bis Fuß geschniegelt und gebügelt und wirkte, als sei er einem Werbespot für Kindermode von Gap entsprungen.
» Natürlich.« Ein gekünsteltes Lächeln aufgesetzt und mich aufgerappelt. Katie trat mich gegen das Schienbein. » Ich heiße übrigens Susie.«
» Susie!« Angelica griff nach meiner Hand und schüttelte sie energisch, wie wenn sie wirklich überglücklich wäre, mich zu sehen. » Ach, herrje! Es tut mir ja soooo leid wegen letztens! Beinahe hätte ich Sie überfahren. Ich hatte es schrecklich eilig. Sie kennen das sicher. Ich wollte Sie schon anrufen, um mich zu entschuldigen.«
» Tatsächlich?« Gespürt, wie ich vor Begeisterung errötete.
» Aber klar doch.« Sie lächelte. » Sie sind also Mrs H.s Schwiegertochter, richtig? Sie ist ja sooo nett. Einfach reizend. Hey, Brandon feiert bald Geburtstag. Sie und Ihre Tochter müssen einfach kommen!«
Bevor ich antworten konnte, war sie weg. Ihre gebleichten Zähne blitzten im Sonnenlicht, und ihr Pferdeschwanz wippte beim Gehen keck hin und her.
Bin im siebten Himmel. Angelica hat sich nicht nur ernsthaft Sorgen um mich gemacht, sondern mich sogar persönlich zu Brandons Geburtstagsfeier– sicher ein exklusives Ereignis– eingeladen. Der einzige Wermutstropfen in meinem Leben ist, dass Louise wegen des Lamaze-Kurses schon vier Nachrichten auf meinem Handy hinterlassen hat. Glaube, sie schöpft allmählich den Verdacht, mir könnten, was meine Rolle als Geburtsbegleiterin anbelangt, Zweifel kommen.
13. September
Das Informationsmaterial für die Ausbildung zur Lebensberaterin ist heute eingetroffen. Scheint recht einfach zu sein. Brauche nur jeden Vormittag zwei Stunden lang zu büffeln, während die Kinder in der Schule sind. Dann habe ich in knapp sechzehn Wochen meinen Abschluss. Anschließend kann ich verlorenen Seelen gewaltige Summen dafür abknöpfen, dass ich » ihr Leben mit Herz und Verstand in Form bringe«.
Mum angerufen, um ihr mitzuteilen, dass ich vorhabe, eine erfolgreiche Unternehmerin zu werden. Sie war sofort Feuer und Flamme. » Das ist ja wundervoll, Liebes«, sagte sie. » Jede Frau braucht ein Ziel außerhalb ihrer Familie, und Lebensberatung ist ein ausgezeichnetes Hobby.«
» Aber es ist kein Hobby, Mum«, protestierte ich. » Ich will Karriere machen.«
» Warum gehst du nicht wieder in die PR-Branche, wenn du Karriere machen willst?«, fragte Mum verdattert.
Ihr stundenlang erklärt, dass PR veraltet und Lebensberatung der neue Modeberuf ist, sodass ich endlich einmal meiner Zeit voraus bin.
» Gut.« Sie klang nicht sehr überzeugt. » Und haben sich Katie und Jack schon in der Schule und im Kindergarten eingewöhnt?« Sie fügte noch etwas hinzu, das ich wegen der lauten Hintergrundgeräusche nicht verstehen konnte.
» Was tust du denn gerade, Mum?«, brüllte ich. » Da ist so ein Krach, dass ich dich kaum höre.«
» Das ist der Wind, Liebes«, rief sie. » Wir sind auf der Jacht eines Freundes. Wir haben nämlich beschlossen, mit dem Segeln anzufangen. Es ist ein Riesenspaß!«
» Und ich habe mich mit Angelica Law angefreundet!«, überschrie ich das Knistern. Sie sollte ruhig erfahren, dass sie nicht die Einzige ist, die ein aufregendes Leben führt. Doch die Verbindung war abgebrochen.
Aufgelegt und mich schwer benachteiligt gefühlt. Es ist ausgesprochen rücksichtslos von Mum und Dad, sich in dieser Lebensphase ein neues und herausforderndes Hobby zuzulegen. Dabei müssten sie eigentlich hier sein, langsam vergreisen und wie normale Großeltern ihre
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