Pausensnack
da und kann mir keine Vorhaltungen machen. Sie liegt nicht einmal tot am Boden, sondern ist einfach verschwunden. Wohin?
Mein Atem geht schwer in der Kunststoffmaske. Ich stolpere zur offenen Tür und hinaus in die Wartezone. Noch mehr Tote. Weiter, in den Korridor. O Gott. Sie liegen überall in den Gängen wie tote Spatzen.
Wo ist meine Mutter? Auch tot? Ich muss zu ihr.
Aber noch dringender muss ich hier raus.
Als ich in einem Treppenhaus verschwinde, sehe ich weiter vorn im Gang noch kurz die Männer in Schwarz. Sie tragen auch solche Masken wie ich. Freund oder Feind? Das herauszufinden ist mir jetzt zu riskant.
Ich ziehe mir die Pumps von den Füßen und renne barfuß die Stufen hinunter Richtung Parkdeck. Ich fliege förmlich. Geräusche über mir, Bewegung. Ich sehe nicht nach hinten und verlangsame auch nicht, bis ich das Stockwerk erreiche, von dem aus ich hier wegkommen kann. Ich platze durch die Tür hinaus auf das unterirdische Parkdeck, mache rasch das Auto ausfindig, das mich heute früh hierher gebracht hat, und renne dorthin. Es ist nicht abgeschlossen und der Schlüssel steckt, fast so als hätte er auf mich gewartet.
Der leichteste Diebstahl, den ich je begangen habe. Schwer wird es bloß sein, mich nicht erwischen zu lassen.
Ich starte den Motor, trete das Gaspedal durch und fahre zu dem Tor, das nach draußen führt. Also vorausgesetzt, es gibt noch ein Draußen.
Mittwoch in einer Woche
Wednesday Week, Elvis Costello
Rätsel um Geisterzug – Zwei Tote, zahlreiche Verletzte
Edinburgh, Schottland (AP) – Ein Nahverkehrszug machte sich am heutigen Mittwoch, den 11. Januar selbstständig, legte mit hoher Geschwindigkeit mehrere Meilen zurück, entgleiste und rammte ein Gebäude am Rugbystadion in Murrayfield. Zwei Männer kamen ums Leben und mehrere Passagiere wurden ins Krankenhaus eingeliefert. Ihr Zustand gilt als kritisch.
Nach Angaben der Polizei und der Eisenbahnbehörde fiel der Zug zunächst im Gebiet des Flughafens von Edinburgh durch seine ungewöhnlich hohe Geschwindigkeit auf. Versuche, sich mit dem Lokführer in Verbindung zu setzen, schlugen fehl.
David McKenna, ein Beschäftigter von Scotrail am Bahnhof South Gyle, sagte aus, er hätte auf ein lautes Kreischen hin aus dem Fenster geschaut und den Zug vorbeirasen sehen.
»Er fuhr deutlich schneller, als bei der Durchfahrt eines Bahnhofs erlaubt ist, daher wussten wir sofort, dass etwas nicht stimmte«, erklärte McKenna und schätzte die Geschwindigkeit des Zugs auf mehr als sechzig Meilen pro Stunde. »Der Zug drohte zu entgleisen. Der letzte Wagen hatte praktisch schon abgehoben.«
McKenna drückte seine Verblüffung darüber aus, dass der Zug überhaupt ein solches Tempo erreichen konnte.
»Nach den schweren Schneefällen der letzten Woche hatten wir Räumtrupps ausgeschickt, um wenigstens einen eingeschränkten Fahrplan aufrechtzuerhalten, aber die Linie ist noch nicht wieder hundertprozentig befahrbar.«
Die Ursache für das Entgleisen konnte noch nicht ermittelt werden, aber zwei Wagen gingen in Flammen auf, nachdem der Zug in ein Gebäude gerast war. In dem stillgelegten Umspannwerk sollen Kreosot und andere brennbare und giftige Stoffe lagern.
Bei den beiden in Murrayfield getöteten Männern handelt es sich um Streckenarbeiter. Ein dritter Arbeiter wurde als vermisst gemeldet. Polizeisprecherin Jeannette Dougal erklärte, sie könne noch keine Angaben über die Anzahl der verletzten Passagiere machen, bislang seien jedoch keine Todesopfer unter den Passagieren zu verzeichnen.
»Mehrere Verletzte sind ins Krankenhaus eingeliefert worden, aber es besteht Grund zu der Annahme, dass Fahrgäste den Unfallort verlassen haben. Diese Personen werden dringend gebeten, sich bei den Behörden zu melden, damit sie die angemessene medizinische Versorgung erhalten können.«
Zu dem Gerücht, einige Passagiere könnten unter dem Einfluss von giftigen Gasen, Rauchwolken oder Dämpfen gestanden haben, wollte sie sich nicht äußern. Mehrere Augenzeugen hatten berichtet, dass einzelne Personen unmittelbar nach dem Unfall einen verwirrten Eindruck gemacht hätten.
Ann Sampson, eine Verwaltungsangestellte des Rugbystadions in Murrayfield, gab an, sie hätte von ihrem Bürofenster aus einige der Verletzten sehen können.
»Der Rauch war ziemlich dicht, aber wir konnten beobachten, wie Leute aus dem Wrack gekommen und auf die Gleise gegangen sind. Sie sind herumgelaufen, haben einander gepackt und sich überhaupt
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