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Pelagia und der schwarze Moench

Pelagia und der schwarze Moench

Titel: Pelagia und der schwarze Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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für mich. Erst vor kurzem ist es besser geworden. Ich spüre, dass mein Körper schwächer wird. Ich kann nur mit Mühe gehen, der Leib behält die Nahrung nicht bei sich, und morgens, wenn ich aufstehe, dreht sich mir der Kopf.« Israil lächelte verzückt. »Das bedeutet, das Ende ist nah. Ich muss nicht mehr lange auf die Erlösung warten. Außerdem wurde mir in der letzten Zeit bei meiner größten Pein Linderung zuteil. Der Herr hat den Teufel der Sinnlichkeit abberufen. Jetzt habe ich lichte, freudige Träume. Als ich dich erblickte, so jung und schön, lauschte ich in mich hinein – nichts rührte sich. Folglich hat mich der Herr gereinigt. Er hat mich gereinigt und mir vergeben.«
    Polina Andrejewna freute sich, dass es für den heiligen Mönch nun leichter wurde, seine Seele zu retten, doch es war Zeit, auf Dringenderes zu sprechen zu kommen.
    »Was also wollten Sie mir mit Ihrem lateinischen Rätsel sagen, Vater? Dass Ihr neuer Mitbruder nicht Ilari ist, sondern jemand anders, der sich durch einen Betrug hier eingeschlichen hat?«
    Israil lächelte heiter, weil er in Gedanken noch immer bei der baldigen Glückseligkeit weilte.
    »Was, meine Tochter? Ach so, Ilari. Ich weiß nicht, wir zeigen einander schließlich unsere Gesichter nicht, und zu sprechen ist uns nicht gestattet. Das Notwendige erklären wir einander durch Zeichen. Früher einmal habe ich Bruder Ilari im Kloster gesehen, doch das ist lange her. Ich erinnere mich nicht an sein Aussehen, nicht einmal an seine Größe. Ich weiß also nicht, ob er es ist oder nicht, doch eines weiß ich ganz gewiss: Der neue Mönch ist nicht hergekommen, um seine Seele zu retten. Er schnitzt keine Rosenkränze, und tagsüber lässt er sich nie außerhalb seiner Zelle blicken. Einmal bin ich zu ihm hineingegangen, um ihn an das gemeinsame kontemplative Gebet zu erinnern (ein stilles Gebet, das wir abhalten). Er lag da und schlief. Er hat abgewunken, sich auf die Seite gedreht und weitergeschlafen. Und das am helllichten Tag!«
    »Und was macht er nachts?«, fragte die Lissizyna rasch.
    »Das weiß ich nicht. Nachts bin ich hier, in der Zelle. Die Regeln sind streng, es ist nicht gestattet, die Zelle zu verlassen.«
    »Aber Sie haben das Schweigegelübde gebrochen und mit mir geredet! Es kann doch nicht sein, dass Sie noch nie nachts in den Stollen hinausgegangen sind?«
    »Noch nie!«, versetzte der Abt streng. »Kein einziges Mal. Und ich werde es auch nicht tun. Dass ich mit dir so ausführlich rede, hat einen besonderen Grund . . .«
    Er stockte und schlug plötzlich die Hände vor das Gesicht. Er schwieg.
    Polina Andrejewna wartete, solange ihre Geduld reichte, und erkundigte sich dann:
    »Was ist das für ein besonderer Grund?«
    »Ich will dich um Verzeihung bitten«, erwiderte der Mönch dumpf.
    »Mich!?«
    »Ich werde keine andere Frau mehr sehen . . .« Er nahm die Hände vom Gesicht, und Polina Andrejewna sah, dass Israils Augen nass von Tränen waren. »Der Herr hat mich geprüft und mir vergeben, dafür ist er Gott. Aber gegenüber euch, meinen Schwestern, habe ich schwere Schuld auf mich geladen. Wie kann ich die Welt verlassen, ohne dass eine Frau mir vergeben hat? Ich werde dir nicht alle meine abscheulichen Taten erzählen, das würde zu lange dauern. Nur die Geschichte, die ich vorhin erwähnte. Sie liegt mir schwerer auf dem Herzen als alles andere. Es ist die Geschichte, mit der meine Einsicht begann. Hör zu, und sage mir nur, ob eine weibliche Seele mir vergeben kann. Das würde mir schon reichen . . .«
    Die Beichte eines Herzensbrechers
    Und er begann zu erzählen.
    »Es ist eine Geschichte, aber es waren zwei Frauen. Die erste war noch ein ganz junges Mädchen. Sie reichte mir kaum bis zum Ellbogen, ein zartes, zerbrechliches Wesen. Aber das ist dort keine Seltenheit. Es war am Schluss meiner Weltreise, die sich über vier Jahre hingezogen hatte. Ich war in Europa aufgebrochen und beendete meine Reise am Ende der Welt, in Japan. Ich hatte viel gesehen. Ich sage nicht › viel Verschiedenes‹, sondern eher › viele Verschiedene‹ – das ist präziser.
    In Nagasaki und später dann in Yokohama hatte ich mir die Geishas und die joro (so heißen die Dirnen bei ihnen) zur Genüge angesehen. Als ich schon Weiterreisen wollte, weil mich in Japan nichts wirklich interessierte, sah ich im Haus eines Beamten seine jüngste Tochter. Mit ihren schmalen Augen starrte sie mich an wie einen wilden Gorilla, was heftige Erregung in mir weckte. Das wird

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