Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit
Sie nicht in die Details, es sei denn, Sie werden darum gebeten. Halten Sie sich an die Linie, die wir abgesprochen haben – guter Cop in misslicherSituation tat sein Möglichstes, damit der Gerechtigkeit gedient wurde. Wenn wir das Ganze auf dieser Ebene halten können, bin ich vorsichtig optimistisch.«
Vorsichtig optimistisch.
Aus dem Mund eines Flugzeugpiloten, eines Chirurgen oder des eigenen Anwalts klangen diese Worte nicht gerade ermutigend.
D’Agosta dachte an jenen schicksalhaften Tag im Herbst zurück, als er Pendergast zufällig beim Entenfüttern angetroffen hatte. Das lag zwar erst ein halbes Jahr zurück, aber was für eine lange, merkwürdige Reise lag inzwischen hinter ihm …
»Nervös?«, fragte Shoulders.
D’Agosta sah auf die Uhr. »Ich will die verdammte Sache bloß endlich hinter mich bringen. Ich hab’s satt, hier rumzusitzen und darauf zu warten, dass das Beil fällt.«
»So sollten Sie nicht darüber denken, Lieutenant. Bei einem Disziplinarverfahren geht es zu wie bei jedem anderen Prozess vor einem amerikanischen Gericht: Bis zum Beweis Ihrer Schuld gelten Sie als unschuldig.«
Schön wär’s. D’Agosta seufzte und rutschte unruhig auf der Bank herum. Dabei erblickte er Captain Laura Hayward, die auf dem belebten Flur auf sie beide zukam.
Sie näherte sich ihnen mit dem ihr eigenen gemessenen, energischen Schritt, trug einen grauen Kaschmirpullover und einen Faltenrock aus marineblauer Wolle. Plötzlich war der triste Korridor mit Leben erfüllt. Und doch war es ihm unangenehm, dass sie ihn so sah: auf einer Bank sitzend wie ein x-beliebiger Delinquent, der auf seine Auspeitschung wartet. Vielleicht würde sie weitergehen, einfach weitergehen, wie sie es an jenem Tag in der kleinen Polizeiwache unter dem Madison Square Garden getan hatte.
Aber sie ging nicht weiter. Sondern blieb vor der Bank stehen und nickte ihm und Shoulders zu.
»Hi«, brachte D’Agosta heraus. Er merkte, dass er vor Verlegenheit und Scham rot wurde, und ärgerte sich darüber.
»Hi, Vinnie«, erwiderte sie mit ihrer hauchigen Altstimme.
»Hast du eine Minute Zeit?«
Einen Augenblick lang wusste keiner, was er sagen sollte.
»Na klar.« Er drehte sich zu Shoulders um. »Können Sie kurz auf mich verzichten?«
»Gehen Sie nicht zu weit weg, wir sind gleich dran.«
D’Agosta folgte Hayward bis zu einem ruhigeren Abschnitt des Flurs. Sie blieb stehen, sah ihn an und strich sich dabei mit einer Hand unbewusst den Rock glatt. D’Agosta warf einen Blick auf ihre wohlgeformten Beine und spürte, wie sein Herz noch schneller schlug. Er suchte in seinen Gedanken nach etwas, das er sagen konnte, aber er fand nichts.
Aber auch Hayward schienen – untypischerweise – die Worte zu fehlen. Ihr Gesicht wirkte, als sei sie innerlich hin- und hergerissen. Sie öffnete ihre Handtasche, fingerte kurz darin herum, schloss sie wieder und steckte sie sich unter den Arm. Einen Moment lang standen sie schweigend da, während Polizeibeamte, Techniker und Leute vom Gericht vorbeigingen.
»Bist du hier, um eine Aussage zu machen?«, fragte D’Agosta schließlich.
»Nein. Ich habe meine eidesstattliche Erklärung schon vor einem Monat abgegeben.«
»Also hast du nichts mehr zu sagen?«
»Nein.«
Ein sonderbares Gefühl überkam D’Agosta, als ihm klarwurde, was das bedeutete.
Also hat sie über meine Rolle beim Herkmoor-Ausbruch den Mund gehalten,
dachte er.
Sie hat niemandem davon erzählt.
»Ich habe von einem Freund im Justizministerium einen Anruf erhalten«, sagte sie. »Die Nachricht ist soeben eingetroffen.Was das FBI betrifft, ist Special Agent Pendergast offiziell von allen Anklagepunkten freigesprochen. Die Mordkommission hat die Untersuchung wiederaufgenommen, aber wie’s aussieht, werden auch wir alle Anklagepunkte gegen ihn fallen lassen. Auf Grundlage der Beweismittel, die wir aus der Reisetasche von Diogenes Pendergast geborgen haben, ist ein neuer Haftbefehl gegen Diogenes ausgestellt worden. Ich dachte mir, dass dich das interessiert.«
D’Agosta fiel ein Stein vom Herzen. »Gott sei Dank. Also ist Pendergast komplett freigesprochen.«
»Ja, jedenfalls von den strafrechtlichen Anklagepunkten. Allerdings hat er sich mit Sicherheit keine neuen Freunde beim FBI gemacht.«
»Popularität war nie seine Stärke.«
Hayward lächelte matt. »Man hat ihm eine sechsmonatige Beurlaubung gewährt. Ob er darum gebeten hat oder ob das FBI sie gefordert hat, weiß ich nicht.«
D’Agosta schüttelte den
Weitere Kostenlose Bücher