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Perfect Copy - Die zweite Schöfung

Perfect Copy - Die zweite Schöfung

Titel: Perfect Copy - Die zweite Schöfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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leise.
    »Hmm«, machte Johannes voller Widerwillen, aber er sah seine Frau an dabei, und die lächelte aufmunternd. »Wahrscheinlich kann ich es überhaupt nicht mehr.« Violettas Lächeln vertiefte sich nur. Und sie war schrecklich neugierig, das sah man ihr an der Nasenspitze an. »Also, dann gib halt mal her«, sagte Johannes zu seinem jüngeren Zwillingsbruder. »Mal sehen, ob ich noch weiß, wie man den Bogen hält.«
    Wolfgang packte das Cello aus, prüfte die Stimmung, reichte es ihm und den Bogen dazu. Johannes nahm das Instrument zwischen die Beine, schien sich nur noch mit Mühe zu erinnern, wie alles ging. Er korrigierte die Handhaltung am Bogenansatz wenigstens zwei Dutzend Mal, ehe er auch nur das Haar auf die erste Saite legte. »Am besten, ihr haltet euch die Ohren zu«, schlug er vor. »Es wird bestimmt grässlich.«
    Er strich den ersten Ton.
    Wolfgang durchrieselte es.
    »Schöner Klang«, sagte Johannes versonnen und sah am Griffbrett hinunter, über die mahagonifarbene Resonanzdecke mit den beiden Schalllöchern. »Wirklich, diesen Klang hatte ich ganz vergessen.« Man konnte förmlich zusehen, wie nach und nach alles wieder auftauchte bei ihm. »Wartet mal… Irgendein Stück. Wie ging das noch mal? Das war aus dem Dotzauer, glaube ich.«
    Er setzte an und spielte eine kleine Melodie, ganz kurz und einfach nur, ein Kinderlied fast – aber wie begnadet! Die Töne, perlenrein und klar, schienen nicht aus diesem Instrument zu kommen, sondern direkt aus himmlischen Sphären. Für einen Moment war etwas im Raum zu spüren, das aus einer anderen Welt kam.
    »Mein Gott«, flüsterte Svenja, als er geendet hatte.
    Wolfgang war sprachlos. Er konnte es nicht fassen, dass jemand seinem Cello, dessen Möglichkeiten er zu kennen geglaubt hatte wie niemand sonst, Derartiges zu entlocken vermochte.
    »Weißt du was?«, meinte er, als er seine Bestürzung überwunden hatte. »Behalt es gleich. Es ist eh deins.«
    »Ja, schon.« Johannes schien auch nicht recht zu wissen, was das alles zu bedeuten hatte. »Aber du… Was machst du?«
    »Ich wollte sowieso aufhören. Es ist doch verschwendet an mich, ehrlich.« Er lächelte. »Und Professor Tessari wartet bestimmt schon auf dich.«
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    Aber Johannes ging nicht zu Professor Tessari. Er wurde auch nicht der gefeierte Cello-Solist, als den sein Vater ihn stets gesehen hatte. Er spielte ein paar Monate lang nur für sich selbst – um herauszufinden, ob er es noch konnte, um auf den sonoren Klang des Instrumentes zu horchen, um dessen vielfältige Nuancen zu erforschen, um damit zu träumen, die Finger über die wuchtigen Saiten auf Wanderschaft zu schicken, um mit dem Schwung des Bogens in neue Welten aufzubrechen im Universum des Klangs.
     
    Dann schrieb er eine Menge E-Mails an Leute, die er auf seinen Reisen kennen gelernt hatte, und er telefonierte viel mit denen, die antworteten. Zweien davon musste er Flugtickets schicken, weil sie sich selber keine hätten leisten können, und während dieser Zeit bauten Violetta und er in aller Eile zwei ungenutzte Räume unter dem Dach zu Gästezimmern aus und den größten Kellerraum zu einem gemütlichen Proberaum.
    Es waren ein Sitarspieler aus Indien, ein Perkussionist aus Argentinien und ein Klarinettist aus Mosambik, die wenig später eintrafen. Sie musizierten tagelang zusammen, diskutierten und stritten, formierten sich aber schließlich zu einer Band, die eine eigenartige, ausschließlich instrumentale Musik machte, wie man sie auf diesem Planeten noch nie zuvor gehört hatte. Als sie mit ersten Aufnahmen davon zu Musikverlagen und Plattenfirmen gingen, lachten die sie schallend aus. Musik ohne Gesang? Und so seltsame dazu? Will kein Mensch hören, sagten die zuständigen Fachleute. Wenn sie überhaupt etwas sagten.
    Doch Johannes verschickte ihre Aufnahmen unverdrossen in alle Welt, an alle Leute, die er kannte, und das waren nicht wenige. Einer davon, einst Manager einer kanadischen Fernsehgesellschaft, war inzwischen nach Hollywood gewechselt und begeistert von dem, was Johannes und seine Mitstreiter hervorbrachten. Er verschaffte ihnen die Gelegenheit, zu einem großen, gefeierten Hollywoodfilm die Filmmusik beizusteuern, und spätestens, als diese Musik das Einzige daran war, was letztendlich einen Oscar bekam, hörte das Gelächter auf.
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    Kapitel 18
     
    »Wenn ich auch ins Gefängnis komme…«, begann Mutter.
     
    »Kommst du nicht«, sagte Wolfgang.
    Sie waren im Garten hinter dem Haus,

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