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PR TB 056 Bruder Der Stahlernen Wölfe

PR TB 056 Bruder Der Stahlernen Wölfe

Titel: PR TB 056 Bruder Der Stahlernen Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Der Kybernetische Turm

    Sechstausend Meter vom Zivilraumhafen der Sechzig-Millionen-Stadt
Terrania steht dieses fünfhundert Meter hohe Gerüst aus
Terkonitstahlträgern. Es mißt an der Basis fünfzig zu
fünfzig Meter; von diesem Turm strahlen nach Anbruch der
Dämmerung genau dreitausend bewegliche Scheinwerfer hinunter auf
die Stadt, hinauf ins Firmament und nach allen Himmelsrichtungen.
Innerhalb von zwölf Stunden zucken zweieinhalbtausend
Elektronenblitze auf. Farben, Strahlen und Entladungen tauchen den
Turm und die Umgebung in geheimnisvolles Flimmern. Vierhundertfünfzig
Drehspiegel, konkav geschliffen, bewegen sich pausenlos - die gleiche
Konstellation von Farbe und Licht, Blitz und Bewegung wiederholt sich
im Zeitraum von fünfhundertneunzig Jahren nur ein einziges Mal.
    Der Turm ist eines der Wahrzeichen dieser verblüffenden
Stadt. Auf neun Plattformen können gleichzeitig zwanzig tausend
Gäste essen, die Aussicht genießen und die
Schiffsbewegungen auf dem Zivilraumhafen beobachten. Jeweils stark
betonte Farbzusammenstellungen haben gewisse Bedeutungen: Strahlt der
Turm grün, so war für die nächste Zeit vorwiegend
sonniges Wetter geplant, leuchtet er rot, würde es in Kürze
regnen. Eine positronische Steuerung, die sämtliche Schaltkreise
kontrollierte, wählte das Lichtprogramm aus. Nachts war das
veritable Lichtballett in Farben getaucht - tagsüber funkelten
die Spiegel des Kybernetischen Turmes im Licht der Sonne über
Terrania. Pausenlos und in ständig wechselnden Mustern.
    Er hatte mehr erlebt und mehr gesehen als jedes andere Wesen
dieser Galaxis mit ihren Millionen Sonnen. Sein Alter zählte
nicht nach Jahrzehnten, sondern nach Jahrtausenden. Er sah aus und
fühlte wie ein Terraner, aber er war nicht auf diesem Planeten
geboren. Dennoch -alles, was er tat, fühlte, dachte, plante oder
unternahm, diente der Erde.
    Er war allein.
    Allein, aber nicht einsam. Jetzt, im Jahr 2420 n.Chr. war er
niemals mehr einsam gewesen wie so viele Jahre zuvor. Er hatte nur
heute den Wunsch, niemanden aus seiner gewohnten Umgebung zu sehen,
allein gelassen zu werden und nachzudenken. Es war neunzehn Uhr.
    »Schließlich ist Frühsommer über
Terrania...«, flüsterte er fast unhörbar.
    Der Himmel in der Farbe tiefblauen Stahls überzog sich mit
Zirruswolken; die langgefaserten Strukturen begannen sich in einem
intensiven Hellrot zu färben. Wasser rauschte irgendwo, und ein
seltener Vogel von einem fremden Planeten begann zu kreischen. Dann
schlug die Ruhe im großen Patiohof wieder über dem Mann
zusammen, der entspannt in dem Sessel aus kostbarem weißem
Leder lag. Eine Mauer, ein Viertelkreis von drei Metern Höhe und
fünfzehn Metern Breite, grenzte die runde Grünfläche,
in fünf Ebenen angelegt, gegen die Umgebung ab. Das Mauerwerk
schien zu erwachen.
    Der Mann schloß geblendet die Augen.
    Das kristalline Mauerwerk sandte strahlende Lichter aus: Ein
Wasserfall aus blendendweißen Strahlen schien die Pflanzen
überschwemmen zu wollen. Wie viele Teile dieses großen,
flachen Bauwerks, stammte auch diese leuchtende Mauer nicht von
diesem Planeten.
    »Überall. immer. Erinnerungen!«
    Das Bauwerk, quadratisch und mit einem ausgesparten runden
Innenhof, dessen Mittelpunkt sich nicht mit dem Schnittpunkt der
beiden Diagonalen deckte, stand am Ufer des Goshunsees. Hier hatten
die wenigen Spitzen des Imperiums ihre privaten Wohnbereiche - oft
standen die Häuser monatelang leer, weil ihre Besitzer mehr
Arbeit hatten als jeder andere Mensch des Imperiums. Dann bewegten
sich nur die Robots; lautlos und positronisch gesteuert. Auch heute
war außer dem Mann niemand in diesem Haus, die
zweihundertfünfzig Quadratmeter Wohnfläche standen allein
zu seiner Verfügung.
    Das Licht aus der Kristallmauer verblaßte und kam mit
verstärkter Kraft wieder; pulsierend, unregelmäßig.
in einem seltsamen, fremdartigen Rhythmus. Der Mann stand mit einer
einzigen gleitenden Bewegung auf und blieb neben dem Sessel stehen.
Eine Hand griff nach dem schlanken Glas, in dem eine Kugel aus
milchigem Eis rotierte.
    Der Mann nahm das Glas, verließ den Garten, ohne die
bizarren und exotischen Gewächse anzusehen, ohne den betäubenden
Geruch wahrzunehmen, der aus Blüten und Blättern
    aufstieg, und betrat das Haus. Vor ihm fuhr geräuschlos eine
schwere Glasplatte zur Seite.
    Automatisch schalteten sich Lichter ein.
    Etwas Unbestimmbares lag an diesem Abend in der Luft. Es war, als
bewege sich ein Unsichtbarer durch die Stadt;

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