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Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)

Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)

Titel: Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Greene
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viele Jahre lang bestimmten Tieren und beobachteten ihre Umgebung. Daraus entwickelten sie ein umfassendes Gespür für ihre Umwelt. Sie kannten die Verhaltensmuster verschiedener Tiere, sodass sie vorhersehen konnten, wo Raubtiere zuschlagen würden, und spürten, wo sie Beute finden konnten. Sie kannten schließlich die langen Strecken, die sie zurücklegten, so gut, dass sie sich dort schnell und effektiv zurechtfanden, ohne lange nachdenken zu müssen. Sie entwickelten eine primitive Form der Intuition. Durch ständige Erfahrung und Übung gewannen unsere Vorfahren die verlorene Unmittelbarkeit und Geschwindigkeit teilweise zurück. Sie reagierten intuitiv statt instinktiv. An diesem Punkt der Entwicklung war die Intuition dem Instinkt überlegen, da sie nicht an sehr spezifische Umstände oder Reize gebunden, sondern auf viele verschiedene Handlungen anwendbar war.
    Die Gehirne jener Vorfahren waren noch nicht mit all den Informationen belastet, die sich durch Sprache oder das komplexe Zusammenleben in einer großen Gruppe ergeben. Durch ihren unmittelbaren Kontakt zu ihrer Umgebung entwickelten sie ein intuitives Gespür innerhalb weniger Jahre. Wir leben jedoch in einer sehr viel komplexeren Umgebung. Deshalb dauert dieser Vorgang bei uns zwischen 15 und 20 Jahren. Die Wurzeln unserer hochentwickelten Intuition liegen aber immer noch in der Urzeit.
    Der Motor der Intuition, egal ob primitiv oder hochentwickelt, ist das Erinnerungsvermögen. Alle Informationen, die wir aufnehmen, werden in mnemonischen Netzen im Gehirn gespeichert. Die Stabilität und Dauerhaftigkeit dieser Netze hängt von der Anzahl der Wiederholungen, der Intensität der Erfahrung und vom Grad der Aufmerksamkeit ab. Wenn wir nur mit einem Ohr einer Vokabellektion in einer Fremdsprache zuhören, ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass wir sie uns überhaupt merken. Aber bei einem Aufenthalt in dem Land, in dem die Sprache gesprochen wird, hören wir dieselben Worte im Kontext immer wieder. Wir hören wahrscheinlich aufmerksamer zu, weil wir es müssen, und die Gedächtnisspur wird deutlich stabiler.
    Nach einem Modell des Psychologen Kenneth Bowers werden mnemonische Netze in unserem Gehirn aktiviert, wenn wir auf ein Problem stoßen – etwa ein Gesicht, das wir erkennen sollen, ein Wort oder eine Phrase, an die wir uns erinnern müssen –, und die Suche wird dann über bestimmte Pfade weitergeleitet. All dies geschieht unbewusst. Wenn ein bestimmtes Netz ausreichend aktiviert ist, fällt uns plötzlich ein möglicher Name zu dem Gesicht ein oder eine Phrase, die passend erscheint. Dies sind niedere Formen der Intuition, die uns im alltäglichen Leben begegnet. Wir können die Schritte, die uns dazu führten, dass wir das Gesicht einer Person erkannten oder uns an ihren Namen erinnerten, nicht rekonstruieren.
    Menschen, die sich über Jahre hinweg mit einem Thema oder Gebiet beschäftigen, entwickeln so viele Gedächtnisnetze und -pfade, dass ihr Gehirn ständig nach neuen Verbindungen zwischen einzelnen Informationsbrocken sucht und sie auch findet. Wenn ein solcher Mensch dann miteinem komplexen Problem konfrontiert wird, verläuft die unterbewusste Suche in hundert verschiedenen Richtungen und wird von einem intuitiven Gespür dafür geleitet, wo die Lösung liegen könnte. Alle möglichen Netze werden aktiviert, und Ideen und Lösungen kommen plötzlich an die Oberfläche. Die besonders aussichtsreichen und angemessensten Lösungen bleiben im Gedächtnis hängen und werden umgesetzt. Die Lösung muss nicht Schritt für Schritt rational hergeleitet werden, sondern sie kommt unmittelbar in unserem Bewusstsein an.
    In die Gehirne der Meister haben sich extrem viele Erfahrungen und Gedächtnisnetze eingeprägt, und das Suchgebiet ist dadurch so groß und fühlt sich an wie die Realität selbst, die Dynamik.
    Der Schachmeister Bobby Fischer hat so oft ähnliche Umstände erlebt, so oft dieselben Züge und Reaktionen verschiedener Gegner gesehen, dass sie starke Gedächtnisspuren hinterlassen haben. Er hat unglaublich viele Muster verinnerlicht. Irgendwann im Verlauf seiner Entwicklung verschmolzen all diese Erinnerungen zu einem Gespür für die umfassende Dynamik des Spiels. Er sah nicht mehr nur einfache Spielzüge auf dem Schachbrett und erinnerte sich an diverse Gegenzüge, die er in der Vergangenheit gemacht hatte, sondern er sah und erinnerte sich an lange Sequenzen möglicher Spielzüge, die ihm auf dem gesamten Spielbrett als

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