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Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)

Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)

Titel: Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Greene
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in der sich ein durchschnittlicher Sechzehnjähriger mit einem Physikproblem beschäftigt. Nicht jeder wird automatisch zum Meister, nur weil er sich zwanzig Jahre lang mit einem Thema beschäftigt hat. Wie lange man bis zur Meisterschaft braucht, hängt vom Grad der Konzentration ab.
    Wir müssen unsere Studienzeit also bestmöglich nutzen, um dieses höchste Intelligenzniveau zu erreichen. Wir absorbieren die Informationen nicht einfach, wir verinnerlichen sie und eignen sie uns an, indem wir herausfinden, wie wir sie praktisch einsetzen können. Wir suchen nach Verbindungen zwischen den verschiedenen Teilen unseres erlernten Wissens, nach verborgenen Gesetzen, die wir in unserer Ausbildungsphase erkennen. Wir vergessen Misserfolge und Rückschläge nicht einfach, weil sie unserem Selbstwertefühl schaden. Wir untersuchen sie genau, um den Fehler zu finden und festzustellen, ob es sich um einen systematischen Fehler handelt. Im weiteren Verlauf beginnen wir, die Annahmen und Konventionen, die wir gelernt haben, infrage zu stellen. Wir beginnen zu experimentieren und werden immer aktiver. Wir geben auf dem Weg zur Meisterschaft immer alles. Jeder Moment, jede Erfahrung hält eine wichtige Lektion für uns bereit. Wir sind immer aufmerksam und verfallen niemals in Routine.
    Marcel Proust ist das beste Beispiel für den Einsatz von Zeit für das Erreichen von Meisterschaft. In seinem großartigen Roman Auf der Suche nach der verlorenen Zeit (im Original La recherche du temps perdu ) geht es genau um dieses Thema. Das französische Wort perdu bedeutet »verloren«, aber auch »ungenutzt«. Proust selbst und viele, die ihn als jungen Mann kannten, hätten nie erwartet, dass er Meisterschaft erlangen würde, weil er viel wertvolle Zeit augenscheinlich verschwendete. Er tat nichts anderes, als Bücher zu lesen, spazieren zu gehen, endlose Briefe zu schreiben, zu feiern, den Tag zu verschlafen und seichte Artikel über die bessere Gesellschaft zu schreiben. Als er schließlich mit der Übersetzung von Ruskins Werk begann, ließ er sich unglaublich viel Zeit dabei und führte scheinbar sinnlose Aufgaben aus, wie etwa an Orte zu reisen, die Ruskin beschrieb. Kein anderer Übersetzer wäre auf diese Idee gekommen.
    Proust selbst beklagte die Zeit, die er als junger Mann verschwendet hatte, und wie wenig er erreicht hatte. Aber diese Klagen können nicht ernst gemeint gewesen sein, denn er gab niemals auf. Trotz seiner physischen Schwäche und depressiven Schübe wagte er sich immer wieder an neue Aufgaben und erweiterte sein Wissen ständig. Er war unermüdlich und hartnäckig. Seine Selbstzweifel trieben ihn voran und erinnerten ihn daran, wie wenig Zeit ihm noch blieb. Er war überzeugt, er habe eine Bestimmung, es gebe einen allumfassenden Zweck für seine Eigenheiten, und dass er diese Bestimmung durch Schreiben erfüllte.
    Seine intensive Aufmerksamkeit unterscheidet jene 20 Jahre von derselben Zeit einer normalen Person. Er las die Bücher nicht nur einfach – er nahm sie auseinander, analysierte sie schonungslos und zog wertvolle Lektionen aus ihnen für sein eigenes Leben. Das viele Lesen verankerte verschiedene Stile in seinem Gehirn, die seinen eigenen Schreibstil bereicherten. Er ging nicht einfach nur unter die Leute, er wollte den innersten Kern der Menschen verstehen lernen und ihre geheimen Motivationen enthüllen. Er analysierte seine eigene Psyche nicht nur, er drang so tief zu den verschiedenen Bewusstseinsebenen vor, die er in sich fand, dass er zu Erkenntnissen über die Funktionsweise des Erinnerungsvermögens kam, die viele Entdeckungen in der Neurowissenschaft vorwegnahmen. Er übersetzte nicht nur, er strebte danach, in Ruskins Geist zu leben. Sogar den Tod seiner Mutter nutzte er, um seine persönliche Entwicklung voranzutreiben. Nachdem sie ihn verlassen hatte, musste er sich aus der Depression herausschreiben und die Gefühle zwischen ihnen irgendwie in seinem Buch nachbilden. Später beschrieb er all diese Erfahrungen als Samenkörner. Als er das Buch schließlich schrieb, pflegte er die Pflanzen, die viele Jahre zuvor in ihm aufgekeimt waren, wie ein Gärtner.
    Er wandelte sich aus eigener Kraft vom Schüler zum anerkannten Autor und Übersetzer und schließlich zum Romancier, der erkannte, worüber er schreiben wollte, mit welcher Stimme und wie er an sein Thema herangehen wollte. Nachdem er mit seinem Roman begonnen hatte, durchlebte er eine dritte Transformation. Sein Denken wurde von

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