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Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)

Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)

Titel: Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Greene
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annähernd erklären konnte. Sie bekam ein Gespür dafür, was die einzelnen Individuen ausmachte, aber auch für ihr Zusammenleben als Gruppe, ohne die sie nicht überleben könnten. Ihre Beobachtungen über das Sozialverhalten der Schimpansen veränderten unsere Vorstellungen von diesen Tieren für immer. Dass sie mithilfe tiefer Intuition entstanden, ändert nichts an ihrer Wissenschaftlichkeit.
    Der deutsche General Erwin Rommel gilt als Meister der Kriegsführung. Er gilt als der begabteste General der Geschichte mit dem besten Gespür für die Schlacht. Er spürte genau, wo der Feind zuschlagen würde, und vereitelte diese Pläne. Er startete seine Offensiven genau am schwächsten Punkt in der feindlichen Verteidigungslinie. Er schien selbst am Hinterkopf noch Augen zu haben und über geradezu hellseherische Fähigkeiten zu verfügen. Seine größten Schlachten fanden in Nordafrika statt, wo es fast unmöglich war, sich ein klares Bild vom Gelände zu verschaffen. Rommels Fähigkeiten hatten aber nicht Übersinnliches. Er kannte nur alle Aspekte der Schlacht besser als andere Generäle. Er überflog die Wüste immer wieder mit seinem eigenen Flugzeug und verschaffte sich so einen Überblick über das Gelände aus der Vogelperspektive. Er war ein ausgebildeter Mechaniker, kannte daher seine Panzer sehr genau und wusste, was er ihnen abfordern konnte. Er studierte die gegnerischen Armeen und Generäle. Er hatte mit den meisten seiner Soldaten direkten Kontakt und wusste so genau, was er von ihnen verlangen konnte. Er betrieb seine Studien konzentriert und gründlich. Irgendwann hatte er alle Details verinnerlicht. Sie verbanden sich in seinem Gehirn und verliehen ihm ein Gespür für das Gesamtbild und für die interaktive Dynamik.
    Die Fähigkeit, das Ganze intuitiv zu erfassen und die Dynamik zu spüren, ist eine einfache Zeitfunktion. Man fand Beweise dafür, dass ein Gehirn nach 10 000 Übungsstunden tatsächlich verändert ist. Dann könnten diese Fähigkeiten das Ergebnis einer Transformation sein, die nach mindestens 20 000 Stunden eintritt. Bei so viel Übung und Erfahrung entstehen Verbindungen im Gehirn zwischen verschiedenen Formen des Wissens. Durch diese Verknüpfungen haben Meister ein Gespür dafür, wie alles zusammenwirkt, und sie erfassen intuitiv Muster und Lösungen. Diese Art des Denkens vollzieht sich nicht schrittweise, sondern in Geistesblitzen und plötzlichen Erkenntnissen, wenn das Gehirn Verbindungen zwischen unabhängigen Wissensbausteinen knüpft und wir die Dynamik in Echtzeit spüren.
    Manche Menschen glauben, diese Intuitionen arbeiteten sequenziell, aber so schnell, dass der Denkende die einzelnen Schritte nicht mehr wahrnimmt. Dahinter steht das Bedürfnis, alle Formen der Intelligenz auf dieselbe rationale Ebene zu reduzieren. Aber wenn etwa bei der Entdeckung der allgemeinen Relativitätstheorie Albert Einstein selbst die einzelnen Schritte nicht mehr nachvollziehen konnte, die ihn zu der Einsicht über die Relativität der Zeit geführt hatten, wieso sollte man dann annehmen, dass solche Schritte existieren? Wir müssen der Erfahrung und den Berichten dieser Meister und aller Menschen mit einem hohen Maß an Selbsterkenntnis und analytischen Fähigkeiten vertrauen.
    Doch es wäre ein Fehlschluss zu glauben, dass Meister einfach nur ihrer Intuition jenseits des rationalen Denkens folgen. Sie erreichen diese höhere Form der Intelligenz vor allem durch harte Arbeit, tiefes Wissen und die Entwicklung ihrer analytischen Fähigkeiten. Außerdem unterziehen sie alle intuitiven Erkenntnisse einer ausführlichen rationalen Überprüfung. Wissenschaftler verbringen mehrere Monate oder Jahre mit der Bestätigung ihrer intuitiven Erkenntnisse. Künstler müssen ihre intuitiven Ideen ausbauen und ihnen durch rationale Planung eine Form geben. Vielen fällt es schwer, sich das vorzustellen, weil sich für uns Rationalität und Intuition gegenseitig ausschließen, aber auf diesem hohen Niveau fügen sie sich nahtlos ineinander. Das rationale Denken der Meister wird von ihrer Intuition geleitet; die Intuition ergibt sich aus intensiver, rationaler Konzentration. Die beiden verschmelzen miteinander.
    Zeit ist ein kritischer Faktor bei der Erlangung von Meisterschaft und dem damit verbundenen Gespür. Aber diese Zeit ist nicht neutral, und es geht auch nicht allein um die Dauer. Eine Stunde, die der sechzehnjährige Einstein mit Nachdenken verbrachte, ist nicht dasselbe wie eine Stunde,

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