Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)
ist, aber hier soll eine Definition anhand einer einfachen, unbestreitbaren Tatsache genügen: Vor etwa vier Milliarden Jahren entstand das erste Leben auf diesem Planeten als einfache Zellen. Diese Zellen, oder sogar eine bestimmte Zelle, waren der Urahn aller nachfolgenden Lebensformen. Sie waren der Ursprung, aus dem sich das Leben in all seiner Vielfalt entwickelte. Vor etwa 1,2 Milliarden Jahren erschienen die ersten mehrzelligen Organismen; vor 600 Millionen Jahren kam es zur wahrscheinlich großartigsten Entwicklung überhaupt: Organismen mit einem zentralen Nervensystem, aus dem sich schließlich unser heutiges Gehirn entwickelte. Bei der »kambrischen Artenexplosion« vor etwa 800 Millionen Jahren entstanden die ersten einfachen Tiere und bald darauf die ersten Wirbeltiere. Die ersten Spuren von Amphibien an Land stammen aus der Zeit von vor 360 Millionen Jahren, und vor 120 Millionen Jahren erschienen die ersten Säugetiere. Aus der neuen Säugetierfamilie zweigten vor etwa 60 Millionen Jahren die ersten Primaten ab, von denen wir abstammen. Der älteste menschliche Vorfahr lebte vor etwa 6 Millionen Jahren, und vor 4 Millionen Jahren erschien unser jüngster Vorfahr, Homo erectus. Der anatomisch moderne Mensch entwickelte sich erst vor etwa 200 000 Jahren. Sein Gehirn entsprach weitgehend dem unseren heute.
In dieser bemerkenswert komplexen Kette von Ereignissen gibt es immer wieder einen einzelnen, identifizierbaren Vorfahren, von dem die Menschen abstammen (die erste Zelle, einfache Tiere, Säugetiere, Primaten). Manche Archäologen vermuten sogar, es habe eine einzige weibliche Vorfahrin gegeben, von der alle modernen Menschen abstammen. Beim Blick auf diese Abstammungslinie, zurück in der Zeit, wird deutlich, dass der heutige Mensch – mit seinen besonderen psychischen Eigenschaften – eng mit jedem dieser urzeitlichen Vorfahren verbunden ist, von der ersten lebenden Zelle an. Alle Lebensformen stammen von diesem gemeinsamen Ursprung ab, und daher sind sie alle miteinander verbunden, auch wir Menschen. Das ist ein Fakt.
Diese Verbundenheit des Lebens bezeichne ich als die äußerste Realität. Menschen nehmen in Bezug auf diese Realität meist einen von zwei Standpunkten ein. Die einen distanzieren sich von der Verbundenheit und konzentrieren sich stattdessen auf die Unterschiede zwischen den Dingen, sie nehmen Objekte aus dem Kontext und analysieren sie als separate Einheiten. Im Extremfall führt dies zu einer hoch spezialisierten Form des Wissens. Heute findet man zahlreiche Anzeichen für diese Tendenz – die mikroskopische Aufteilung der Fachbereiche an den Universitäten, die extreme Spezialisierung in der Wissenschaft. In allen Bereichen unserer Kultur treffen Menschen feinste Unterscheidungen zwischen eng verwandten oder überlappenden Themen und streiten sich endlos über die Unterschiede. Sie unterscheiden zwischen einer militärischen und einer zivilen Gesellschaft, obwohl eine solche Unterscheidung in einer Demokratie nur schwer zu treffen ist. (Vielleicht steckt hinter dieser strengen Unterteilung von Fachgebieten und Menschen auch eine Verschwörung der Machthaber, eine Version von »Teile und herrsche«.) In dieser Gedankenwelt geht das Gefühl der Verbundenheit allen Lebens und aller Phänomene verloren, und durch die Spezialisierung entstehen eigenartige Ideen, die mit der Realität nichts mehr zu tun haben.
Andererseits sucht das Gehirn nach Verbindungen zwischen allem, was dazu führt, dass vor allem in Menschen, die ihrem Wissensdurst weit genug folgen, diese Verbindungen zum Leben erwachen. Bei Meistern ist diese Tendenz am auffälligsten, aber sie zeigt sich auch in gewissen historischen Bewegungen und Philosophien, bei denen weite Teile einer Kultur zur Realität zurückkehren und diese Entwicklung Teil des Zeitgeistes wird. Beispiele hierfür sind der Daoismus im Osten und der Stoizismus im Westen. Beide Bewegungen hatten über Jahrhunderte hinweg Bestand. Im Daoismus gibt es die Vorstellung des Weges, im Stoizismus den Logos. Beides bezeichnet das ordnende Prinzip des Universums, das alle Lebewesen miteinander verbindet. Marcus Aurelius schrieb: »Erinnere dich daran, dass alles miteinander verbunden, miteinander verwandt sind. Alles ist in allem enthalten und existiert in Harmonie mit allem anderen. Ein Ereignis ist die Folge eines anderen. Alles wirkt auf alles andere ein, atmet gemeinsam, ist eins.«
Die Renaissance ist das wohl beste Beispiel. Das Ideal dieser
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