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Perlensamt

Perlensamt

Titel: Perlensamt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bongartz
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schwul war. Aber für eine andere Erklärung fehlte ihr die Phantasie.
    »Aber David gegenüber hast du erklärt, du hieltest mich für schwul.«
    Ich lächle. Es bereitet mir Genugtuung, das zu sagen. Ich fühle, wie ich an Boden gewinne.
    »Das ist doch kompletter Schwachsinn. Wer auch immer das behauptet hat, lügt.«
    Monas Interesse hatte ausschließlich dem Courbet gegolten. Perlensamts Party kam gerade recht. Aber dann: kahle Wände. Was sollte das? Sie hatte immer den Eindruck gehabt, daß Perlensamt eine Rolle spielte, aber sie wußte nie, welche und zu welchem Zweck. Als Perlensamt nach dem Selbstmord seines Vaters zusammenbrach, sah Mona eine weitere Gelegenheit, ihren wachsenden Verdacht zu überprüfen. Dann hatte sie in der Fasanenstraße Perlensamts Jeu de Paume entdeckt – und natürlich die Rückseiten der Bilder geprüft. Sie hatte nach einer Liste gesucht, aber nichts finden können. Keine schriftlichen Unterlagen. Sie war, wie ich, zunächst überzeugt, daß es sich um eine Sammlung von Raubkunst handelte. Aber als David ihr offenbarte, der Enkel von Abetz zu sein, vermutete sie plötzlich einen anderen Hintergrund.
    »Warum?«
    »Intuition? Ich hatte immer den Eindruck gehabt, daß David um Aufmerksamkeit buhlte. Aber es dauerte ein bißchen, bis ich einen Zusammenhang herstellen konnte zwischen seinem Geltungsbedürfnis und diesen Bildern. Es liegt nicht gerade nahe. Aber er ist mit dieser perversen Idee nicht allein.«
    Sie grinst. Ich verstehe überhaupt nichts mehr. In einer Nacht, als David schon schlief, stöberte Mona wieder in dem Depot. Sie entdeckte in einer Ecke ein Bild, das sie vorher übersehen hatte, einen alten Meister. 16. Jahrhundert, flämische Schule, Blumen in einer Vase, ungefähr 25x30 Zentimeter, schwarz gerahmt. Es war ein halbwegs bekannter Maler, keiner der ganz großen Namen. Aber Mona kannte es. Vor Jahren hatten sie es einmal bei Nobble ausgestellt. Es war in Paris durch die Versteigerung gegangen. Sie nahm es in die Hand und stutzte. Das Bild, das sie kannte, war auf Holz gemalt. Das, was sie in der Hand hielt, stand auf Leinwand. Sie nahm es mit und legte es ihrer Freundin Katja vor, einer Kunsthistorikerin, die auf der Museumsinsel arbeitete und spezialisiert war auf dieses Gebiet.
    »Dann war das also das Bild, das Frau Arno meinte.«
    »Frau Arno?«
    »Sie sagte, du hättest ein Bild mitgenommen. Sie hatte nicht den Eindruck, daß Perlensamt es dir freiwillig überlassen hätte.«
    »Spionin. Sie konnte mich nicht leiden.« Mona lächelt triumphierend. »Ich sie auch nicht.«
    Katja hatte sich gewundert. Das Bild war außergewöhnlich gut gemalt. Die Leinwand war alt, so daß man es auf den ersten Blick für ein altes Bild hätte halten können. Da war jemand am Werk gewesen, der seine Sache verstand. Aber die Farben waren kaum älter als ein paar Jahre. Das Bild war eine Fälschung. Am liebsten wäre Mona mit ihrer Entdeckung direkt zu mir gelaufen. Aber sie konnte nicht einschätzen, wie ich zu David stand, einmal für ihn, einmal gegen ihn, ihr gegenüber unzugänglich. Wie recht sie hat. Am nächsten Tag ging sie wieder zu Perlensamt, kaufte für ihn ein, kochte, aß mit ihm. Bevor sie ging, steckte sie eine Zeichnung aus dem Planschrank ein. Auch diese brachte sie zu Katja. Das Ergebnis war das gleiche.
    »Meinst du, daß es alles Fälschungen sind?«
    »Ich konnte schließlich nicht alle Bilder zu Katja schleppen – und von den rückseitig markierten war keines so klein, daß es in eine Tasche gepaßt hätte.«
    Einige Tage später eröffnete ihr Perlensamt, er wolle mit der Sammlung an die Öffentlichkeit gehen. Aber es war nicht so, wie Mona angenommen hatte. Perlensamt plante nicht etwa eine einfache Veröffentlichung der Bilder, damit mögliche enteignete Besitzer oder Nachkommen sich melden konnten. Mona sollte D.D. Miles überreden, die Bilder zur Auktion zu bringen.
    »Er hatte jeden Bezug zur Realität verloren. Er hat einfach herumgesponnen.«
    Plötzlich hatte Mona den Eindruck gehabt, sich übernommen zu haben. Sie sah unabsehbare Folgen, die vielleicht nicht nur ihrem, sondern auch dem Ruf der Firma schaden könnten. Als sie an einem der nächsten Tage, genau wie ich, David im Fernsehen sah, war sie wie gelähmt. Das war der Zustand, in dem ich sie angetroffen hatte. Ich hatte sie aufgerüttelt, wieder auf die Füße gebracht. Aber als sie dachte, nun endlich mit mir reden zu können, stürmte ich plötzlich davon. Wieder hatte sie keine

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