Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pern 03 - Drachengesang

Pern 03 - Drachengesang

Titel: Pern 03 - Drachengesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
Sack! Wir brauchen frisches Grünzeug«, sagte Mavi mit ausdrucksloser Stimme. »Und halte Ausschau 33
    nach Gelbfasergras! Die ersten Büschel müßten allmählich sprießen.«
    Ergeben nahm Menolly den Sack und schlang die Tragschlaufe unbedacht über die Schulter. Sie unterdrückte ein Stöhnen, als die steifen Lederfalten gegen ihren wunden Rücken schlugen.
    Ehe Menolly es verhindern konnte, hatte ihr Mavi den Kittel hochgeschlagen. Die Burgherrin stieß einen Schreckensruf aus.
    »Du wirst einige dieser Striemen mit Salbe einstreichen müssen.«
    Menolly trat einen Schritt zurück.
    »Welchen Sinn hätte eine Tracht Prügel, wenn man die Schmerzen gleich betäubt?«
    Und sie rannte ins Freie.
    Die Schmerzen, die ich spüre, sind ihr doch egal, dachte Menolly bitter. Aber Mavi weiß, daß man einem gesunden Körper härtere Arbeit abverlangen kann.
    Leichtfüßig lief sie dahin, ohne auf den Schmerz zu achten, der sie bei jedem Schritt durchzuckte. Je schneller sie sich aus dem Burghof entfernte, desto besser. Sie hatte wenig Lust, einer der alten Tanten zu begegnen und sich ausfragen zu lassen, warum der Unterricht schon zu Ende war oder weshalb Menolly zum Grünzeugsammeln ging, anstatt mit den Kindern zu singen.
    Zum Glück begegnete sie keiner Menschenseele. Die Leute waren entweder in der Dockhöhle, um beim Entladen und Aufbereiten des Morgenfangs zu helfen, oder sie machten sich rar, damit der Burgherr sie nicht erspähte und ihnen Arbeit zuwies.
    Menolly lief an den Pachthöfen vorbei, die Straße entlang, welche das Marschland durchschnitt und dann den Fußweg, der nach rechts abzweigte und bis an die Südgrenze der Halbkreis-Bucht führte. Sie hatte eine gewaltige Distanz zwischen sich und der Burg gelegt … und tat dabei nichts ausdrücklich 34
    Verbotenes, denn sie hatte den Auftrag, nach Grünzeug zu suchen.
    So spähte sie nach jungen Trieben und Gräsern, während sie über den lockeren Sand lief, aber sie entdeckte nichts. Ihr Rücken begann zu brennen. Sie biß die Zähne zusammen und hetzte weiter.
    Ihr Bruder Alemi hatte einmal gesagt, daß sie genauso schnell rennen konnte wie jeder Junge auf der Burg ja, daß sie den meisten auf langen Strecken überlegen war. Warum konnte sie kein Junge sein …? Dann wären durch den Tod des alten Petiron kaum Probleme entstanden. Und Yanus hätte einen Jungen, der so kühn war, seine eigenen Lieder zu singen, niemals geschlagen.
    Das erste der tiefgelegenen Marschtäler leuchtete rosa und gelb: Strandpflaumen und Moosbeeren standen in voller Blüte.
    Hier und da zeigten schwarze Stellen an, wo sich in der Vergangenheit ein Fädenknäuel in den Boden gefressen oder der Feueratem der Drachen die Vegetation versengt hatte.
    Eines Tages, so schwor sich Menolly, würde sie einfach die stählernen Verschläge eines Fensters aufstoßen und zusehen, wie die Drachen im Flug die Sporen verbrannten. Was mußte das für ein Anblick sein!
    Aber auch furchterregend, überlegte sie weiter. Sie hatte einmal mitangesehen, wie ihre Mutter nach einem Sporenregen die Verwundeten behandelte. Die Male sahen aus, als habe jemand mit einem glühenden Schürhaken eine rote Furche durch die Haut gezogen. Torly zum Beispiel würde sein Leben lang gezeichnet bleiben; Fädennarben heilten schlecht.
    Sie mußte eine Pause einlegen. Schweiß rieselte ihr den Rücken hinunter und fraß sich salzig in die Striemen. Sie löste den Wherledergürtel und fächelte sich Kühlung zu.
    Vorbei am ersten Sumpftal, die Hügelkuppe hinauf und dann in die nächste Senke. Hier war Vorsicht geboten; unter trügerischen Moospolstern verbargen sich oft tiefe Morastlöcher.
35
    Keine Spur von Gelbfasergras. Letzten Sommer hatte sie zwei Hügelkuppen weiter eine größere Fläche entdeckt.
    Zuerst hörte sie nur das Schwirren, und Entsetzen durchzuckte sie. Drachen? Sie wirbelte herum und hielt ängstlich Ausschau nach dem verräterischen grauen Flimmern im Osten. Der Türkishimmel war frei von Fäden, aber erfüllt von Flügelrauschen.
    Drachen? Das konnte nicht sein. Niemals flogen Drachen in einem so wirren Haufen. Drachen bildeten eine strenge Formation, die sich wie ein geometrisches Muster vom Himmel abhob. Diese Geschöpfe dagegen schossen in wilden Schleifen und Kurven dahin, tauchten und stiegen wieder in die Höhe. Menolly hielt eine Hand über die Augen. Blaue Blitze, grüne, ein weiches Braun … und da … in den Schuppen des pfeilschnellen Tierchens an der Spitze fing sich golden die

Weitere Kostenlose Bücher