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Pern 03 - Drachengesang

Pern 03 - Drachengesang

Titel: Pern 03 - Drachengesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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war, jede Ballade und Saga, jeden Gitarrengriff und jeden 39
    Trommelwirbel. Es gab keine Tonart, die sie nicht beherrschte, und keine Schlagfolge, die sie nicht im exakten Rhythmus spielte. Sie konnte mit der Zunge pfeifen wie ein Waldwher und jeder Flöte Doppel-Triolen entlocken.
    Aber es hatte auch Dinge in ihrer Welt gegeben, die Petiron ihr nicht erklären wollte oder konnte. Menolly fragte sich, ob der Grund dafür in der Tatsache lag, daß sie ein Mädchen war und daß es Geheimnisse gab, die nur der männliche Verstand zu durchdringen vermochte.
    »Na und?« hatte Mavi einmal zu Menolly und Sella gesagt.
    »Es gibt auch Weibertricks, die kein Mann je erlernen wird.
    Dadurch sind wir quitt.«
    »Mehr als quitt«, murmelte Menolly, während sie den Feue rechsen folgte. Ein Mädchen hatte gesehen, wovon die Jungen und Männer der Burg am Meer nur zu träumen wagten –
    Feuerechsen beim Spiel.
    Sie hatten es aufgegeben, der Königin und ihren Bronzegefährten zu folgen, und vollführten nun wilde Scheinkämpfe, bei denen sie oft in die Tiefe tauchten und Menollys Blicken entschwanden. Allem Anschein nach befand sie sich bereits in Küstennähe. Sie mußte achtgeben, wohin sie lief.
    Ein unvorsichtiger Schritt – und sie rutschte in ein Treibsand-loch. Weiter vorn rauschte das Meer. Menolly hielt Ausschau nach größeren Flecken des harten Marschgrases. Hier war der Grund sicherer, und die Feuerechsen konnten sie nicht so leicht sehen.
    Sie erreichte eine kleine Anhöhe; jenseits des Kammes brach der Hügel nahezu senkrecht zur Küste hin ab. In der Ferne ragten die Drachensteine aus dem Wasser, umhüllt von einem feinen Dunstschleier. Die Feuerechsen zirpten und kreischten.
    Menolly legte sich flach ins Gras und robbte bis zur Bruchkante, getrieben von dem Wunsch, die Tiere genauer zu beobachten.
    Am Strand herrschte Ebbe, und die Echsen tummelten sich im 40
    Watt, holten Muscheln von den freigelegten Felsbrocken, badeten in den seichten Tümpeln und breiteten die zarten Flügel aus, um sie zu trocknen. Hin und wieder gab es kleinere Kämpfe, wenn zwei der Tiere die gleiche Beute ins Auge gefaßt hatten. Darin, dachte Menolly, unterschieden sie sich wohl von den Drachen. Sie hatte noch nie gehört, daß Drachen sich um irgend etwas stritten. Soviel sie wußte, hielt man für die Drachen eigene Herden, um sie satt zu bekommen. Zum Glück fraßen sie nicht sehr häufig, sonst hätten alle Vorräte von Pern nicht ausgereicht, die Riesengeschöpfe zu ernähren.
    Ob Drachen Fische mochten?
    Menolly lachte leise vor sich hin.
    Höchstens jene sagenumwobenen Riesenfische, die nie in den Netzen der Flotte landeten. Die Burg in der Halbkreis-Bucht schickte einen Teil ihres Fanges, geräuchert, gepökelt oder gesäuert, als Tribut zum Benden-Weyr. Hin und wieder kam auch ein Drachenreiter und holte für besondere Festlichkeiten wie die Gegenüberstellung frischen Fisch.
    Und die Frauen vom Weyr stellten sich jeden Frühling und Herbst ein, um frische Gräser zu schneiden oder Beeren zu sammeln. Menolly hatte einmal Manora, die Aufseherin der Unteren Höhlen, bedient; eine freundliche, angenehme Frau war das gewesen. Leider hatte Mavi ihre Töchter bald aus dem Zimmer geschickt, weil sie wichtige Dinge mit Manora besprechen wollte. Aber Menolly hatte auf den ersten Blick Vertrauen zu der Fremden gefaßt.
    Unvermittelt erhob sich der ganze Echsenschwarm in die Luft, aufgescheucht durch die Rückkehr der Königin und des Bronzepartners, der sie erobert hatte. Die beiden landeten erschöpft im seichten Wasser, die Flügel weit ausgebreitet. Die Bronze-Echse schlang ihren langen, biegsamen Hals zärtlich um den Nacken der Königin, und so ruhten sie aus, während die anderen Tiere ihnen eifrig Fingerschwänze und Felsmu-scheln anboten.
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    Wie in Trance beobachtete Menolly durch ihren Vorhang aus Marschgras das Treiben. Nach und nach, einzeln oder zu zweit, flogen die Tiere hinauf zu den Uferfelsen und verschwanden in den Höhlen und Spalten des Gesteins.
    Dann entstiegen auch die Königin und ihr neuer Gefährte dem Badetümpel. Sie glitten in einer langsamen Spirale zu den Drachensteinen und verschwanden schließlich aus Menollys Blickfeld.
    Erst jetzt kam dem Mädchen zu Bewußtsein, daß die Sonne heiß auf ihren zerschundenen Rücken brannte und Sandkörner ihre Haut wundscheuerten.
    Vorsichtig zog sie sich von der Klippe zurück. Wenn die Feuerechsen merkten, daß ein Mensch sie beobachtete, kehrten sie vielleicht

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