Pern 06 - Der Weisse Drache
hilflos die Achseln und lachten unsicher mit. Sie errieten weder den Anlaß der Heiterkeit noch was Baron Groghe ihnen sagen wollte. Erst nach geraumer Zeit fand der Baron seine Beherrschung wieder. Er wischte sich die Lachtränen aus den Augen.
»Fabelhaft auf Zack! Jawohl, das seid ihr beide. Fabelhaft auf Zack!« Er trommelte mit einer Faust gegen seine Brust, weil er immer noch Schwierigkeiten mit dem Atmen hatte. Nach
einem langen Hustenanfall wurde er endlich wieder ernst. »Ich kann es euch nicht verübeln. Weyr-Geheimnisse darf man nicht ausplaudern. Verstehe ich sehr gut! Aber tut mir einen Gefallen! Redet mit F’lar! Sagt ihm, daß Angriff besser ist als Verteidigung! Aber das weiß er vermutlich selbst. Ich finde nur, er sollte vorbereitet sein – bald. Inzwischen weiß nämlich ganz Pern, daß sich der Meisterharfner in den Süden begibt, um wieder gesund zu werden. Alle wünschen Meister Robinton das Beste. Aber die Leute fangen natürlich an, Fragen über den Südkontinent zu stellen, besonders jetzt, da er frei zugänglich wird.«
»Der Süden ist so groß, daß man ihn nicht ausreichend gegen die Sporen schützen kann«, erklärte N’ton.
Baron Groghe nickte und murmelte, daß er sich über dieses 358
Problem im klaren sei. »Nur – es hat sich herumgesprochen, daß man diese Fäden auch außerhalb der Burgmauern überleben kann.« Er starrte Sebell aus zusammengekniffenen Augen an. »Ihr Mädchen, diese Menolly, hat es bewiesen. Und wie man hört, bekam Toric drunten im Süden bei Fädeneinfall wenig Unterstützung von den Alten.«
»Sagen Sie mal, Baron Groghe«, warf Sebell in seiner ruhigen Art ein, »waren Sie je bei einem Sporenregen im Freien?«
Baron Groghe zuckte zusammen. »Ein einziges Mal. Ist ja gut, Harfner, ich verstehe, was Sie sagen wollen. Aber was soll’s – gerade hier würde sich erweisen, wo die Männer sind und wo die Weichlinge!« Er nickte heftig. »Jawohl, das ist meine Ansicht. Wir müssen die Weichlinge aussondern.« Er starrte N’ton listig an. »Oder sind die Weyr da anderer Meinung?«
Zur Überraschung des Barons lachte N’ton. »Es wird Zeit, daß wir mehr als nur die Weichlinge aussondern, Baron Groghe!«
»Häh?«
»Jedenfalls werde ich Ihre Botschaft heute noch an F’lar weitergeben.« Der Weyrführer von Fort hob seinen Becher.
»Danke. Mehr kann ich nicht verlangen. Was hört man Neues von Meister Robinton, Sebell?«
Sebells Augen leuchteten auf. »Er ist vier Tagesreisen von Ista entfernt, und es geht ihm gut.«
»Auf dem Schiff? Na, ich weiß nicht …«
»Zumindest hörte ich, daß es ihm gut geht. Ob er der gleichen Ansicht ist, weiß ich nicht«, setzte Sebell hinzu.
»Sucht diese idyllische Bucht auf, in der Jaxom festgehalten wird, was?«
»Festgehalten?« Sebell schaute den Burgherrn mit gespieltem Entsetzen an. »Baron Jaxom wird nicht festgehalten, aber er muß noch eine Weile warten, ehe er wieder ins Dazwischen fliegen darf.«
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»Ich habe ihn besucht. Sagen Sie, wo liegt diese Traumbucht eigentlich genau?«
»Im Süden«, entgegnete Sebell knapp.
»Hmm. Na schön, Sie wollen nicht raus mit der Sprache.
Nehme ich Ihnen gar nicht übel. Herrlicher Fleck. Also dann, ihr beiden, richtet F’lar meine Worte aus! Ich glaube nicht, daß ich der einzige bleiben werde, der das Problem auf den Tisch bringt, aber ich dachte mir, es könnte nicht schaden, wenn ich der erste bin. Hilft vielleicht ihm und mir weiter. Meine Söhne, die verdammte Brut, treiben mich allmählich in den Suff!« Der Baron erhob sich, und seine beiden Besucher taten das gleiche.
»Richten Sie Ihrem Meister meine besten Wünsche aus, Sebell, wenn Sie ihn das nächstemal sehen.«
»Danke, ich werde es nicht vergessen.«
Baron Groghes kleine Königin Merga verabschiedete sich mit fröhlichem Gezirpe von Kimi und Tris, als die drei Männer die Burg verließen. Sebell schloß daraus, daß der Baron zufrieden mit dem Verlauf des Gesprächs war.
Erst als die beiden Besucher die breite Auffahrt verlassen hatten, die vom Hof der Burg zur gepflasterten Straße hinunter-führte, lachte Sebell leise vor sich hin. »Es hat geklappt, N’ton, es hat geklappt!«
»Was?«
»Der Baron bittet den Weyrführer von Benden um Erlaubnis, in den Süden zu gehen.«
»Ja und?« N’ton schaute ihn kopfschüttelnd an.
Sebell grinste breit. »Beim Ei, und Sie fallen auch darauf herein! Haben Sie Zeit, mich zum Benden-Weyr zu bringen?
Baron Groghe hat recht. Andere werden
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